Essen. Ein mürrischer Rentner und seine Freunde machen einen Roadtrip nach Tschechien – so sehenswert ist „Kryger bleibt Krüger“ am Samstag.

Wo immer er bisher war – in der Türkei, in Griechenland, in Österreich –, jedes Mal hat sich der mürrische Rentner Paul Krüger (Horst Krause) von lieb gewonnenen Vorurteilen verabschieden müssen. Jetzt schickt Marc-Andreas Borchert (Buch und Regie) das sympathische Berliner Original auf seine vierte Reise.

Das Ziel: Tschechien mit den malerischen Schauplätzen Prag und Marienbad. „Kryger bleibt Krüger“ ist ein besinnliches Road-Movie, das Paul in seine Vergangenheit führt, zurück zu seinen Wurzeln.

In eine betuliche Boccia-Partie mit den Freunden Bernd (Fritz Roth) und Ecki (Jörg Gudzuhn) platzt Besuch aus dem tschechischen Krýgovice. Die Bürgermeisterin des Grenzstädtchens ist persönlich nach Berlin gekommen, um ihm eine ungewöhnliche Erbschaft anzutragen. Seine verstorbene Tante Vera hat ihm eine marode Familienbrauerei hinterlassen.

„Kryger bleibt Krüger“: Roadtrip nach Tschechien – und viele Probleme

Der Gedanke daran reißt Paul nicht vom Hocker. Außerdem hat er an seinen Geburtsort nur die schmerzhaftesten Erinnerungen. Nach dem Krieg wurde er als Fünfjähriger zusammen mit seiner deutschen Mutter aus Krýgovice vertrieben. Zwischen hüben und drüben, zwischen den Krügers und den Krygers, gab es nie wieder Kontakt.

Trotzdem lässt Paul sich breitschlagen und fährt mit den Kumpels in das Provinznest – fest entschlossen, das Erbe abzulehnen. Doch dann ändert er seine Meinung, als er erfährt, dass ein chinesischer Immobilienspekulant die Brauerei ersteigern und zulasten der Einwohner in eine hochpreisige Wohnanlage umbauen will.

Zuhause weiß Paul nicht, wie er mit seiner kleinen Rente die drohende Mietpreiserhöhung nach Modernisierung stemmen soll, und hier droht den überraschend sympathischen Menschen ähnliches Unheil. Das muss verhindert werden.

Doch Tante Veras Testament hat einen Haken. Er kann die Erbschaft nur gemeinsam mit seinem Bruder Emil (Christian Grashof) antreten, der damals mit dem tschechischen Vater in Krýgovice blieb. Oder zurückgelassen wurde?

Emil jedenfalls. der ein Aussteiger-Leben als fahrender Puppenspieler führt, will weder etwas mit dem fremden Bruder zu tun haben noch mit der verhassten Brauerei, die dem Vater wichtiger war als die Familie. Und so zieht Paul, dessen Erinnerungs- und Verlustbilder immer klarer und wehmütiger werden, los, um auch Emils verständliche Verbitterung aufzubrechen.

Nicht nur Horst Krause überzeugt – eine gelungene Komödie

Bis alle Ressentiments überwunden, alte Familienbande neu geknüpft und die Weichen für die gerettete Traditionsbrauerei gestellt sind, ist es ein windungsreicher Weg, und den geht in dieser anrührenden Geschichte nicht nur der unvergleichliche Horst Krause, ohne den dieser kauzige Paul Krüger undenkbar wäre.

Vor allem Jörg Gudzuhn als so bierkundiger wie einfallsreicher Ecki, der – „Gānbēi“ – die Chinesen für die anstehende Versteigerung aus dem Rennen zu trinken versucht, sorgt für die köstlich abgedrehten Zwischenstopps. Wenn zum Schluss der Familienhumpen der Krügers/Krygers erhoben wird, kann man nur einstimmen. „Na zdraví“ – Prost!

Der Film läuft am Samstag, 18. Januar, um 20.15 Uhr und ist schon vor Ausstrahlung in der Mediathek abrufbar. Horst Krause ist regelmäßigen ARD-Zuschauern durchaus bekannt – zuletzt lief „Krauses Hoffnung“.