Erfurt. Seit 2019 ist der Weltkindertag in Thüringen gesetzlicher Feiertag. Dieses Jahr versüßte schönes Spätsommerwetter vielen Menschen die Zeit. Die ein oder andere Debatte blieb jedoch nicht aus.

Kinderfeste, Familienprogramme, verbilligter oder freier Eintritt in Museen: Mit einer Vielzahl von Veranstaltungen hat Thüringen bei angenehmen Spätsommerwetter am Mittwoch den Weltkindertag gefeiert. Vertreter von Politik und Kirche nutzten den deutschlandweit einzigartigen arbeitsfreien Tag im Freistaat für Forderungen nach mehr Beteiligung und Unterstützung für Kinder - dabei wurde auch die Debatte um das Wahlalter bei Kommunalwahlen neu befeuert.

In Eisenach beispielsweise wurde an der ehemaligen Eselstation unterhalb der Wartburg der Erlebnis- und Wissensweg "Eselei" eröffnet. Bei strahlendem Sonnenschein erkundeten dort am Mittwoch zahlreiche Kinder die zehn Stationen auf rund 300 Metern Waldweg. Die Burg selbst bot Familienführungen an. Die Heidecksburg in Rudolstadt feierte ein Kinderfest, die Leuchtenburg bei Kahla ein Ritterfest, Schloss Molsdorf bei Erfurt lud zum Schlösserkindertag. Die Klassik Stiftung Weimar bot kostenfreie Familientouren durch Westpavillon und Schlosspark Belvedere an.

In Thüringen ist der 20. September seit 2019 gesetzlicher Feiertag und damit arbeitsfrei. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen hatte 1954 beschlossen, durch einen jährlichen Weltkindertag auf Kinderrechte aufmerksam zu machen.

Grüne wollen Wahlalter senken

Jugendminister Helmut Holter (Linke) nannte den Tag eine Gelegenheit, darüber zu sprechen, was Kinder und Familien brauchen. «Das ist neben einer verlässlichen Kindertagesbetreuung und einem guten Schulsystem zum Beispiel auch die bessere Teilhabe von sozial benachteiligten Familien», sagte er. Familien brauchten Entlastung.

Die Grünen nutzten den Tag, um ähnlich wie die Linke vor wenigen Wochen auf eine Absenkung des Wahlalters bei Kommunalwahlen zu pochen. "Wo über die Lebenswelten von junge Menschen entschieden wird, sollen sie miteinbezogen werden. Daher wollen wir eine weitere Absenkung des Wahlalters - bundesweit in einem ersten Schritt auf 16 Jahre, bei Kommunalwahlen auf 14 Jahre", erklärte Landessprecherin Ann-Sophie Bohm. In Thüringen war das Mindestalter zur Teilnahme an Kommunalwahlen 2015 bereits auf 16 Jahre abgesenkt worden.

Besonders häufig dürfte am Mittwoch wohl im Eichsfeld und im Weimarer Land gefeiert worden sein: Dies sind nach Angaben des Statistischen Landesamtes die Thüringer Regionen mit dem höchsten Kinderanteil. Demnach waren zum vergangenen Jahreswechsel 14,7 Prozent der Bevölkerung in den beiden Landkreisen unter 15 Jahre alt. Schlusslichter beim Kinderanteil waren die Stadt Suhl und der Kreis Sonneberg in Südthüringen, wo jeweils rund 11 von 100 Einwohnern Kinder unter 15 Jahre waren.

277.300 Kinder unter 15 Jahre

Insgesamt lebten in Thüringen Ende vergangenen Jahres rund 277.300 Kinder unter 15 Jahre - etwas mehr Jungen als Mädchen. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Zahl um knapp 5500 oder 0,3 Prozent zu.

Anlässlich des Feiertags kritisierte der Landesjugendpfarrer der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Peter Herrfurth, finanzielle Kürzungen in der Kinder- und Jugendarbeit in Deutschland. Thüringens Migrationsbeauftragte Mirjam Kruppa mahnte, Kinder von asylsuchenden und geduldeten Familien nicht von der geplanten Kindergrundsicherung auszuschließen.