Dresden. Trotz Verbots der “Querdenken“-Demonstration sind am Samstag Hunderte Gegner der Corona-Maßnahmen durch die Innenstadt von Dresden gezogen. Die aggressiven Proteste gerieten außer Kontrolle.

In mehreren deutschen Großstädten hat es am Samstag bei Demonstrationen gegen die Corona-Auflagen Auseinandersetzungen zwischen Teilnehmern und der Polizei gegeben. Bei einer verbotenen "Querdenken"-Demonstration in Dresden wurden zwölf Beamte verletzt, wie die Polizei mitteilte. In Stuttgart griffen Demonstranten Medienvertreter an, von Protestierenden attackierte Polizisten setzten kurzfristig Pfefferspray ein. Mehrere Demonstrationen löste die Polizei auf, darunter in München.

Bei der Dresdner "Querdenken"-Demonstration waren nach Polizeiangaben zwei Gruppen mit jeweils mehreren hundert Teilnehmern durch die sächsische Landeshauptstadt gezogen. Dabei gab es demnach auch Gewalt gegen Sicherheitskräfte. Im Laufe des Tages wurden laut Polizei 47 Straftaten registriert, darunter neun tätliche Angriffe auf Vollstreckungsbeamte.

Sperren durchbrochen, Polizisten zu Boden gerissen

Wegen Verstößen gegen die Corona-Auflagen nahmen die Einsatzkräfte mehr als 940 Anzeigen auf, gegen mehr als 900 Menschen wurden Platzverweise ausgesprochen. Medienberichten zufolge wurden Polizeisperren durchbrochen und Polizeibeamte zu Boden gerissen. Neben den Demonstrationen gab es laut Polizei vier Autokorsos mit insgesamt rund hundert Fahrzeugen, die aus Städten der Umgebung nach Dresden fuhren.

Das Oberverwaltungsgericht Bautzen hatte in der Nacht zum Samstag das Verbot der "Querdenker"-Demonstration in Dresden bestätigt. Die Stadt hatte am Dienstag ein Versammlungsverbot ausgesprochen, das Verwaltungsgericht Dresden bestätigte dies am Freitag.

Sachsens CDU-Generalsekretär Alexander Dierks verurteilte die Gewalt. "Sogenannte Querdenker zeigen ihr wahres Gesicht: Gewaltbereite Extremisten am Werk", twitterte er. Sachsens SPD-Vorsitzender und Vizeregierungschef Martin Dulig äußerte sich schockiert. "Jeder, der auf dieser verbotenen Demo mitläuft, macht sich gemein mit den verübten Straftaten. Corona wird so nicht aufgehalten, im Gegenteil! Hier wird mit unser aller Gesundheit gespielt."

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Bei der Demonstration in Dresden wurde nach Angaben des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) auch ein Journalist angegriffen. Auch bei der Demonstration in Stuttgart meldete ein Fernsehteam Übergriffe. Der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall kritisierte die Attacken scharf: "Wenn sich der Corona-Frust in Gewalt gegen Berichterstatter wie auch gegen Polizeibeamte entlädt, ist das nicht zu entschuldigen."

In Stuttgart zogen nach Polizeiangaben am Samstag nach einer vom Versammlungsleiter für beendet erklärten Demonstration Hunderte Menschen im mehreren Gruppen durch die Innenstadt. Die Polizei stoppte die Aufzüge. In einem Fall wurden demnach Polizisten angegriffen - die Beamten setzten kurzfristig Pfefferspray und ihre Einsatzstöcke ein.

In München löste die Polizei am Samstag eine Demonstration auf, zu der sich rund 2500 statt der erlaubten 500 Teilnehmer versammelt hatten. Bei mehreren Demonstrationen in der bayerischen Landeshauptstadt wurden über 20 Straftaten angezeigt, darunter der Gebrauch falscher Gesundheitszeugnisse und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Zudem wurde ein Mann vorläufig festgenommen, der bei einer früheren Demonstration einen Journalisten angegriffen haben soll.

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Mehr als 500 Menschen demonstrieren gegen Corona-Politik

Demnach hätten zwei Demonstranten Polizisten beleidigt.
Demnach hätten zwei Demonstranten Polizisten beleidigt. © Anja Derowski
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Einige Demonstranten hielten Flaggen in die Höhe - auf einer stand «Merkel muss weg». © Anja Derowski
Als die Polizei die Identität der Zwei aufnehmen wollte, sei es zum Widerstand gekommen.
Als die Polizei die Identität der Zwei aufnehmen wollte, sei es zum Widerstand gekommen. © Anja Derowski
 Über Lautsprecherwagen forderte die Polizei die Teilnehmer am Samstag mehrfach dazu auf, sich an die Infektionsschutzregeln zu halten. 
 Über Lautsprecherwagen forderte die Polizei die Teilnehmer am Samstag mehrfach dazu auf, sich an die Infektionsschutzregeln zu halten.  © Bodo Schackow
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Mehr als 500 Menschen haben nach Polizei-Angaben in der Erfurter Innenstadt gegen die aktuelle Corona-Politik in Deutschland protestiert.  © Bodo Schackow
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Nach Angaben eines Sprechers der Landespolizeidirektion wurden zwei Straftaten erfasst - wegen des Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte.  © Anja Derowski
Teils konnten die Demonstranten aber auch Atteste vorweisen, die sie von der Maskenpflicht befreiten, wie eine Sprecherin der Polizei am Rande der Demonstration sagte.
Teils konnten die Demonstranten aber auch Atteste vorweisen, die sie von der Maskenpflicht befreiten, wie eine Sprecherin der Polizei am Rande der Demonstration sagte. © Bodo Schackow
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Die Polizei hatte für die Kundgebung einen Teil des Erfurter Domplatzes mit Gitterzäunen abgetrennt. Allerdings standen auch um die Absperrungen herum zahlreiche Menschen.  © Bodo Schackow
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