Berlin. Bei „Markus Lanz“ ging es am Donnerstag vor allem um die Corona-Pandemie. Dabei wagte Karl Lauterbach eine erschreckende Prognose.

  • Bei Markus Lanz ging es wieder einmal um die Corona-Pandemie
  • Auch dabei: Karl Lauterbach. Der Politiker hat in der Corona-Pandemie immer wieder mit drastischen Prognosen für Aufsehen gesorgt
  • Bei „Markus Lanz“ wagte er nun eine neue, ziemlich heftige Prognose zu Weihnachten und Corona

Inkonsistenz. Dieses Wort zog sich wie ein roter Faden durch die Debatte bei „Markus Lanz“ am Donnerstagabend. Es wurde im Bezug auf den Lockdown bemüht, aber auch, als die Gäste über die Wirtschaftshilfen in der Corona-Krise debattierten. Aufgrund des ausgewiesenen Fachwissens aller Gäste entwickelte sich so eine spannende Debatte, für die die Sendezeit gerne noch etwas länger hätte sein dürfen.

Die Gäste bei „Markus Lanz“ diskutierten so, wie man es sich von einer Debatte erhofft: leidenschaftlich in der Argumentation, mit fundiertem Wissen im jeweiligen Thema und der nötigen Portion Feuer, durch die das Gespräch stets lebendig blieb.

Zu Gast:

  • Michael Müller (SPD), Regierender Bürgermeister Berlins
  • Karl Lauterbach (SPD), Epidemiologe und langjähriger Gesundheitspolitiker
  • Prof. Alena Buyx, Medizinethikerin und Vorsitzende des deutschen Ethikrates
  • Thomas Middelhoff, Ex-Manager

„Lanz“: Müller verteidigt Glühweinstände

Die ersten Minuten der Sendung prägen vor allem zwei Dinge: Würstchenbuden und Glühweinstände – die in Berlin trotz hoher Corona-Zahlen geöffnet bleiben dürfen. Wegen dieser vermeintlichen Verantwortungslosigkeit des Berliner Senats nimmt Markus Lanz zum Start der Diskussion Michael Müller (SPD) in die Mangel, den Regierenden Bürgermeister Berlins.

Zwar gibt Müller zu, in der Vergangenheit nicht konsequent genug gehandelt zu haben. Gleichzeitig wolle er den Berlinerinnen und Berlinern einen „Übergang“ in den harten Lockdown ermöglichen, der in der Bundeshauptstadt vermutlich ab dem 19. Dezember in Kraft tritt.

Für die Inkonsistenz in seinen Aussagen – die Corona-Zahlen seien zwar besorgniserregend, ein sofortiger Lockdown allerdings unverantwortlich – kritisiert nicht nur Markus Lanz Michael Müller. Auch der Journalist Heiner Bremer geht Müller scharf an: „Wenn die Lage so dramatisch ist, wie Sie sagen: Warum machen Sie nicht sofort zu?“

Eine Antwort auf diese Frage wartet Bremer nicht ab: „Wenn es um den Handel geht, werden Kompromisse geschlagen.“ Dem kann Michael Müller nichts entgegensetzen – und Bremer legt nach: „Das ist eine Politik, die bei mir zu immer weniger Akzeptanz führen würde, wenn ich nicht so hell im Kopf wäre.“

Harter Lockdown für Berlin geplant - Müller- Es geht nicht anders

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    Lauterbach: Weihnachten kann zwischen 5000 und 7000 Leben kosten

    „In jeder Stadt gibt es eine heilige Kuh, ob Glühwein oder Karneval“, wirft Alena Buyx ein, die Vorsitzende des deutschen Ethikrates. Die Medizinethikerin zieht einen Vergleich zu Irland, das bei ähnlich stark steigenden Zahlen wie in Deutschland sechs Wochen in einen harten Lockdown gegangen ist – und die Infektionszahlen in den Griff bekommen hat.

    Der aktuelle Wellenbrecher-Lockdown sei – und damit sind wir wieder beim roten Faden der Runde bei „Markus Lanz“ – inkonsistent, meint auch Karl Lauterbach (SPD). Für ihn gibt es zwei Möglichkeiten: „Entweder wir ziehen den harten Lockdown jetzt durch, oder nach Weihnachten – dann aber länger als bis zum 10. Januar.“

    Die erste Option sei natürlich wünschenswerter, führt Lauterbach aus. Es würden schlichtweg weniger Menschen sterben. Danach mal der Epidemiologe ein beängstigendes Bild: „Ich hab mal durchgerechnet. Wenn wir den Lockdown durchziehen wie jetzt und erst nach Weihnachten zumachen, kostet uns das Weihnachtsfest zwischen 5000 und 7000 Menschenleben.“

    Auch Alena Buyx stimmt Lauterbach zu – und kritisiert den Föderalismus: „Es ist einfacher, einen Plan zu haben und den einfach durchsetzen zu können“, sagt die Medizinethikerin mit Bezug auf China, „als wenn ich einen habe, den ich mit 16 Bundesländern abstimmen muss.“

    Starke „Lanz“-Sendung schließt mit Kritik an Corona-Hilfen

    Aber wie soll Deutschland mit der Pandemie umgehen? Eine Idee hat zumindest der Ex-Manager Thomas Middelhoff: „In einer globalen Pandemie sollte man immer von den Besten lernen.“ Die Erfolge zu vieler Länder würden in Deutschland einfach nicht wahrgenommen.

    Ein weiteres Problem sei, dass zu viele kleine Betriebe in Deutschland das Gefühl hätten, bei den staatlichen Hilfen hinten anzustehen. „Gerade die kleinen Firmen werden erfinderisch“, erzählt Middelhoff. „Die gesamte Gastronomie bekommt neun Milliarden Euro, und Adidas bekommt drei Milliarden?“

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    Mit Middelhoffs Aussagen zur Wirtschaft endete die Sendung von „Markus Lanz“ auf dem hohen Niveau, auf dem sie begonnen hatte. Die Gäste waren in jeder Minute engagiert bei der Sache – und konnten die Gefahren des zaghaften Handelns von Bund und Ländern in Sachen Lockdown überaus deutlich machen.

    Auch die Auswahl der einzelnen Gäste war an diesem Donnerstag gelungen. Während die Professorin Alena Buyx und Karl Lauterbach es schafften, komplizierte medizinische Zusammenhänge einfach zu erklären, war der Journalist Heiner Bremer stets angriffslustig und um keine Diskussion verlegen. Und so gehören die letzten Worte dem Moderator Markus Lanz, der sich mit folgenden Worten von Gästen und Zuschauern verabschiedete: „Das hat heute wirklich Spaß gemacht.“

    „Markus Lanz“ – So waren die letzten Folgen: