Berlin. 13 Tage lag Florian Lanz wegen einer Coronavirus-Infektion im künstlichen Koma. Bei „Markus Lanz“ sprach er über seine Erfahrungen.

  • Neben mehreren bekannten Persönlichkeiten war am Donnerstag der 29-jährige Florian Lanz in der Talkshow „Markus Lanz“ zu Gast
  • Der Mann aus Bayern lag wegen einer Infektin mit dem Coronavirus 13 Tage im künstlichen Koma
  • Im Gespräch schilderte er seine Erfahrungen

Es sind bewegende Bilder, die am Donnerstagabend bei „Markus Lanz“ den schweren Krankheitsverlauf einer Infektion mit dem Coronavirus zeigen. Zu Gast war der 29-jährige Namensvetter Florian Lanz, der über seine Zeit auf der Intensivstation und über die Spätfolgen der Erkrankung berichtete.

„Markus Lanz“ – Das waren die Gäste:

  • Kevin Kühnert (SPD): Politiker, Ehemaliger Juso-Vorsitzender
  • Claas Meyer-Heuer: Journalist
  • Florian Lanz: Covid-19 Patient
  • Dr. Jördis Frommhold: Lungenärztin

Corona-Patient bei „Lanz“: 13 Tage im künstlichen Koma

Im März erkrankte Florian Lanz , der aus einem kleinen Dorf im Landkreis Tirschenreuth (Bayern) kommt, an dem Virus. Wo sich der 29-Jährige infizierte, ist bis heute unklar. Die ersten Symptome deuteten zunächst auf eine harmlose Nasennebenhöhlenentzündung hin.

„Da fing es an mit leichtem Husten und Kopfschmerzen. Ich bin dann zum Arzt gegangen und dachte mir dabei nichts“, erzählte Florian Lanz. Als sich seine Lage stündlich verschlechterte, rief seine Lebenspartnerin den Krankenwagen.

Wenige Stunden später dann die Diagnose: Corona-positiv. Auf der Intensivstation wurde Florian Lanz dann mitgeteilt, man versetze ihn ins künstliche Koma. Aus ursprünglich drei Tagen wurden dreizehn. Am achten Tag wurde der 29-Jährige dann intubiert.

Markus Lanz vom Corona-Schicksal ergriffen

Über die Zeit im künstlichen Koma berichtete der Produktionsleiter einer Fahrradfirma von schweren Alpträumen über Herzinfarkte. So ging er in der Aufwachphase fest davon aus, dass er einen erlebt habe und deshalb im Krankenhaus sei.

Lungenärztin Dr. Jördis Frommhold betonte, dass dies häufig bei Intensivpatienten der Fall sei. „Die entstehen ja meistens wieder in der Aufwachphase. Bei Covid-Patienten ist es so, die nehmen diese Albträume sehr realitätsnah war“, erklärte Frommhold.

Insgesamt 14 Kilogramm Muskelmasse verlor der ehemalige Hobby-Fußballer. „Ich habe das am Anfang nicht glauben können, dass ich jemals in die Situation komme, dass ich nicht aufstehen kann“, so Florian Lanz. Immer wieder schüttelte Markus Lanz den Kopf. „Wahnsinn“, kommentierte der Moderator sichtlich ergriffen.

Lungenärztin bei „Lanz“: Dementielle Symptome nach Corona möglich

Insgesamt zweieinhalb Monate dauerte die Genesung. Auch heute hat Lanz mit Spätfolgen der Covid-19-Infektion zu kämpfen. So muss er mit Taubheit im unteren Handbereich und einer Narbe im Gesicht leben, die sich als Folge des künstlichen Komas gebildet hat.

Die Lungenärztin Jördis Frommhold warnte vor den Spätfolgen, die auch bei einem milden Verlauf erst Monate später auftreten können. „Wir sehen leider eben auch Fälle, die gar nicht mal akut so sehr schwersterkrankt waren“, sagte Frommhold. So seien Leistungseinbußen , Gedächtnisstörungen oder sogar dementielle Symptome möglich. „Es gibt Patienten, die mir sagen, die lesen einen Text und lesen den vor und sagen: „Ich verstehe aber nicht, was drinsteht“, erklärte die Lungenärztin. Mehr dazu: Warum viele Corona-Patienten verwirrt und vergesslich sind

„Markus Lanz“: Für Ärztin ist Corona „unberechenbar“

Besonders wichtig sei ein Perspektivwechsel. „Wir können kein klassisches Risikoprofil ausmachen“, sagte Frommhold. So könne eigentlich jeder einen schweren Krankheitsverlauf erleiden. Für die Lungenärztin sei die Situation „unberechenbar“.

Abschließend wollte Markus Lanz von seinem Namensvetter wissen, was die Bilder der Querdenker-Demonstrationen bei ihm auslösen. „Wenn wirklich eine Maske tragen das einzige Problem ist, was wir in unserer Gesellschaft haben, dann keine Ahnung“, entgegnete Florian Lanz.

Kevin Kühnert über Massendemonstrationen bei „Lanz“: „Das ist dumm“

Auch der ehemalige Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert kritisierte die Massendemonstrationen scharf. Demnach sei die Diskussion über politische Maßnahmen erwünscht, fahrlässiges Verhalten nicht. „Die Diktatur auszurufen, weil man 100 Quadratzentimeter Stoff vor der Nase tragen muss, wenn man in den Bus einsteigt, da stimmt die Verhältnismäßigkeit nicht mehr“, sagte Kühnert.

Besorgniserregend kommentierte Kühnert auch die zahlreichen Verschwörungstheorien , die laut dem SPD-Politiker häufig einen antisemitischen Kern aufweisen.

SPD-Politiker Kühnert kritisiert „Schweigen von Links“

Doch nicht nur Antisemitismus beschäftigten Kevin Kühnert am Donnerstagabend. Mit einem Gastartikel im „Spiegel“ kommentierte der Politiker das „Schweigen von Links“, wenn es um islamistische Attentate geht. „Wenn das zu klar angesprochen wird, bietet man einen Nährboden für eine politische Rechte, die das aufgreift“, sagte Kevin Kühnert. Wichtig sei bei der Benennung des Problems die definitorische Differenzierung.

Kevin Kühnert, Vizevorsitzender der SPD.
Kevin Kühnert, Vizevorsitzender der SPD. © dpa | Michael Kappeler

„Der Kern des Problems liegt darin, dass wir unsicher mit den Begrifflichkeiten hantieren. Dass wir nicht klar darin sind, was wir meinen, wenn wir über Islamismus sprechen“, ergänzte der Politiker.

Essenziell sei laut Kühnert die Zielsetzung im Umgang mit Radikalisierung. „Was hindert uns daran, diesen Syrer abzuschieben?“, fragte Moderator Markus Lanz in Anspielung auf das Dresdener Attentat . „Wo ist denn die Nachhaltigkeit dieser Maßnahme?“, fragte Kevin Kühnert zurück. Der Politiker plädierte für einen pädagogischen und aufklärerischen Ansatz.

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