Berlin. Forscher wollen schon innerhalb kurzer Zeit ein ausgestorbenes Mammut klonen. Der Tasmanische Tiger und Dodo sollen folgen. Nur warum?

Würden die Mammute heute noch leben, wären sie die größten Landlebewesen der Erde. Immer wieder graben Paläontologen die gigantischen Überreste der Mammute in den kalten Regionen der Nordhalbkugel aus. Noch unsere Vorfahren verewigten ihre meterlangen Stoßzähne auf prähistorischen Höhlengemälden. Doch 10.000 Jahre, nachdem die haarigen Riesen wegen Klimaveränderungen ausgestorben sind, wollen Wissenschaftler sie wieder zum Leben erwecken.

Die sogenannte „De-Extinktion“ des Wollhaarmammuts (Mammuthus primigenius) hat sich ein Forschungsteam des amerikanischen Biotechnologie-Unternehmens Colossal Bioscience zum erklärten Ziel gemacht. Bis 2028 wollen sie bereits das erste Exemplar mithilfe einer Elefanten-Leihmutter geklont haben.

Auf diesem Weg ist den Forschern nun ein entscheidender Durchbruch gelungen. Sie konnten erstmals induzierte pluripotente Stammzellen (iPS-Zellen) aus einem Asiatischen Elefanten gewinnen, gab das Unternehmen mehreren Medienberichten zufolge bekannt.

Mammute sollen als Herde in Sibirien ausgesetzt werden

Sogenannte iPS-Zellen können künstlich reprogammiert werden, sodass sie sich zu jedem gewünschten Zelltyp entwickeln. Das bringt den Forschern einen entscheidenden Vorteil: für ihre Mammut-Forschung müssen sie keinem lebenden Elefanten Gewebe entnehmen. Denn Afrikanischer und Asiatischer Elefant gelten als gefährdete Arten, eine Entnhahme als ethisch umstritten.

Asiatische Elefanten teilen bereits zu 99,6 Prozent das Erbgut der Wollhaarmammuts. Genetisches Mammut-Material gibt es reichlich: Wissenschaftler fanden mehrere gefrorene Mammut-Leichen. Mit den iPS-Zellen wollen sie nun überprüfen, worin genau sich das Mammut von den lebenden Elefantenarten genetisch unterscheidet sowie veränderte Genvariationen testen. „Diese Zellen sind definitiv ein großer Gewinn für unsere De-Extinktions-Arbeit“, sagt Eriona Hysolli gegenüber „Live Science“. Die Leiterin des Mammut-Projekts erklärt, dass die Zellen zu verstehen helfen, welche genetischen Prozesse abgelaufen sein müssen, dass das Wollhaarmammut sich an die extremen Temperaturen der Arktis anpassen konnte.

Auch Spermien- und Eizellen von Elefanten sollen so bald künstlich herstellbar sein. Dadurch rückt der Traum des Projekts ein großes Stück näher: ein Elefantenweibchen mit einem genetisch veränderten Embryo zu befruchten und so eine Herde Asiatischer Elefanten mit Mammut-Merkmalen zu züchten. Diese seien dann zwar keine exakte Kopie eines Wollhaarmammuts, sie wären aber so verändert, dass sie zotteliges Haar, mehr Fett und andere Mammut-Eigenschaften aufzeigen.

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Kommen die Mammute ohne andere Tiere zurecht?

Sollte die Geburt nach einer 22-monatigen, komplizierten Schwangerschaft erfolgreich verlaufen, warten aber noch deutlich mehr Probleme auf das erste „Mammut“ seit der Eiszeit. Denn die Wissenschaftler von Colossal Bioscience wollen die Herde in einem Reservat in der arktischen Tundra aussetzen.

Das Wollhaarmammut entwickelte sich aus dem Steppenmammut vor etwa 800.000 Jahren in Sibirien. Während der Eiszeit verbreitete es sich über Europa, Nordamerika und den Norden von Asien aus.
Das Wollhaarmammut entwickelte sich aus dem Steppenmammut vor etwa 800.000 Jahren in Sibirien. Während der Eiszeit verbreitete es sich über Europa, Nordamerika und den Norden von Asien aus. © picture alliance / Mary Evans Picture Library | Arthur Hayward / ardea.com

Ob die Elefanten mit den Mammutgenen in den dortigen Umweltbedingungen wirklich überleben können, ist noch unklar. Auch das Sozialverhalten der Tiere bereitet den Forschern Sorge. Besteht und bestand das Sozialleben von Elefanten und Mammute aus großen Herden. Inwieweit sich die ersten Mammute also wohlfühlen werden, ist umstritten.

Tasmanischer Tiger und Dodo: Wiederbelebung ausgestorbener Arten soll Umwelt retten

Doch das Mammut-Projekt soll erst der Anfang der ambitionierten texanischen Firma sein. Gelingt es den Forschern, ein künstliches Wollhaarmammut zu erschaffen, könnten bald auch andere ausgestorbene Spezien wie der Tasmanische Tiger oder der Dodo folgen. Entsprechende Pläne hat die Firma bereits angekündigt.

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„De-Extinktion sei da eine „funktionale Anwendung fortgeschrittener Genbearbeitungstechnologien, die die DNA verlorener Megafauna und anderer Lebewesen mit einem messbaren positiven Einfluss auf unser fragiles Ökosystem wiederherstellen werde.“ Von „De-Extinktion“ werden also nicht nur seit Tausenden Jahren ausgestorbene Arten wie das Mammut oder der Säbelzahntiger profitieren, heißt es auf der Webseite. So könnten laut der World Animal Foundation bis zu 50 Prozent aller Tierarten bis 2050 ausgestorben sein. Auch die sollen durch die neuen wissenschaftlichen Methoden, in die Natur zurückgeholt werden.

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