Berlin/Bad Königshofen. Im Sommer verbrauchen die Menschen mehr Wasser. In Kombination mit Trockenheit gefährdet das die Wasserversorgung in vielen Regionen.

  • Trinkwasser wird wegen des Klimawandels immer knapper – auch in Deutschland
  • Um dem entgegenzuwirken, ergreifen erste Gemeinden Maßnahmen
  • Kommt bald das Pool- und Planschbeckenverbot für Privathaushalte?

Wer im Sommer bei 31 Grad in einer Dachgeschosswohnung sitzt, kennt die Sehnsucht nach Abkühlung nur allzu gut. Schnell das Planschbecken auf dem Balkon oder im Garten aufstellen und ab ins kühle Nass … oder, noch besser, den großen Pool! Das verschafft nicht nur Linderung, sondern auch Abwechslung für Groß und Klein. Doch der private Badespaß könnte zumindest in Teilen Deutschlands bald Geschichte sein. Im bayerischen Bad Königshofen ist es schon so weit: Pools zu befüllen ist dort untersagt. Ebenso das Gießen vom heimischen Garten, Autowaschen und Sportplätze sprengen.

Trockenheit: Sind private Pools noch vertretbar?

Bad Königshofen ist nur eine von vielen Kommunen in Deutschland, die sich vor allem in den Sommermonaten regelmäßig um die Grundwasserversorgung sorgen muss. In trockenen Gebieten blickt man zunehmend kritisch auf den Plansch-Spaß. Ist der private Pool angesichts von Klimaerwärmung und Wassermangel überhaupt noch vertretbar?

Bad Königshofens Bürgermeister Helbling sagt Nein: „Sich in einen Pool anzuschaffen oder einen anzubauen, halte ich in trockenen Regionen für nicht mehr zukunftstauglich.“ Zwar könne jeder in seinem Eigenheim stellen und bauen, was er möchte, aber wassersparend sei es nun mal nicht.

Nach Angaben des Bundesverbands Schwimmbad & Wellness soll es inzwischen 2,1 Millionen private Pools in Deutschland geben. Zwei Drittel davon sind Aufstellbecken oder in den Boden eingelassene Freibäder. Angesichts von 18 Millionen Eigenheimen sieht der Verband jedoch noch großes Wachstumspotenzial.

Die Deutschen verbrauchen wieder mehr Wasser. Im vergangenen Jahr lag der Verbrauch laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) nach vorläufigen Berechnungen pro Person bei 125 Litern Wasser am Tag. Im Vergleich: 1990 hatte er noch bei 147 Litern gelegen, 2013 dann nur noch bei 121 Litern.

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Immer mehr Kommunen schränken die Pool-Befüllung ein

Dass private Pools bei dieser Entwicklung in einigen Jahren womöglich der Vergangenheit angehören könnten, zeigt die Debatte im baden-württembergischen Untereisesheim. Dort diskutierte man aufgrund von Trockenheit sogar ein Bauverbot für neue Swimmingpools.

Am Ende kam es aber nicht dazu. „Ein bauliches Verbot von Poolanlagen ist rechtlich sehr schwer haltbar“, begründet Bürgermeister Christian Tretow. Stattdessen soll es nun eine Allgemeinverfügung geben, die im Fall einer Wasserknappheit – wie in Bad Königshofen – das Befüllen von Pools untersagt.

In Bremer Kleingärten dürfen die Menschen bei Hitze dagegen höchstens in ein Planschbecken hopsen. Schwimm- und Badebecken seien gemäß der Gartenordnung schon seit vielen Jahren unzulässig, sagt die Vorsitzende des Landesverbands der Gartenfreunde, Viola Falkenberg. Erlaubt seien nur Planschbecken mit einem Durchmesser von maximal zwei Metern und höchstens einem halben Meter Höhe.

Etwas Ähnliches ist auch in Hannover geplant. In den Kleingärten dort sind nach Angaben der Stadt Schwimmbecken verboten, Aufstellpools bisher nicht. Der Kleingärtner-Bezirksverband soll dort im Herbst über ein Verbot der Aufstellpools entscheiden.

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Trockenheit: Leute zeigen Verständnis für Sparmaßnahmen

In Bad Königshofen ist Verständnis für die Sparmaßnahmen vorhanden. „Die Leute nehmen es an, dass Wasser gespart werden muss. Die verstehen es, dass wir Probleme haben“, erklärt Wassermeister Müller vom Zweckverband zur Wasserversorgung in Bad Königshofe, Gruppe Mitte. „Mir tat es auch im Herzen weh, als Kinder während der Corona-Zeit nicht ihren Pool füllen konnten.“ Die Verbote seien aber nun mal notwendig. Zudem würden die Sparmaßnahmen die Leute bezüglich ihres Wasserverbrauchs sensibilisieren.

In den vergangenen fünf Jahren hat der örtliche Wasserzweckverbund vier Mal den Verbrauch im Sommer einschränken müssen. Ohne die radikalen Maßnahmen könnte die Bad Königshofen in wenigen Jahren auf dem Trockenen liegen. „Die Niederschläge sind in den letzten Jahren sehr stark zurückgegangen.

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Krisenfall soll vermieden werden

In vier von fünf Jahren hatten wir unter 600 Liter Regen auf den Quadratmeter“, sagt Bürgermeister Thomas Helbling. Dadurch stoße die Trinkwasserversorgung im Sommer an ihre Grenzen. „Der Grundwasserspiegelpegel ist bei uns aktuell sehr tief. Deshalb mussten wir erneut Verbote gegen unnötigen Trinkwasserverbrauch aussprechen.“

Auch Wassermeister Müller plagen Sorgen: „Wenn jetzt ein Waldbrand wäre, wüsste ich nicht, wie man das Löschen sollte. Wenn man Grundwasser dafür benutzt, dann würde die Versorgung hier in die Knie gehen.“ Langfristig plane man in Bad Königshofen mit einer Fernwasserlösung aus Oberfranken. Sorgsam mit Wasser umgehen, müsse man auch dann. (mit dpa)

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