Berlin. Bei „Markus Lanz“ ging es vor allem um Schulunterricht in der Corona-Pandemie. SPD-Politiker Karl Lauterbach warnte vor Aerosolen.

Die Corona-Infektionszahlen steigen, die Schule startet in vielen Bundesländern wieder, und Eltern, Lehrer und Mediziner fragen sich: Wie kann Schulunterricht sicher abgehalten werden? Diesem zurzeit weltweit diskutierten Thema widmete Markus Lanz am Donnerstag einen großen Teil seiner Talkshow im ZDF.

„Die Eltern machen sich Sorgen, wenn die Schulen wiedergeöffnet werden“, sagte Claudia Pick vom Landeselternbeirat Gymnasium Schleswig-Holstein. Gleichzeitig wollten sie, dass die Schulen den Unterricht wiederaufnehmen, da „wir noch nicht soweit sind, zu Hause gut zu unterrichten“.

Aus medizinischer Sicht wäre es sinnvoll, den Mund-Nasen-Schutz zu tragen, immer wenn der Abstand nicht eingehalten werden könne, riet der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin in Hamburg. Gleichzeitig stellte Karl Lauterbach, SPD-Gesundheitsexperte und Epidemiologe, klar: „Fester auf Kipp reicht nicht!“

Lauterbach bei „Markus Lanz“: Lüften gegen Corona-Aerosole wichtiger als Masken

Für ihn gibt es eine klare Lösung: Die Schulfenster müssten so umgebaut werden, dass man gut lüften könne. Auch im Winter. Jede halbe Stunde für zehn Minuten seien sinnvoll. „Dann müsste man den Unterricht eben dem anpassen“, regte Lauterbach an. Durch diese Maßnahmen sei die Aerosol-Konzentration so gering, dass die Kinder während des Unterrichts keine Masken tragen müssen. „Lüften bringt viel mehr als diese Masken, die gegen Aerosole gar nicht schützen“, wurde Lauterbach deutlich.

Pick mahnte: „Das Vertrauen der Eltern in das Bildungssystem ist gesunken“. Viel Unterricht sei ausgefallen, Eltern mussten das Unterrichten zum Teil übernehmen. „Ich glaube, das Abitur in diesem Jahr haben wir noch ganz gut hinbekommen, aber diejenigen, die nächstes und übernächstes Jahr Abitur machen, haben viel aufzuholen – und das geht ja schon in die Wertung ein.“ Lesen Sie hier: Schulgipfel – Immer mehr Schulen wegen Corona geschlossen

Virologe fordert bei „Markus Lanz“ FFP2-Masken für Schüler im Unterricht

„Haben Kinder keine Lobby?“ fragte Markus Lanz in die Runde. Eine Antwort erhielt er nicht. Stattdessen Lauterbachs Einschätzung, dass es sinnvoll wäre, eine bundesweite Empfehlung für die Schulen zu entwerfen. „Wir haben es nicht gemacht, aber es ist noch möglich.“

Warum das noch nicht geschehen sei, wollte Lanz wissen. Lauterbach versuchte, ihm auszuweichen. „Es ist das erste Mal, dass Herr Lauterbach rumeiert“, stellte der Moderator fest. Er wolle vermeiden, seine Kollegen öffentlich zu kritisieren, druckste dieser rum.

Schmidt-Chanasit forderte: „Wenn die Kinder schon mit Masken im Unterricht sitzen, dann würde ich auch Masken nehmen, die helfen.“ Gemeint sind damit FFP2-Masken, die sowohl dem Eigen- als auch dem Fremdschutz dienen. In Hamburg gebe es diese zumindest für das Lehrpersonal. Lesen Sie hier: Corona-Pandemie – Wie muss ich Mundschutz und Maske richtig tragen?

„Zweite Welle“ der Corona-Pandemie: Ist sie schon da?

Beim Thema „Zweite Welle“ schieden sich die Geister: Während SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach klare Anzeichen sieht, widerspricht Jonas Schmidt-Chanasit dem Mediziner-Kollegen; der Virologe verurteilte die Aussagen über eine zweite Welle gar als „Panikmache“.

Das sieht Lauterbach ganz anders: „Wir sind klar beim Beginn der zweiten Welle.“ Diese gebe es fast immer bei Pandemien. „Typisch ist, dass die Fälle in ganz Deutschland und über alle Altersgruppen verteilt sind“, sagte der Epidemiologe.

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Schmidt-Chanasit sagte, er würde erst von einer zweiten Welle sprechen, wenn massive Überforderungen im Gesundheitssystem zu sehen seien. „Bisher können die Zahlen aber noch von den Gesundheitsämtern kontrolliert werden“, begründete er seine Position und rief zur weiteren Wahrung der AHA-Formel (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske) auf.

Lauterbach forderte, mehr Schnell-Tests zuzulassen, denn seiner Ansicht nach ist „Schnelligkeit beim Test ist wichtiger als Genauigkeit“.

Lauterbach sorgt sich, dass die Menschen Vertrauen in Impfstoff verlieren

Was er denn über die Zulassung des Corona-Impfstoffs in Russland denke, wollte Lanz von Schmidt-Chanasit wissen. „Ich kann gar nichts von halten, weil keine Informationen bekanntgegeben werden“, erklärte dieser seine Skepsis. Statt Phase drei abzuwarten, in der bei der Entwicklung eines Impfstoffs normalerweise Zehntausende testweise geimpft werden, würde man in Russland schon nach den ersten zwei Test-Phasen den Impfstoff anwenden.

Lauterbach sieht darin ein großes Risiko, dass die Menschen das Vertrauen in den Impfstoff verlieren. Man wisse nicht um die Nebenwirkungen. Manchmal verlaufe dann die Erkrankung mit der Impfung noch schwerer. „Das ist selten, aber hier nicht auszuschließen“, malte er das Horror-Szenario aus.

Corona-Krise als Thema bei „Markus Lanz“: