Göttingen. Mit einem Anhänger lässt sich ein Fahrrad schnell zur Familienkutsche oder zum Lastenesel umfunktionieren. Die Auswahl an Anhängern ist groß - wie sich entscheiden?

Wer gern und viel radelt, will sein Fahrrad vielleicht irgendwann nicht nur zum Freizeitspaß, sondern auch als vollwertiges Verkehrsmittel nutzen.

Doch wie die Kinder transportieren oder den Einkauf schnell und bequem nach Hause bringen? Da kommt früher oder später die Frage nach einem Anhänger auf. Was müssen Radler dazu wisssen?

"Ein Fahrradanhänger kann ganz wesentlich dazu beitragen, ein Rad noch besser zu nutzen und damit auch noch mehr aufs Auto zu verzichten", sagt David Koßmann vom Pressedienst Fahrrad (pd-f). Besonders vielseitig: Kinderanhänger, denn mit ihnen lassen sich auch die Einkäufe transportieren. "Umgekehrt jedoch kann man mit einem reinen Cargo-Anhänger keine Kinder mitnehmen."

Montieren lässt sich so ein Anhänger an nahezu jedes Rad, vorausgesetzt, der Hersteller schließt das nicht aus. "Ansonsten gibt es da kaum Unterschiede zwischen Stadt-, Reise-, Falt- oder Rennrädern", sagt Koßmann. Auch Mountainbikes seien geeignet. Problematisch könne im Einzelfall jedoch die Montage der Kupplung sein, in die der Anhänger später eingeklinkt wird. "Rahmenbauweise oder auch die immer häufiger zu findenden Steckachsen können das mitunter schwierig machen. Hier bieten aber immer mehr Hersteller Lösungen an."

Einspurer oder Zweispurer?

Grundsätzlich lassen sich Radanhänger auch nach der Anzahl der Räder unterscheiden: "Weit verbreitet sind Zweispuranhänger, mit zwei Rädern außen am Rahmen. Sie laufen stabil und vertragen viel Last", erklärt Koßmann. "Einspurer, die nur ein Rad haben, sind schmaler, was das Durchkommen zum Beispiel im Gelände verbessert."

Für den Kindertransport sind die Einspurer weniger geeignet. "So ein Einspur-Anhänger ist zwar laufruhig und bei schnellen Kurvenfahrten spurstabiler, Voraussetzung ist aber, dass das Transportgut sich nicht bewegt", sagt Uli Frieß vom Fachmagazin "MyBike". Insgesamt sei ein Gespann mit Einspurer aber auch deutlich länger. Langsame Fahrten durch enge Kurven könnten zudem aufgrund der Kippkräfte schwierig werden.

Als Familienanhänger sei daher unterm Strich die zweispurige Variante kompatibler, da diese auch einen stabileren Stand biete, sich dadurch leichter beladen lasse und abgekoppelt einfacher bewegt werden könne.

Transportiert werden darf mit einem Radanhänger zunächst nahezu alles, vom Haustier bis zum Bücherkarton. "Für Kinder jedoch müssen entsprechende Sitze und Schutz vor den Speichen vorhanden sein. Entweder eine Babyschale für Kleinkinder oder Sitze mit Gut für größere Kinder bis zum siebten Geburtstag", sagt René Filippek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC).

Das Gewicht setzt Grenzen

Limitiert wird die Last eines Anhängers meist durch das Gewicht. "Hier ist das zulässige Gesamtgewicht des Fahrrads maßgeblich, wenn die Betriebsanleitung keine anderen Angaben macht", sagt Frieß. Dann entspreche das zulässige Gesamtgewicht des Gespanns dem des Fahrrads, das meist bei 120 bis 140 Kilo liege. In der Regel würden aber auch die Hersteller der Anhänger eine maximale Zuladung vorgeben, die dann aber tatsächlich nur für den Anhänger gilt.

"Kinder dürfen grundsätzlich bis zum siebten Lebensjahr im Anhänger mitgenommen werden, zudem liegt das Limit bei zwei Kindern pro Anhänger", so Frieß. Bei der Größe sollte 1,40 Meter nicht überschritten werden. Aber auch hier seien die Angaben der Hersteller maßgeblich.

Viele Anhänger sind zudem variabel einsetzbar. "Die meisten Kinderanhänger sind multifunktionell und lassen sich mit wenigen Handgriffen zu einem Kinderwagen oder Jogger umbauen", erklärt Koßmann. Perfekt geeignet ist ein Pedelec als Zugmaschine. Da sie Fahrrädern gleichgestellt sind, gelten hier dieselben Vorschriften. Einzige Ausnahme sind die schnellen S-Pedelecs bis 45 km/h. "Hier darf zwar auch ein Anhänger genutzt werden, allerdings ist der Kindertransport nicht gestattet", sagt Filippek.