Berlin. Bei „Lanz“ ging es – wenig überraschend – um neue Corona-Regeln. Ein Gast schaffte es dennoch, die Zuschauer zu fesseln: Ai Weiwei.

Corona, Corona, Corona: der Dauerbrenner für Markus Lanz. Bund und Länder haben sich am Dienstag auf neue Regeln geeinigt, die die Corona-Infektionszahlen eindämmen sollen. Das nahm Markus Lanz am Dienstagabend zum Anlass, um mit seinen Gästen erneut über das Thema zu diskutieren.

„Markus Lanz“ – Das waren die Gäste

  • Elmar Theveßen: Journalist, Amerika-Korrespondent ZDF
  • Peter Tschentscher (SPD): Erster Bürgermeister in Hamburg
  • Christiane Hoffmann: „Spiegel“-Redakteurin
  • Jonas Schmidt-Chanasit: Virologe am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
  • Ai Weiwei: Künstler und Menschenrechtler

In Berliner Büros sollen etwa künftig Masken getragen werden. Das kündigte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller nach einer Sondersitzung des Senats an. „Zudem haben wir festgestellt, dass Lüften ein wichtiger Faktor ist“, kommentierte Virologe Jonas Schmidt-Chanasit die Neuerungen. Das habe er ja wohl nicht ernsthaft erst jetzt festgestellt, unterbrach ihn Markus Lanz. Lesen Sie hier: Neuinfektionen: Das sind Deutschlands Corona-“Risikogebiete“

Corona-Krise- Das sind die neuen Maßnahmen von Bund und Ländern

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    Für das Publikum gab es nicht wirklich viel Neues zu hören. Man müsse die Dynamik beobachten, sein Verhalten der Pandemie anpassen und richtige Angaben beim Ausfüllen von Kontaktdaten in Restaurants und Bars machen. Zudem sollten Risikogebiete gemieden werden – „Wer trotzdem fährt, muss eine zehntägige Quarantäne einplanen“, sagte Tschentscher.

    Als man schon fast gewillt war, die Fernbedienung in die Hand zu nehmen, mit dem Finger an der roten Taste, kam ein Mann zu Wort, der in den ersten beiden Dritteln der Sendung gar nichts gesagt hatte: Ai Weiwei.

    Ai Weiwei: Der spannendste Gast des Abends meldet sich erst spät zu Wort

    Als einen der wichtigsten Gegenwartskünstler Chinas, dessen Leben von politischer Verfolgung geprägt ist und der nach dem Exil in Peking nun in Cambridge lebt, stellte Markus Lanz ihn vor. „Wer China wirklich liebt, dem bleibt nichts anderes übrig, als es zu kritisieren“, erklärte sich Ai Weiwei und läutet damit den spannendsten Teil des Abends ein.

    Ai Weiwei gilt als einer der wichtigsten Gegenwartskünstler Chinas. Der Menschenrechtler und Dissident lebte lange in Berlin, mittlerweile wohnt er in Cambridge.
    Ai Weiwei gilt als einer der wichtigsten Gegenwartskünstler Chinas. Der Menschenrechtler und Dissident lebte lange in Berlin, mittlerweile wohnt er in Cambridge. © imago images | Christian Thiel

    In seinem Dokumentarfilm „Coronation“ blickt Ai Weiwei in das Zentrum der Coronakrise – nach Wuhan. Private Clips montiert er zu einer Studie über die Ausbreitung des Virus. Und zeigt dabei, wie die Regierung totale Kontrolle ausübt.

    „Aufgrund des Lockdowns gab es weniger Polizeikontrollen – das haben wir genutzt“, erzählte der zeitgenössische Künstler. Wie er in einem Krankenhaus drehen konnte, wo augenscheinlich Ärzte um das Überleben von Patienten kämpften, wollte Markus Lanz wissen. Das könne er nicht sagen.

    „Coronation“: Lanz will sich im Anbetracht der Bilder bei Lauterbach entschuldigen

    Man müsse sich dauerhaft bei Karl Lauterbach entschuldigen, wenn man diese Aufnahmen sehe, meinte Markus Lanz. Karl Lauterbach ist nicht nur ein gerngesehener Gast in Lanz’ Sendung, sondern ruft seit Beginn der Coronakrise immer wieder zu strengeren Maßnahmen auf, warnt vor einem zu lockeren Umgang mit dem Virus. Seine Kritiker unterstellen dem SPD-Gesundheitspolitiker und Epidemiologen Panikmache.

    Während Ai Weiwei bei Lanz im Studio saß, sah man hinter ihm den Beginn seines Films, wie die Kamera in Vogelperspektive über das Dach des riesigen Bahnhofs von Wuhan fliegt. Alles umgeben von einem nebelgrauen Schleier. Der Zuschauer blickt auf verlassene Gleise und fokussiert auf eine Batterie stillstehender Züge. Absoluter Stillstand. „Eine Totenstadt mit mehr als zehn Millionen Einwohnern“, nannte Markus Lanz Wuhan.

    Ai Weiwei: China lacht über die USA und über Europa

    Ob ein autoritäres Regime es leichter habe, eine solche Pandemie einzudämmen, wollte Lanz von Ai Weiwei wissen. „Ein totalitäre System funktioniert wie das Militär“, erklärte dieser. Man nehme das Ziel ins Visier und versuche, es zu eliminieren. Dabei käme es aber zu menschlichen Opfern.

    Die Coronakrise spiele China dabei in die Hand, das eigene System zu rechtfertigen, es effizienter als andere Systeme darzustellen. China lache über die USA, über Europa.

    Mit diesen Worten schloss die Sendung vom Dienstag. Ein passender Abschluss, der zum Nachdenken anregte. Denn Ai Weiwei ist jemand, dem man ehrfürchtig zuhört.

    So wurde die Corona-Krise bisher bei „Markus Lanz“ diskutiert: