Berlin. Bei „Markus Lanz“ wurde über die aktuellen Corona-Maßnahmen diskutiert. Journalistin Kristina Dunz übte Kritik an Ministerpräsidenten.

Am vergangenen Mittwochabend gab Kanzlerin Angela Merkel in einer Pressekonferenz den weiteren Corona-Fahrplan bekannt: Viele Maßnahmen bleiben erhalten, vorerst bis zum 20. Dezember sollen strengere Kontaktbeschränkungen gelten – die Gastronomie und Kultureinrichtungen werden weiter geschlossen gehalten.

Das Ziel: Die Infektionszahlen sollen bis Weihnachten weiter verringert werden. Die Debatte der Kanzlerin mit den 16 Ministerpräsidenten zu den Corona-Maßnahmen war auch das Hauptthema an diesem Donnerstagabend bei „Markus Lanz“ .

Zur Diskussion in der Talkrunde standen hier weniger die konkreten Beschlüsse als vielmehr das Drumherum der Besprechung. Wie so häufig gelangten schon während der Sitzung vertrauliche Informationen an die Presse. Besonders Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und Journalistin Kristina Dunz gerieten darüber in Streit.

Corona-Talk bei „Markus Lanz“ – das waren die Gäste:

  • Stephan Weil (SPD) , Politiker und Ministerpräsident Niedersachsens
  • Kristina Dunz , Journalistin
  • Prof. Alexander Kekulé , Virologe
  • Dr. Ingmar Hoerr , Biologe

„Markus Lanz“: Journalistin Kristina Dunz beschuldigt Ministerpräsidenten

Es war nicht das erste Mal, dass Teilnehmende einer Ministerpräsidentenkonferenz mit der Kanzlerin vertrauliche Informationen bereits während des Treffens an die Presse weitergeleitet haben. Auch am Mittwochabend wussten verschiedene Medienvertreter bereits vieles, was offiziell noch gar nicht bekannt war. Die Sache liegt auf der Hand: Hier muss jemand aus der Runde gepetzt haben. Politiker Stephan Weil hatte diese Personen zu einem früheren Zeitpunkt schon einmal als „Vollpfosten“ betitelt.

An die Medienvertreterin in der Runde gerichtet fragte Markus Lanz am Anfang der Sendung: „Frau Dunz, wer hält Sie auf dem Laufenden?“ „Na, das kommt schon aus Ihrem Kreis“, erklärte Kristina Dunz daraufhin mit Verweis auf den Ministerpräsidenten von Niedersachsen, Stephan Weil. Als Lanz daraufhin nachhakte, ob Dunz Stephan Weil als Informanten dabei ausschließen könne, antwortete sie zurückhaltend: „Wie sagen wir immer? Quellen legen wir nicht offen.“

Stephan Weil räumte wenig später mögliche Gerüchte aus dem Raum. Wie aus der Pistole geschossen entgegnete er: „Nein.“ Er habe so etwas noch nie gemacht.

Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident Niedersachsens.
Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident Niedersachsens. © dpa | Julian Stratenschulte

Stephan Weil zeigte auch an diesem Abend eine klare Haltung gegen ein solches Verhalten der Ministerpräsidenten und nannte eine derart frühe Weitergabe von Informationen „Blödsinn“, die das Vertrauen der Gesellschaft gefährde. Journalistin Kristina Dunze dagegen sah dies nicht so eng. Sie erklärte: „Wichtig ist, was am Ende dabei rauskommt und da finde ich es viel schlimmer, dass wir gestern Abend dieses Papier haben und heute die Länder anfangen, das wieder ganz unterschiedlich umzusetzen.“

Virologe ist sich bei Lanz sicher: „Wir haben zu lang gewartet“

Strengere Corona-Maßnahmen sowie stärkere Kontaktbeschränkungen sollen die zweite Welle des Virus in den kommenden Wochen noch weiter verkleinern. Hätte es schon früher härtere Maßnahmen geben müssen und haben wir schlicht und ergreifend zu lang gewartet? Diese schlossen sich bei „Markus Lanz“ an. Virologe Prof. Alexander Kekulé zeigte sich sicher: „Wir haben zu lang gewartet.“

Politiker Stephan Weil widersprach dem Virologen in diesem Punkt. „Erstmal haben Sie unterstellt, das ist das, was wir aus dem Frühjahr kennen. In Wirklichkeit spielt diese zweite Welle in einer anderen Liga, als es die erste getan hat.“ Außerdem seien aus Sicht des Ministerpräsidenten durchaus die nötigen Vorbereitungen auf höhere Infektionszahlen getroffen worden.

Journalistin Kristina Dunz dagegen war anderer Meinung: „Ich glaube, dass wir ganz viel Zeit verloren haben.“ Ihr Vorwurf: Die Ministerpräsidenten hätten zu Beginn der zweiten Welle den strengeren Fahrplan von Kanzlerin Merkel verworfen und seien zwei Wochen später doch zu einem strengeren Kurs zurückgekehrt. Dies habe Zeit gekostet.

Kristina Dunz blickte mit einer Befürchtung auf die aktuellen Beschlüsse: „Irgendwie habe ich das Gefühl, wir verplempern schon wieder ganz viel Zeit und lassen es schon wieder ganz stark laufen.“ Stephan Weil verwies anschließend entsprechend seiner Rolle als Politiker und Entscheider in der Corona-Krise auf die nötige Verhältnismäßigkeit, die ein Grundsatz in unserem Rechtsstaat ist.

„Markus Lanz“: Politiker und Journalistin streiten sich erneut

Neben Lockerungen im Sommer war auch ein Papier des Kanzleramtes für eine Verzögerung der aktuellen Corona-Maßnahmen verantwortlich. Derart kurzfristig übermittelte Angela Merkel das Papier, dass die Ministerpräsidenten sich verärgert dagegenstellten und anstehende Entscheidungen über weitere Maßnahmen um 14 Tage nach hinten verschoben.

„Dass man in so einer Lage des exponentiellen Anstiegs sagt, wir vertagen uns jetzt um zwei Wochen, das ist einfach nicht sachgerecht“, kritisierte Virologe Alexander Kekulé.

Journalistin Kristina Dunz äußerte vor allem Unverständnis für die Reaktion der Ministerpräsidenten auf das verspätete Papier: „Ich kann nicht verstehen, wenn man am Abend ein Papier bekommt, dass Profis wie Ministerpräsidenten nicht über Nacht oder am nächsten Vormittag entsprechend reagieren, sodass man das geschlossen zurückweist.“ Stattdessen sei es zu dem Aufschub der Verhandlungen gekommen.

Politiker Stephan Weil wollte diese Anschuldigung eines Fehlverhaltens nicht hinnehmen. Einem unverständlichen Blick bei der Rede Dunz‘ fügte er hinzu: „Entschuldigung, jetzt verwechseln Sie aber wirklich Ursache mit Wirkung.“ Dunz ließ sich davon nicht beirren und bliebt bei ihrer These.

Sind Weihnachten und Skiurlaub wichtig?

Da blieb in der Debatte nur noch eine Frage zu klären: Wie schaffen wir es, ein sicheres Weihnachtsfest zu feiern? „Man kann nur sagen, Masken im geschlossenen Raum, Ansammlungen vermeiden im geschlossenen Raum und man kann sagen, im Freien passiert fast nichts“, lautete der virologische Rat von Alexander Kekulé. Politiker Weil ist sich sicher: „Wir müssen jetzt Prioritäten setzen.“

Und Journalistin Kristina Dunz erklärte Weihnachten und Skiurlaub zu weniger wichtigen Diskursen – vielmehr plädierte sie dafür, beispielsweise über die Situation in Altenheimen nachzudenken.

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