Berlin. Wegen des Kriegs in der Ukraine will die Nato aufrüsten. Bei “Illner“ geht es um die Frage: Welches Kriegsziel will die Nato erreichen?

Beim Nato-Gipfel in Madrid wurde der Umbau der sogenannten schnellen Eingreiftruppe beschlossen. Diese Responce Force der Mitgliedstaaten soll von aktuell 40.000 Soldaten und Soldatinnen auf mehr als 300.000 aufgestockt werden. Diese stehen in erhöhter Alarmbereitschaft und können innerhalb bestimmter Fristen, die Rede ist von zehn bis 50 Tagen, in den Einsatz geschickt werden.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg spricht von einem grundlegenden Wandel in der Abschreckungs- und Verteidigungspolitik der Allianz und lobt bei "Maybrit Illner" am Donnerstag Deutschlands Rolle dabei. Eine Aussage, der die ehemalige Nato-Chefstrategin Stefanie Babst deutlich widerspricht. "Die Verteidigung der Nato ist seit 70 Jahren eine Kernaufgabe", sagt sie.

Jens Stoltenberg, NATO-Generalsekretär.
Jens Stoltenberg, NATO-Generalsekretär. © ZDF/Svea Pietschmann

"Maybrit Illner": Das waren ihre Gäste am Donnerstagabend

  • Jens Stoltenberg, Nato-Generalsekretär
  • Omid Nouripour (Bündnis‘90/Die Grünen), Parteivorsitzender
  • Markus Söder (CSU), Parteivorsitzender und Ministerpräsident von Bayern
  • Stefanie Babst, ehemalige Nato-Chefstrategin, seit 2020 strategische Beraterin und Publizistin
  • Nicole Deitelhoff, Professorin für Internationale Beziehungen und Theorien globaler Ordnungspolitik an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Direktorin der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK)
  • Claus Kleber, ehemaliger Moderator des ZDF-Heute-Journals

Deutschland hat nach Einschätzung Stoltenbergs in der Nato dank seiner "Zeitenwende" und der Aufstockung des Militär-Budgets seine Präsenz wesentlich erhöht. Auf dem Nato-Gipfel in Madrid hätten "alle Deutschland gelobt" und gesagt, dass es jetzt innerhalb des Bündnisses "mehr leistet". Auch die östlichen Verbündeten sähen, was Deutschland insbesondere in den vergangenen Monaten bewegt habe.

"Maybrit Illner" im ZDF: Stoltenberg für mehr schwere Waffen für Ukraine

Immer wieder fallen an diesem Abend auch die Worte “heißer Krieg” in Europa. Stoltenberg nennt den Angriff Russlands auf die Ukraine so, aber auch der CSU-Politiker Manfred Weber. “Wir sind keine Kriegspartei, aber Kriegsziel”, sagt er. “Putin hasst unsere Art zu leben, unsere Freiheit.”

Deshalb werde die Nato die Ukraine weiter in ihrer Selbstverteidigungsfähigkeit unterstützen, zugleich aber darauf achten, dass es nicht zu einer weiteren Eskalation des Konflikts komme, betont Stoltenberg. Es sei "eine gute Idee", der Ukraine mehr schwere Waffen zur Verfügung zu stellen – auch solche, "die den Nato-Standards entsprechen", sagt er.

Grünen-Parteivorsitzender Omid Nouripour sieht nun eine große Aufgabe: "Herauszufinden, was das gemeinsame Ziel der Nato und der EU im Hinblick auf den Krieg ist." Bei "Illner" wie unterschiedlich die Antworten auf diese Frage ausfallen. Die Friedens- und Konfliktforscherin Nicole Deitelhoff betont, dass “Konflikte etwas sehr dynamisches” sind.

Die Runde bei
Die Runde bei "Illner" am 30. Juni. © ZDF/Svea Pietschmann

Kleber bei "Illner": "Eiertanz um Kriegsziele"

Der ehemalige ZDF-Moderator Claus Kleber spricht von einem "allgemeinen Eiertanz um die Kriegsziele". "Es wird eine Lösung geben müssen, die nicht der vollständige Rückzug der Russen aus jedem Zentimeter der Ukraine sein kann", sagt er. "Aber es kann auch nicht sein, dass Russland 20 Prozent der Ukraine besetzt, so wie jetzt."

Für Stefanie Babst hingegen steht fest: "Das Territorium der Ukraine kann nur in Gänze befreit werden. Wir müssen an den Maximalforderungen festhalten, wenn wir unseren Werten gerecht werden wollen."

Claus Kleber, ehemaliger Moderator des ZDF-Heute-Journals.
Claus Kleber, ehemaliger Moderator des ZDF-Heute-Journals. © ZDF/Svea Pietschmann

"Maybrit Illner": Vergangene Sendungen