Berlin. CDU-Youngster Philipp Amthor zeigte bei „Lanz“ erstmals Teile seines Antwortvideos auf YouTuber Rezo – und begeisterte damit niemanden.

Aufregung bei „Markus Lanz“: Nicht nur das Video hat Hans Sigl genervt. Alles, was Amthor dann noch zur Klimadebatte vorzutragen hatte, war am Donnerstagabend ein rotes Tuch für den Schauspieler. Larifari das alles. Doch das Video! Was das sollte! „Die zwei Millisekunden“, kritisierte er, die da von dem vorab so gehyptem Beitrag zu sehen waren, seien zwar „nice“, aber so what? „Ich habe gedacht, da käm der Hammer.“ Nicht nur er.

Auch auf Instagram zeigen sich die Leute enttäuscht, dass Amthor die Rezo-Nummer offensichtlich nur als Werbung für seinen neuen Account nutzen wollte. Dabei hatte er noch bei Lanz gesagt, dass er jetzt Instagram mache und da sei die Antwort auf Rezo ein guter Anfang. „Wie könnte man das besser starten als mit diesem Video oder zumindest einem Teil davon? Deswegen: Ich hab’ es mir aufgehoben bis heute, sowohl das Video als auch Instagram. Unter Philipp.Amthor geht’s jetzt los.“

Dass es in dem Video am Ende mehr um Amthor und nur ganz wenig um Rezo ging, schien ihm bewusst zu sein. Doch die Taktik ging auf: Binnen kürzester Zeit hat er schon etwa 14.000 Follower. „Clickbait kann er“, schreibt ein Nutzer unter dem Video.

Hans Sigl, den Deutschland eigentlich nur als „Bergdoktor“ kennt, konnte kaum fassen, was er als Gast bei „Markus Lanz“ zu sehen bekam. CDU-Jungstar Philipp Amthor hatte angekündigt, erstmals Teile seiner unveröffentlichten Video-Antwort auf die CDU-Schelte von YouTuber Rezo zu zeigen.

„Markus Lanz“ – Das waren die Gäste

  • Philipp Amthor, CDU-Politiker: Er ist der zweitjüngste Bundestagsabgeordnete, sollte eine Antwort auf das Rezo-Video liefern – die CDU zog vor der Veröffentlichung zurück
  • Eva Schulz, Journalistin: Initiatorin von „Deutschland3000“
  • Hans Sigl, Schauspieler: Bekannt aus der „Bergdoktor“ und häufig in ZDF-Krimis zu sehen
  • Juan Moreno, Journalist: Sorgte dafür, dass die gefälschten Geschichten von Claas Relotius vom „Spiegel“ auffielen

Und dann? Nicht nur, dass diese mickrigen Videoausschnitte nichts Spektakuläres aufzuweisen hätten, regte Sigl auf. Auch konnte er nicht fassen, dass da jemand mit 26 Jahren so eine aalglatte Performance abziehe. Amthor hat das Video mittlerweile auch auf seinem gerade erst eingerichtetem Instagram-Account gepostet. Innerhalb von wenigen Stunden wurde es etwa 24.000 Mal angeschaut.

Keine Videoschlacht - So reagiert die CDU auf das Rezo-Video

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    Philipp Amthor zeigt Rezo-Video auf Instagram

    „Hier das Video, auf das schon zu lange gewartet wurde“, schreibt Amthor dazu, der dann gleich eine Ankündigung macht: „Hier gibt es in Zukunft statt alter Videos nur neue Videos. Weil ich Lust auf Debatten mit Euch und auf #Sachthemen habe.“ Am Ende ist das Video nur Werbung für seinen Instagram-Account: „Genug Schabernack. Ihr habt doch nicht ernsthaft geglaubt, dass ich jetzt hier mein Rezo-Antwort-Video poste.“

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    Bei den Nutzer sorgt das Video vor allem für eins: Fremdschämen. „Wenn man Jemandem das Wort „Fremdschämpotential“ erklären möchte, eignet sich dieses hochnotpeinliche Filmchen perfekt“, schreibt ein Nutzer. Auch andere Nutzer sind nicht gerade begeistert von dem Auftritt.

    Amthor-Video auf Instagram – Hier eine Auswahl an Kommentaren:

    • „Und für so was bekommt man einen Haufen Geld, von unseren Steuergeldern. Machen Sie gefälligst ihre Arbeit“
    • „Bitte einfach nein“
    • „Über die Inhalte kann man sich streiten, jeder hat hierbei eine andere Ansicht. Allerdings muss anerkannt werden, dass er viel mehr erreicht hat, als alle, die unter diesem Video posten.“

    Auch die „Lanz“-Redaktion hatte sich das Video zu eigen gemacht und im Vorfeld der Sendung mit einer großen Nummer geworben: Das Antwortvideo auf Rapper Rezo sei zu sehen, erstmals. Es klang wie eine Offenbarung. Von der Amthor bereits vor kurzem einen Satz bei Lanz losgelassen hatte: „Hey Rezo, Du alter Zerstörer.“

    Amthor wirkt wie ein Senior, der sich in der Welt der Jugend versucht

    Genau dieser Satz kommt dann auch, und er langweilt einen schon beim zweiten Mal. Dann kommt noch was wie „lol ey“, was eigentlich als Zitat auf das „lol ey“ von Rezo gemünzt war. Die Selbstironie versteht keiner. Der Satz steht einfach dämlich im Raum rum. Wie von jemandem, der sich als Senior in der Welt der Jugend versucht. Im Alter von 26. Immerhin kann Amthor über den Satz lachen: „Ein 26-Jähriger im Anzug eines 86-Jährigen.“

    Also „Hey, Rezo, Du alter Zerstörer.“ Und dann noch zwei humorfreie Sätze wie „Du hast meine CDU nicht zerstört“ und „Du hast auch nicht die CDU zerstört“. Oh, das war aber mal ein peinliches Ätschibätschi. Albern, wie er dann auch noch die Finger in die Luft krabbeln lässt, um Gänsefüßchen anzudeuten.

    Amthor-Ankündigung nur Werbung für Instagram

    Was war das denn? Da kann man den Bergdoktor, also den Sigl, sehr gut verstehen, der enttäuscht ist, dass der Hammer ausblieb. Aber Lanz versucht zu beruhigen. Der „Hammer“ soll noch kommen. „Um zwölf Uhr“, sagt Lanz. Um halb eins war er aber noch nicht da. Wahrscheinlich soll das Video ab 12 Uhr im Netz sein, aber der Zuschauer checkt das genauso wenig wie der Bergdoktor.

    Bergdoktor Hans Sigl vermisst Empathie bei Philipp Amthor

    Youtuber Rezo hatte der CDU so einiges vorgeworfen. Dass sie Lügen verbreitet. Und dass sie keinen Draht zur jungen Generation hat. Amthor war ausgesucht worden, um dem Typen mit der blauen Haarpracht zu zeigen, was ‘ne Harke ist. Mal vom Video abgesehen: Auch was er sonst so sagte, klang – Wortlaut Lanz – wie heruntergebetetes CDU-Programm.

    Hans Sigl bei „Markus Lanz“. Der Schauspieler richtete deutliche Worte an CDU-Politiker Philipp Amthor.
    Hans Sigl bei „Markus Lanz“. Der Schauspieler richtete deutliche Worte an CDU-Politiker Philipp Amthor. © imago images/APress | imago images/APress

    Sigl sass zwar lange ruhig auf seinem Stuhl. Aber als Lanz „Hans“ zu ihm sagte und ihn zum Reden animieren will, da geht er ungebremst auf Amthor los. Verbal, klar. „Haben Sie eigentlich verstanden, dass sich die Welt verändert hat?“, fragt er den jungen Politiker. Ob er das denn nun eigentlich verstanden habe, dass unser Planet den Bach heruntergeht? Ob er das verstanden habe?

    Sigl gibt den knallharten Nachfrager. Ob er, also Amthor, denn auch wirklich „inhaliert“ habe, dass der Klimawandel andere Antworten benötige, als die, die er beim Programmherunterbeten von sich gegeben habe. Sigl vermisse „die Empathie“ bei Amthor, er vermisse „die Leidenschaft“.

    Amthor, bei dem vieles wie Öl auf Wasser abzuperlen scheint, wirkt schon ein wenig angefasst von dem Rundumschlag. So moralisch kommt ihm wohl selten einer. „Glauben Sie, so empathielos bin ich nicht“, sagt Amthor – und, mit Verlaub: Kontern kann er einfach nicht. Viel zu bieder.

    Philipp Amthor enttäuscht mit biederem Auftritt

    Sigl, der ja nicht nur Bergdoktor, sondern auch Kabarettist ist – also ein politischer Kopf – kann nicht begreifen, dass jemand, der als Antwort für die Jugend ausgedacht wurde, nur unterkühlte Argumentkonstrukte von sich gibt. So könne man doch keinen erreichen – die junge Generation ja wohl schon mal gar nicht.

    So emotional verteidigt Kretzschmar sein umstrittenes Zitat bei Lanz

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      Auf die Inhalte hob Sigl da gar nicht ab, sondern auf die Amthor-Art: „Der Habeck, dem glaub’ ich, dass er für das einsteht.“ Also für die Sache der Grünen. Gut, jetzt kann ja auch nicht jeder der Habeck sein. Der Amthor sowieso nicht, denkt man fast mit ein bisschen Mitleid für den Youngster, der so brav dasitzt mit seinem Scheitel und den wachen Augen.

      Die, die da noch sitzen, wollen am liebsten dass er mal was Knackiges sagt. Da ist er aber nicht der Typ zu. Er ist einer, der sagt, dass Politik komplex ist und sich nicht auf drei Schlüsselsätze reduzieren lässt. Lanz wirft ihm dann Einwortfragen hin, die er mit Ja oder Nein beantworten soll. Tempolimit? „Nein.“ Da klappt es noch mit der klaren Antwort. Bei dem Verbot von Subventionen für Massentierhaltung wird es schon schwieriger. Mit den Landwirten will er es sich nicht verscherzen.

      Das bringt Lanz auf die Palme, dass sich dieser junge Mann es sich mit keinem verscherzen will. Außer eben mit Rezo – und dem Bergdoktor.

      Der Bergdoktor war dann auch noch in einem Video zu sehen. Wie er im ZDF-Film blutüberströmt für seine Tochter kämpft. „Wau“, sagt Lanz, als die Einspielung vorbei war. „Wie Bruce Willis in Stirb langsam.“

      Da war das Amthor-Video dann vollends vergessen. Gottseidank.

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