Essen. „Der Sommer nach dem Abitur“ zeigt Bastian Pastewka und zwei Schulfreunde auf der Suche nach verpassten Erinnerungen aus ihrer Jugend.

Und war es auch Wahnsinn, so hatte es doch Methode. Gemeint ist die Musik der Londoner Band „Madness“, die sich mit ihrer Mischung aus jamaikanischem Ska, Punk und Pop großer Beliebtheit erfreute. Damals, in den 80ern, gehörten die Schulfreunde Alexander (Bastian Pastewka), Ole (Fabian Busch) und Paul (Hans Löw) zu den eingeschworenen Fans.

Leider schafften sie es nach dem Abitur nicht, zu einem Konzert der Lieblingsband zu fahren. Das, und damit einen Teil ihrer verpassten Jugend, wollen die Mittvierziger jetzt nachholen, denn Madness geben endlich wieder ein Konzert in Deutschland.

Die Nostalgiefahrt, zeitgeistgerecht unternommen mit einem klapprigen „Einser-Golf“, den Paul aufgetrieben hat, wird von Anfang an zum Desaster. Wenn auch die Gruppe das Ziel vorgibt, dann wird der Weg dahin bestimmt von Murphys Gesetz, und danach geht schief, was nur schiefgehen kann.

„Der Sommer nach dem Abitur“: Hochkarätige Besetzung

„Der Sommer nach dem Abitur“ ist, nach der schwarzen Komödie „Mutter muss weg“ (2011), die zweite Zusammenarbeit zwischen Drehbuchautor Marc Terjung und Star-Comedian Pastewka, dem mit Löw und Busch zwei kongeniale Partner zur Seite stehen. Selbst kleine Nebenrollen sind, mit Anneke Kim Sarnau etwa oder Charlie Hübner, hochkarätig besetzt in dieser von Eoin Moore inszenierten bittersüßen Komödie, die bei aller Turbulenz nie in die Fahrwasser einschlägiger „Buddy-Movies“ à la „Saumäßig unterwegs“ gerät.

Kann man die Zeit zurückdrehen, einfach anknüpfen an damals? In den Jahrzehnten, in denen es kaum noch Kontakt gab, haben sich die Freunde von einst verändert. Der angeblich glücklich verheiratete Alexander, der als Pharmareferent sein bester Kunde ist und ohne Pillen nicht leben kann, erweist sich als pingeliger Klugscheißer.

Der ewige Hallodri Paul, Initiator der Tour, nervt mit aufgesetzter Lockerheit. Auch Ole, inzwischen erfolgreicher Ratgeber-Autor zu allen möglichen und unmöglichen Themen, ist, vorsichtig ausgedrückt, anstrengend. Jeder steckt in seiner eigenen Midlife-Krise, trägt schwer an Lebenslügen und gescheiterten Träumen. Die Drei passen eigentlich nicht mehr zusammen. Sie spüren das und verdrängen es zugleich.

Zweite Zusammenarbeit von Marc Terjung und Bastian Pastewka

Die verrückten, manchmal auch tragischen Situationen, zu denen die Entfremdung führt, die pointierten Dialoge, die verbalen Ausraster: All das wird in seiner Wirkung noch übertroffen, wenn die drei wunderbaren Darsteller Unverständnis, Wut, Verzweiflung, Resignation durch nichts anderes ausdrücken als durch kurze Blicke, die dann mehr sagen als tausend Worte.

Blicke, kleine Gesten künden auch den Wandel an, wenn Alexander, Ole und Paul zögernd erkennen, dass es schon damals mehr gegeben haben muss als nur das vermeintliche Bindeglied Madness.

Freunde sucht man nicht, man findet sie. Und diese wahre Freundschaft, an der man arbeiten muss und die nie immer leicht ist, hilft über vieles hinweg. Sie verhilft den Drei nur nicht zum Madness-Konzert. Da hat Murphys Gesetz wieder zugeschlagen.

Wer von Bastian Pastewka nicht genug bekommen kann, sollte sich bei Amazon Prime anmelden – dort gibt es die finale Staffel von „Pastewka“. Der Comedian hatte bereits Anfang letzten Jahres das Ende der Serie, die seit 15 Jahren lief, angekündigt.