Berlin. Bei „Maischberger“ gab es viel zu lachen, aber beim Thema Meinungsfreiheit wurde der Ton rau. Und als es um die AfD ging ebenfalls.

Bei „Maischberger“ ging es am Mittwochabend, so wie es das neue Konzept der Sendung vorgibt, um die wichtigen Themen der Woche: Die Halbzeitbilanz der GroKo, der unendliche Brexit und die Studentenproteste gegen Bernd Lucke. Aber gestritten wurde nur bei einem Thema.

Während die Bilanz der GroKo und der Brexit mit viel Humor seziert wurden, ging es beim Thema Meinungsfreiheit hoch her. Für große Diskussionen hatte Bernd Luckes Rückkehr an die Universität Hamburg in der vergangenen Woche gesorgt – Studierende demonstrierten gegen den ehemaligen AfD-Chef und blockierten den Hörsaal.

„Maischberger“ – das waren die Gäste:

  • Bernd Lucke, ehemaliger AfD-Parteichef und Professor für Volkswirtschaft
  • Georg Restle, ARD-Moderator „Monitor”
  • Anthony Glees, britischer Politikwissenschaftler
  • Ferdos Forudastan, Innenpolitikchefin „Süddeutsche Zeitung“
  • Micky Beisenherz, Moderator und Comedy-Autor
  • Nikolaus Blome, stellvertretender „Bild“-Chefredakteur

Am Mittwoch ist Bernd Luckes Vorlesung erneut gestört worden – Lucke beendete die Vorlesung und verließ den Saal. Am Abend beklagte er dann bei „Maischberger“, dass politisch Andersdenkende in Deutschland bedroht würden. Doch Georg Restle ging mit Lucke hart ins Gericht.

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„Wer ernsthaft glaubt, dass es einen Meinungskorridor gäbe, lebt in einem völlig anderen Land“, sagte Restle. Denn auch wenn Lucke zurecht Drohungen gegen ihn beklage, dürfe seine eigene Rolle als Wegbereiter für die Verrohung des öffentlichen Diskurses nicht weggewischt werden.

„Sie reden sich ihre Rolle viel zu klein! Auch Sie haben zu ihren AfD-Zeiten Flüchtlinge als ‚Bodensatz der Gesellschaft‘ bezeichnet“, sagte Restle. Und eben diese AfD, die schon zu Luckes Zeiten rechte Tendenzen gehabt habe, sei eine wirkliche Gefahr für die Meinungsfreiheit, befand Restle.

Die beunruhigendste Erkenntnis

Wie groß ist die Meinungsfreiheit in Deutschland? Eine Mehrheit der Deutschen meint, heutzutage müsse man in der Öffentlichkeit aufpassen, welche Meinung man vertrete. Einig sind sich Restle und Lucke, dass es gerade im Internet zu einer Verrohung des Diskurses gekommen sei.

Dabei ist die harte politische Auseinandersetzung kein neues Phänomen. Auch zu Zeiten von Franz-Josef Strauß wurde schon heftig gestritten und Hörsäle besetzt. Doch etwas hat sich geändert: Viele würden sich schlicht nicht mehr trauen, die politische Debatte zu suchen, auch wenn man mit Anfeindungen leben müsste – die Deutschen scheuen den Widerspruch, befanden Restle und Forudastan.

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    Der größte Lacher

    Anlässlich des ewigen Brexits brachte Sandra Maischberger ein altes Video mit: Boris Johnson beim Fußballspielen. Eher wie ein Rugby-Spieler grätschte er seinen Gegner um, wohlbemerkt bei einem Wohltätigkeitsspiel. Da zuckt man als Zuschauer zusammen und befürchtet eine schlimme Verletzung des Gegners.

    „Noch eine der sensibelsten Aktionen“, befand Komiker Beisenherz treffend. Doch was sagt das über Johnson aus, wollte Sandra Maischberger wissen. „Johnson geht es nur ums Gewinnen“, brachte es der Brite Anthony Glees auf den Punkt.

    Der neueste Klatsch

    Politikwissenschaftler Anthony Glees erklärte den Deutschen neben dem eigentlich Brexit-Drama noch schnell den neuesten Tratsch aus dem britischen Königshaus. Da scheint es mächtig Sorgen zu geben, die Queen habe sich mit ihren Söhnen Harry und William rumzuschlagen. Was das mit dem Brexit zu tun, wollte Maischberger irgendwann wissen. Glees‘ Antwort verstand zwar niemand so recht, aber lustig fanden es dennoch alle.

    Wie die Runde die Groko bewertete

    Die GroKo ist gar nicht so schlecht wie ihr Ruf. Befand zumindest Ferdos Forudastan. Für alle Minister gilt das Zeugnis allerdings nicht, besonders für Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und Andreas Scheuer (CSU) nicht.

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      „Von fünf möglichen Fehlern hat sie bisher sieben gemacht“, resümierte „Bild“-Journalist Blome zur Leistung von AKK als Verteidigungsministerin. Und bei Verkehrsminister Scheuer glaubte niemand so recht, dass er angesichts des Maut-Debakels sein Amt noch lange innehaben wird.

      Das Fazit

      Das neue Format bei „Maischberger“ – mehrere Themen der Woche in unterschiedlichen Gesprächsrunden – hat ordentlich Fahrt. Langeweile kommt so sicher nicht auf, das hatte sich schon vorige Woche gezeigt. Und die Idee, einen Komiker (und mit dem Briten Glees noch einen überraschenden Zweiten) in die Runde zu setzen, scheint auch aufzugehen. Über Politiker muss man manchmal auch einfach lachen können. Allerdings: Der Erkenntnisgewinn hält sich dann aber auch in Grenzen.

      Sehen Sie hier die aktuelle Ausgabe von „Maischberger“ in der ARD-Mediathek.