Berlin. Ist der „Lockdown light“ alternativlos? Bei „Anne Will“ forderte ein Gast, sich stärker auf den Schutz von Älteren zu konzentrieren.
Deutschland geht erneut in den Lockdown. Auch wenn die ab diesem Montag für einen Monat geltenden Maßnahmen schwächer sind, als jene im Frühjahr: Treffen werden sie wieder viele. Damit beschäftigte sich auch die Runde bei „Anne Will“: „Wie nachhaltig wirken die Anti-Corona-Maßnahmen?“, lautete das Thema des Talks.
Das waren die Gäste von „Anne Will“
Diskutiert wurde die Frage nach den Anti-Corona-Maßnahmen von
- Bayerns Ministerpräsident Markus Söder,
- Kanzleramtschef Helge Braun,
- der Physikerin Viola Priesemann,
- dem Epidemiologen Stefan Willich ,
- der Politikerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP),
- dem Jazzmusiker Till Brönner.
„Anne Will“: Was wären Alternativen zum „Lockdown light“?
Einen guten Teil der Zeit verwendet die Runde auf die Frage, ob es Alternativen zum „Lockdown light“ gegeben hätte. Markus Söder und Helge Braun waren sich bei ihrem „nein“ als Antwort einig. „Die Alternative wäre, es laufen zu lassen“, sagte der bayerische Ministerpräsident. Das hätte eine unkontrollierte Durchseuchung, überlastete Intensivstationen und am Ende hohe Todeszahlen zur Folge gehabt.
Unterstützung erhielten die beiden von Viola Priesemann, die die Ausbreitung des Virus mathematisch untersucht. Mit Blick auf die Maßnahmen war die Physikerin ehrlich: Man wisse nicht, welche wie genau dabei helfe, die Zahl der Neuinfektionen runterzubringen. „Aber wir brauchen jeden Baustein“, sagte Priesemann.
Diese Forderung verargumentierte sie plausibel. Mit steigenden Fallzahlen steige auch der Anteil jener, der das Virus unwissend mit sich trägt, führte Priesemann aus. So komme es auch wieder stärker in Alten- und Pflegeheime, wo es großen Schaden anrichten könne.
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Der Epidemiologe fordert bei „Anne Will“ eine andere Strategie
Kontra kam vor allem von Stefan Willich. Zwar stimmte der Charité-Mediziner den Maßnahmen überwiegend zu, kritisierte aber die Beschränkungen der Kultur. Diese habe schnell reagiert und effiziente Hygienepläne entwickelt.
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Willich forderte einen Strategiewechsel: „Wir werden uns an höhere Fallzahlen gewöhnen müssen“, sagte er in Opposition zu Priesemann. Statt auf diese Zahl solle man vor allem auf die Intensivstationen schauen – und die gefährdeten Menschen besser schützen. „Die große Mehrheit der Bevölkerung ist von dieser Krankheit praktisch gar nicht tangiert“, so Willich.
Kultur im „Voll-Lockdown“
Wie gravierend die neuerliche Lockdown-Entscheidung für manche ist, machte schließlich Till Brönner klar. „Wir finden nicht den Lockdown light doof, wir haben das Problem seit Februar: den absoluten Voll-Lockdown“, prangerte der Jazzmusiker an. Und berichtete, dass allein er seitdem nur drei Konzerte und unzählige Absagen hatte.
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Das Argument war berechtigt, verfehlte aber einen stückweit den Adressaten, die Politik. Schließlich kann auch ein Helge Braun nichts dafür, dass Freizeitveranstaltungen aller Art seit Februar – ganz unabhängig von etwaigen Lockdowns – für viele Menschen kaum ein Thema mehr sind. Einen Punkt hatte Brönner trotzdem: Die Hilfen sind daran bemessen zu gering und passen oft nicht zu den Geschäfts- und Lebensmodellen der Betroffenen.
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Das Fazit
Die Ausgabe von „Anne Will“ machte wieder deutlich, wie groß das Konfliktpotenzial der Coronavirus-Maßnahmen ist. Man kann nur hoffen, dass die Maßnahmen in zwei, drei Wochen eine Wirkung zeigen. Wenn nicht, könnte es ein düsterer Winter werden.
Hier geht es zur Ausgabe von „Anne Will“ in der ARD-Mediathek. Auch in der vergangenen Folgen ging es um das Coronavirus. FDP-Politiker Wolfgang Kubicki warnte vor einer Corona-Müdigkeit in Deutschland. Virologe Hendrik Streeck forderte bei „Anne Will“ eine neue Corona Strategie. In den Sendungen zuvor wurden auch andere Themen diskutiert: Die Gäste diskutierten bei „Anne Will“ über das Flüchtlingslager Moria. Auch der Giftanschlag auf Alexej Nawalny war Thema bei „Anne Will.“
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