Bad Köstritz. Der Rohbau steht: Eine neue Ausbildungsanlage soll der ganze Stolz der Landesfeuerwehrschule Bad Köstritz werden. Investitionen waren dringend nötig.

Es ist nicht ihr Ding. Bauministerin Susanna Karawanskij (Linke) scheitert auf Richtfesten immer wieder beim Einschlagen des letzten Zimmermannsnagels. Eigentlich kein gutes Omen für ein Gebäude, doch am Mittwoch lächelte sie das Malheur tapfer weg.

Tatsächlich gab es diesmal ja Grund zur Freude auf dem Gelände der Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule in Bad Köstritz nördlich von Gera. Für den Rohbau der lang ersehnten Ausbildungs- und Fahrzeughalle konnte Richtfest gefeiert werden.

Ausbildungshalle ermöglicht Lehrgänge unabhängig vom Wetter

Wie Riesen stehen dessen Betonträger in der Landschaft. Sie bilden das Gerippe eines Würfel mit jeweils 30 Metern Kantenlänge.

Nach der Einweihung Anfang kommenden Jahres sollen in dessen Untergeschoss Einsatz- und Ausbildungsfahrzeuge der Feuerwehrschule abgestellt werden. In den Etagen darüber entstehen wetterfeste Ausbildungslandschaften: Nachbildungen von Wohnungen oder Chemielaboren, Teile eines Supermarkts oder einer Photovoltaikanlage, die dann für das Training der Feuerwehrleute in Flammen aufgehen.

Wetterfeste Übungslandschaften

Die Außenhülle soll eine Übungsfassade werden, damit Feuerwehrleute während ihrer Lehrgänge möglichst viele Einsatzszenarien trainieren können. „Hier entstehen die Rettungswelten in unserem Rettungswürfel“, betont Innenminister Georg Maier (SPD). Die obere Etage soll sogar mit Löschfahrzeugen befahrbar sein.

Vor allem ermögliche die Halle eine ganzjährige wetterfeste Ausbildung, freut sich Schulleiter Jörg Henze. Damit wäre er eine seiner großen Sorgen los. Denn bisher musste Feuerleute teils bei Wind, Regen oder Schnee auch im Freien geschult werden.

Bauten müssen erdbebensicher errichtet werden

Ministerin Karawanskij verweist auf die schwierigen Bedingungen bei der Errichtung der Halle auf einer Hanglage. Zudem muss erdbebensicher gebaut werden. Und: Die Arbeiten erfolgen während des laufenden Schulbetriebs. Trotzdem würde der Zeitplan eingehalten, betont sie.

Bis zum Ende des Jahrzehnts investiere das Land nach ihren Angaben insgesamt 93 Millionen Euro in die Landesfeuerwehrschule. Allein 13,6 Millionen Euro fließen in Ausbildungshalle. Das ist auf dem Campus bisher die größte Einzelinvestition.

Trotz der Arbeiten laufe der Schulbetrieb auf Hochtouren, versichert Jörg Henze. Allein im ersten Halbjahr waren etwas mehr als 50 Lehrgänge angesetzt. Bis auf drei Ausnahmen hätten alle stattgefunden oder würden noch laufen. Das zusätzliche Personal mache sich bei der Ausbildung bereits bemerkbar.

Personalstellen reichen für den tatsächlichen Bedarf nicht aus

Allerdings heißt es in einer aktuellen Broschüre zur Schule: Die zusätzlichen Stellen der vergangenen Jahre sowie die angemeldeten Stellen für den kommenden Haushalt seien ein guter Anfang, „werden aber für den benötigten tatsächlichen Bedarf nicht ausreichen“.

Was im Klartext heißt: Die im Bau befindlichen hochmodernen Trainingsanlagen nützen nur dann etwas, wenn es genügend qualifizierte Ausbilder gibt.

Weitere Großinvestition ist geplant

Schulleiter Henze hat wesentlichen Anteil daran, dass die Ausbildungseinrichtung in Bad Köstritz wieder auf Kurs gebracht wurde. In den Jahren vor der Corona-Krise war der häufige Ausfall von Lehrgängen ein großes Ärgernis. Inzwischen können pro Jahr knapp 5000 Feuerwehrleute trainiert und weitergebildet werden. Seit dem Vorjahr liegt auf Basis eines Gutachtens ein klares Entwicklungskonzept bis 2035 vor.

Neben dem bereits fertiggestellten Übungsstraßentunnel soll eine Eisenbahntunnel-Übungsanlage mit Echtfeuer-Brandsimulation beim Bahnhof Crossen (Kreis Greiz) entstehen – ein weiteres Großvorhaben. Rund 23 Millionen Euro Investitionen sind geplant. Die Fertigstellung wird für 2028 angestrebt, um die Thüringer Tunnelfeuerwehren für die ICE-Schnellbahnstrecke besser schulen zu können.

Ihren nächsten Termin in bad Köstritz haben die Ministerin und der Minister Anfang kommenden Jahres, um dann die fertige Übungshalle zu übergeben.

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