Berlin. Die Corona-Infektionszahlen stagnieren, die Zahl der Toten steigt: Im Talk von Markus Lanz ging es um eine Verschärfung des Lockdowns.

  • Die Corona-Lage spitzt sich weiter zu, die Intensivstationen füllen sich ausgerechnet vor Weihnachten weiter
  • Auch Markus Lanz sprach am Dienstagabend erneut über die Pandemie, dabei war auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther
  • Er plädierte für mehr Verhältnismäßigkeit

Eigentlich sollte der seit Anfang November geltende „Lockdown light“ die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland senken. Über Lockerungen vom Lockdown spricht allerdings fast niemand mehr – wegen der hohen Infektionszahlen und der vielen Todesfälle fordern immer mehr verschärfte Maßnahmen, trotz des bevorstehenden Weihnachtsfests.

Auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) schloss am Dienstagabend bei „Markus Lanz“ härtere Corona-Regeln in seinem Bundesland nicht aus.

In der ZDF-Talkshow plädierte Günther aber für Verhältnismäßigkeit: Bundeseinheitliche Regelungen ja, jedoch solle es auch individuelle Lösungen in den Bundesländern geben. Landrätin Rita Röhrl aus dem bayrischen Landkreis Regen trat in der Sendung weniger diplomatisch auf. Für alle, die an ein schnelles Ende der Krise glaubten fand Röhrl klare Worte.

Markus Land – das waren die Gäste:

  • Daniel Günther, Ministerpräsident Schleswig-Holsteins (CDU)
  • Eva Quadbeck, Journalistin
  • Rita Röhrl, Landrätin
  • Prof. Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe

Markus Lanz: Warum im bayerischen Regen der deutsche Corona-Hotspot entstand

Im Talk von Markus Lanz prallten zwei Dinge auffällig aufeinander: die derbe bayerische Sprache einer süddeutschen Landrätin einerseits und die für den Norden des Landes typische norddeutsche Gelassenheit andererseits. Während Ministerpräsident Günther in seinem Bundesland eben diese Gelassenheit dafür verantwortlich sieht, dass es dort keine große Protestbewegung gegen die Corona-Maßnahmen gibt, „sondern eine breite Akzeptanz der Regeln“, sieht die Situation im bayerischen Regen anders aus.

Demonstrationen gegen Corona-Regeln sind dort nicht das Problem, die Menschen im Landkreis Regen drücken ihr Unverständnis für die Corona-Maßnahmen offenbar auf andere Weise aus. Während sich die Menschen in Schleswig-Holstein über vergleichsweise sehr niedrige Corona-Zahlen freuen können, bildet der Landkreis Regen mit einem Inzidenzwert von 570 (Stand 8. Dezember) den Corona-Hotspot in Deutschland schlechtin. Landrätin Röhrl berichtete bei Lanz, es seien nachweislich zwei Geburtstagsfeiern gewesen, die die Infektionszahlen anfänglich „explosionsartig durch die Decke getrieben“ hätten. Lesen Sie hier: Corona in Bayern: Katastrophenfall und strengere Regeln

Landrätin bei Lanz: „Wir werden kein normales Weihnachten erleben“

Beim Versuch, das vorwiegend diffuse Infektionsgeschehen im Landkreis Regen einzudämmen, setzt Landrätin Röhrl nach eigener Aussage auf hohe Bußgelder. „Da bin ich nicht zimperlich“, gab Röhrl offen zu. Besonders bei Menschen in Feierlaune „lange sie schon ordentlich hin“. Mindestens 500 Euro koste es, wenn die Bürger von Regen nachts nur gegen die Ausgangssperre verstoßen würden.

Mehr Konsequenz bei der Durchführung der Corona-Maßnahmen hätte sich Röhrl auch auf Bundesebene gewünscht. Von falschen Hoffnungen hält die SPD-Landrätin nichts, wie sie offen und deutlich in der „Markus Lanz“-Sendung darlegte: „Wer heute den Menschen verspricht, mit diesen Beschränkungen werden wir nach fünf, nach sechs Wochen wieder ganz normal leben können, der spinnt.“

Mit einer ähnlichen Deutlichkeit blickte die Landrätin anschließend auch auf das bevorstehende Weihnachtsfest. Röhrl stellte klar: „Wir werden übrigens auch kein normales Weihnachten erleben.“ Und verteilte anschließend noch einen Seitenhieb: „Also, wer auf die Idee gekommen ist, dass das Fest der Liebe zum Fest des Virus gemacht werden muss – das ist mir bis heute nicht erklärbar.“ Röhrl forderte politisch eine „ehrlichere Kommunikation“ über den Umgang mit dem Virus.

An wen diese Seitenhiebe genau gerichtet waren, das klärte Rita Röhrl persönlich nicht auf. Journalistin Eva Quadbeck vermutete darin später jedoch einen Verweis auf die „Diskrepanz zwischen Worten und Taten“ von Ministerpräsident Söder, die nur ein Symbol sei für das Verhalten vieler Ministerpräsidenten, die sich selbst die Nächsten seien. CDU-Politiker Daniel Günther scheint zu dieser Gruppe nicht zu zählen, zumindest machte er bei seinem Auftritt bei „Markus Lanz“ nicht den Anschein. Unaufgeregt beantwortete er die Fragen des Moderators, plädierte für Geduld in der Krise und für verhältnismäßige Lösungen.

Virologe Schmidt-Chanasit: „Die Kinder sterben nicht“

Einen Streitpunkt brachte Markus Lanz an diesem Abend aber doch noch aufs Tableau: das Thema Schulen. „Wieso kann uns bis heute keiner sagen, ob Kinder ansteckend sind, wie ansteckend Kinder sind und was tun wir dagegen, wenn es so ist?“, fragte Lanz den Virologen Prof. Jonas Schmidt-Chanasit deutlich aufgeregt.

Der wies die Behauptung des Moderators zurück, die Schulen seien „eine weiche Flanke“ in der Corona-Bekämpfung. Es sei bekannt, dass Kinder bis zwölf Jahre weniger starke Überträger des Virus sind als ältere Menschen. Außerdem sterbe in den Schulen niemand, erklärte Schmidt-Chanasit. „Was heißt, da stirbt niemand?“, fragte Markus Lanz ungläubig nach. „Die Kinder sterben nicht“, entgegnete der Virologe. Lanz wunderte sich jedoch noch immer und warf ein: „Aber die zu Hause können sterben.“

Virologe: Illegale Partys treiben Corona-Pandemie

Schmidt-Chanasit blieb jedoch dabei: Schulen würden nicht außergewöhnlich zum Infektionsgeschehen beitragen. Der Virologe erklärte: „Ob jetzt ein Grundschüler eine Maske trägt oder nicht, das wird diese Pandemie nicht entscheiden. Sondern, dass der Club geschlossen wird, in dem eine illegale Party stattfindet, das ist entscheidend.“ Die Zeit, zu reagieren, die sei extrem kurz. Lesen Sie hier: Drosten über Lockdown: „Müssen jetzt unbedingt ewas tun“

Dass der Virologe mit seiner These recht haben könnte, zeigte sich in der dieser Sendung von Markus Lanz schon am Landkreis Regen: Private Feiern hatten laut Landrätin Röhrl auch hier zu einem explosionsartigen Anstieg der Corona-Infektionen geführt.

Womit wir also wieder beim Anfang wären – und damit bei einem anderen klugen Ratschlag: „Geduld mit dem Virus, Durchhaltevermögen und nochmals Geduld“, gab Röhrl den Zuschauern der Sendung als Botschaft mit auf den Weg. Neben strengen Sanktionen für die Bürger ihres Landkreises hatte die SPD-Landrätin für die Zuschauer nettere, wenn auch ernüchternde Worte, in petto: „Wir werden das schon hinter uns bringen, gemeinsam. Aber es wird dauern.“

„Markus Lanz“ – So waren die letzten Folgen: