Berlin. Bei “Maybrit Illner“ wurde die Corona-Lage diskutiert. Helge Braun wirkte dabei überfordert. Und was meint eigentlich Hendrik Streeck?

"Maybrit Illner" war am Donnerstagabend mit einer Frage überschrieben, die eigentlich schon geklärt ist: "Kommt der Lockdown für Ungeimpfte?", lautete der Titel des Talks. Dass dies mit den neuen Corona-Regeln der Ampel-Parteien faktisch so ist, stand jedoch schon fest.

Doch warum kommen die Maßnahmen erst jetzt? Und wie geht es weiter? Es gab genügend andere offene Fragen für die Runde.

"Maybrit Illner" – Das waren ihre Gäste

  • Helge Braun (CDU), geschäftsführender Kanzleramtsminister
  • Katrin Göring-Eckartd (Grüne), Fraktionsvorsitzende
  • Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender Weltärztebund
  • Hendrik Streeck, Professor für Virologie
  • Christian Karagiannidis, Lungenfacharzt an einer Klinik in Köln
  • Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur "Die Zeit"

Interessant war zunächst, wie Hendrik Streeck auftrat. Unvergessen, wie der Virologe im vergangenen Jahr medial teilweise zum Widerpart von Christian Drosten stilisiert und dabei auch stark kritisiert wurde. Tatsächlich hatte Streeck häufiger andere Positionen als etwa Drosten bezogen. Und heute? Gab sich Streeck zurückhaltend: Kontroverse Sätze waren von ihm nicht zu hören.

"Was mir am meisten fehlte, war eine richtige Impfaufklärung", führte Streeck an, als es um die wichtigsten Versäumnisse ging. Viele Ungeimpfte seien verunsichert, aber tendenziell nicht komplett abgeneigt. Das überraschte zumindest ein wenig, weil Umfragen eher darauf hindeuten, dass viele Impfverweigerer die Entscheidung sehr kategorisch getroffen haben. Streeck belegte seine Einsichten mit "vielen E-Mails", die ihn erreichen würden. Nun ja.

Corona: Helge Braun wirkt hilflos

Ansonsten wurde in der Runde viel nach Schuldigen und nach Versäumnissen gefragt. Gegen den Eindruck, dass die Politik versagt hat, konnten sich Helge Braun und Katrin Göring-Eckardt nicht so richtig wehren.

Der geschäftsführende Kanzleramtschef Helge Braun zu Gast bei Maybrit Illner.
Der geschäftsführende Kanzleramtschef Helge Braun zu Gast bei Maybrit Illner. © ZDF/Svea Pietschmann

Im Gegenteil, insbesondere der noch-CDU-Kanzleramtschef wirkte fast ein wenig hilflos. Warum ist im Sommer so wenig an Vorbereitung passiert? Wer zu diesem Zeitpunkt um Vorsicht geworben habe, sei von den Leitmedien als Paniktruppe verschrien worden, rechtfertigte sich Braun. Ein seltsames Argument: Sollten sich Bundesregierung und Ministerpräsidenten nicht von Medienschelte befreien, wenn es um derart wichtige Themen geht? Ach ja, es war ja Wahlkampf.

Auch beim Thema Boostern überzeugte Braun nicht. Warum ging die Kampagne so spät los? Man habe sich zunächst auf das Versprechen der Hausärzte verlassen, sagte der Kanzleramtschef. Und schob nach, dass er für wirklich kritisch halte, dass das Bund-Länder-Treffen erst an diesem Donnerstag stattfand. Davor habe aber erst das Infektionsschutzgesetz durch den Bundestag gebracht werden müssen – eine Schelte für die Ampel-Parteien.

Zerstörtes Vertrauen

Das klang alles in allem nach einer ziemlichen Bankrotterklärung. Die Wirkung von dieser darf man nicht unterschätzen. Giovanni di Lorenzo erklärte mit dem Hickhack der Politik aus dem vergangenen Herbst sogar die aktuelle Lage: "Einige Menschen haben das Vertrauen in die Maßnahmen verloren", sagte der Chefredakteur der "Zeit".

Verbunden damit diagnostizierte er eine grundsätzliche Distanzierung von Bevölkerung und Politik: "Es gibt in weiten Teilen der Bevölkerung einen Widerstand gegen die Maßnahmen."

Das Fazit

Diese Runde bot nicht die dynamischste Corona-Debatte, die man sich vorstellen kann. Allerdings wurde in den vergangenen Tagen und Wochen auch schon viel gesagt.

Insbesondere am durchaus ehrlichen Auftreten von Helge Braun zeigte sich, wo die Versäumnisse der Politik liegen. Man kann nur hoffen, dass die nun kurzfristig gesetzten Bremsen schnell Wirkung zeigen werden.

Zur Ausgabe von „Maybrit Illner“ in der ZDF-Mediathek.

Das waren die vergangenen Folgen "Maybrit Illner"