Berlin. Israel ist beim ESC 2024 mit einer Ballade dabei, die unter Politik-Verdacht steht. Es ist schwer, den Beitrag vorurteilsfrei zu hören.
- Israels Teilnahme am ESC 2024 hat eine Kontroverse ausgelöst
- Musikalisch ist die Ballade „Hurricane“ von Eden Golan top
- Der Text galt jedoch als zu politisch und musste umgeschrieben werden
Für Israel war es kein leichter Weg bis Malmö. Unter den aktuellen Vorzeichen wäre es schon ein Stetament, wenn der Song „Hurricane“, das zweite Halbfinale des Eurovision Song Contest (ESC) 2024 am 9. Mai überstehen sollte. Denn es gab viel Kritik am Beitrag, vor allem aus dem skandinavischen Raum. Das Leid hat eine regelrechte Kontroverse ausgelöst.
Der Text musste zweimal umgeschrieben werden, ehe die Verantwortlichen ihn zum ESC ihn zugelassen hat. Die Israelis waren kurz davor, das Festival zu boykottieren, bis sich Präsident Jitzchak Herzog einschaltete und um Korrekturen bat. Für Herzog, vermutlich nicht nur für ihn, dürfte dabei sein auch ein Akt der Selbstbehauptung sein: Israel bleibt auf der Bühne.
- Angespannte Lage: Deutscher ESC-Act macht Antisemitismus-Ansage – „Lack gesoffen?“
- Chris Harms: „Lord Of The Lost“-Sänger über ESC – „Das hat richtig genervt“
- Digital-Orakel: Supercomputer sagt ESC-Siegerin 2024 voraus
- Rückkehr des Altmeisters: ESC-Revolution geplant – Rettet Stefan Raab Deutschland?
- Überblick: Termin, Teilnehmer, Favoriten – Die Infos zum ESC 2024
Israel beim ESC 2024: Eden Golan mit „Hurricane“
Wenn es beim ESC eine rote Linie gibt, dann entlang der Grenze zur Politik. Als Israel einen Beitrag mit dem Titel „October Rain“ vorlegte, wurde es automatisch auf den vergangenen Oktober bezogen: auf den Terrorangriff der Hamas und im Gegenzug den Einmarsch Israels im Gazastreifen, der bis heute anhält. Dieser Krieg ist eine Zerreißprobe, auch beim ESC.
Schließlich wurde das Lied in „Dance Forever“ umbenannt, aber auch das schien nicht ESC-koscher zu sein. Der Hamas-Massaker hatte ja beim Nova-Musikfestival seinen Anfang genommen. In der letzten Fassung trägt die 20-jährige Kandidatin Eden Golan, die lettischer und ukrainischer Abstammung ist, nun „Hurricane“ vor – und nun handelt der Song von einem Sturm der Gefühle und von einer betont „persönlichen“ Krise. Ein Partysong klingt anders. Nach dem langen Hickhack wird der Auftritt so oder so politisch wirken.
Auch interessant
Angeblich ist der israelische Geheimdienst beim ESC in Schweden vor Ort – aus Sicherheitsgründen. Austragungsort Malmö hat eine große muslimische Gemeinde, bedingt vor allem durch Einwanderer aus dem Irak. Es werden Proteste befürchtet. Musikalisch ist „Hurricane“ ein starker Song, eine gefällige Ballade; auch ohne Politik wären Sängerin und Lied aufgefallen. Israel steht für gute Popmusik und war beim ESC fast immer wettbewerbsfähig. Das Land hat eine hervorragende Bilanz.
Israel beim ESC 2024: Eden Golan mit „Hurricane“ im Video
So erfolgreich war Israel zuletzt beim ESC
Obwohl Israel erst seit 1973 beim ESC dabei ist, landete das Land schon 21 Mal in den Top Ten. Viermal haben die Israelis das Festival gewonnen, das letzte Mal 2018 (Netta mit „Toy“). In den vergangenen Jahren lief es dagegen oft weniger rund.
Jahr | Interpret | Beitrag | Platz |
2023 | Noa Kirel | „Unicorn“ | 3 |
2022 | Michael Ben David | „I.M“ | Im Semi-Finale ausgeschieden |
2021 | Eden Alene | „Set Me Free“ | 17 |
2020 | Eden Alene | „Feker Libi“ | ESC abgesagt |
2019 | Kobi Marimi | „Home“ | 23 |
Eden Golan wird es beim ESC 2024 allerdings schwer haben. Wie unbefangen werden die Jurys und die Zuschauer daheim entscheiden? Wie groß ist die Rolle der Politik beim unpolitischen Song Contest am Ende doch? Das wird sich im Mai zeigen.