Essen. Mit „Tödliche Geheimnisse – Das Versprechen“ schlägt die Reihe einen anderen Weg ein: Ohne großes Blutvergießen – aber stets spannend.

Wenn man nach zwei Filmen einer locker geplanten Reihe plötzlich bemerkt, dass es in dieser Form eigentlich kaum weitergehen kann, dann gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten – entweder man packt ein, oder man versucht einen neuen Weg zu gehen.

Die Produzentin Gabriela Sperl und der Drehbuchautor Florian Oeller haben sich für Letzteres entschieden. Zwei Filme hatte man bislang unter dem Banner „Tödliche Geheimnisse“ gedreht und zwei Journalistinnen in Gestalt von Karin Berger (Anke Engelke) und Rommy Kirchhoff (Nina Kunzendorf) durch die Welt gejagt.

„Tödliche Geheimnisse – Das Versprechen“ über Menschenhandel

Das Ergebnis war vorauszusehen, besteht es doch aus Geld, Macht und Politik in der globalen Welt. Mit „Tödliche Geheimnisse – Das Versprechen“ (ARD, Samstag um 20.15 Uhr) jedoch wird jetzt alles anders und reduziert sich ganz auf den Spielraum Berlin.

Karin und Rommy gibt es immer noch, inzwischen haben sie auch ihre Liebe neu entdeckt. Sie sind jetzt auf sich selbst gestellt, versuchen sich erstmals auf dem heimischen Parkett. Das Thema, das sie sich vorgenommen haben, ist so brisant, dass sie sich mit ihren Recherchen an ein politisches Online-Magazin anhängen. Sie wollen etwas schreiben über die „Arbeitssklaven“ aus südosteuropäischen Ländern.

„Tödliche Geheimnisse“ versucht nicht, groß aufzutrumpfen

Jeden Morgen stehen sie an gleicher Stelle, um für schäbige drei Euro die Stunde zur nächsten Baustelle mitgenommen zu werden. Noch dringlicher erscheint ihnen ihr Vorhaben, als sie Zeuge werden, wie ein Ukrainer von einem kaum gesicherten Baugerüst tödlich abstürzt. Der Bruder des Toten (Ivan Shvedoff) will eigentlich reden über die Abzocke des Baulöwen Sandner, hat aber Angst, sein bisschen Geld auch noch zu verlieren.

Der von Barbara Kulcsar auf solidem Spannungslevel inszenierte Film will nicht auftrumpfen, er will eigentlich auch keine Heldinnen produzieren. Im Grunde genommen wird hier tatsächlich einmal das schwere Los von Rechercheuren gezeigt, die von der Politik oft genug aufs Kreuz gelegt werden.

Ex-Chefredakteurin Karin (Anke Engelke) legt sich in „Tödliche Geheimnisse: Das Versprechen“ weiter mit den Mächtigen an.
Ex-Chefredakteurin Karin (Anke Engelke) legt sich in „Tödliche Geheimnisse: Das Versprechen“ weiter mit den Mächtigen an. © ARD Degeto/Christiane Pausch | ARD Degeto/Christiane Pausch

Immer wieder Überraschungen – auch ohne Schüsse

Karin beispielsweise geht zum Interview mit dem smarten Bausenator Sebastian Schülke (Mark Waschke), der ihr sein Projekt „Wohnen für Berlin“ ausführlich erläutert. Obwohl die Sache mit dem Menschenhandel eher beiläufig Thema war, wird sie ihn später loben: „Haltung, Charisma, Inhalt“. Der vermeintliche Macher jedoch möchte eigentlich nur gern regierender Bürgermeister werden.

Die Carte Blanche in diesem raffinierten Politspiel aber hält Schülkes ehrgeizige Referentin Vicky Urban (Petra Schmidt-Schaller) in Händen. Denn was diese umtriebige Dame gemeinsam mit ihrem Liebhaber ausgetüftelt hat, dagegen kann die Politik nur blass aussehen.

Der Film wartet insofern immer wieder mit Überraschungen auf. Ganz ohne Schüsse kommt man aus, nur einmal wird die Wohnung von Berger und Kirchhoff verwüstet. Viel schlimmer ist die Ohnmacht, mit der die beiden Frauen immer wieder konfrontiert werden. Vielleicht ist das ja, nach „Wahrheit oder Lüge“ in der vergangenen Woche, ein neuer Trend im fiktionalen Fernsehen: spannende Filme ohne Blutvergießen.

„Tödliche Geheimnisse“ – mehr zum Thema:

Anke Engelke, Nina Kunzendorf, Katja Riemann: Der ambitionierte ARD-Thriller „Tödliche Geheimnisse“ zum Thema TTIP 2016 war starbesetzt. Nur leider nicht richtig packend. Die ARD zeigte mit „Tödliche Geheimnisse – Jagd in Kapstadt“ eine starke Fortsetzung des Vorgänger-Thrillers. Die Hauptfiguren glänzten.

  • „Tödliche Geheimnisse: Das Versprechen“: Samstag, 22. Februar, ARD, 20.15 Uhr; hier gibt es den Film in der ARD-Mediathek