Berlin/Hertfordshire. Ein britisches Museum ist überzeugt, der römische Kaiser Elagabal habe sich als Frau identifiziert. Doch es gibt auch Widerspruch.

  • Der römische Kaiser Elagabal galt als skandalträchtig
  • Ein Museum ist überzeugt: Elagabal identifizierte sich als Transfrau
  • Doch es gibt Widerspruch

Unter Historikern galt der römische Kaiser Elagabal (204 - 222 n. Chr.) ohnehin schon als eher ungewöhnlich. Der Teenager regierte nur wenige Jahre bevor er im Jahr 222 n. Chr. getötet wurde und war als skandalträchtig verrufen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des britischen North Hertfordshire Museum sind jetzt überzeugt: Elagabal identifizierte sich als Frau. Entsprechend will das Museum die Texte in seiner Ausstellung anpassen.

Elagabal sah sich möglicherweise als Frau

Grundlage für diese neuen Erkenntnisse sind klassische Texte, in welchen Elagabal mit den Worten „Nenne mich nicht Herr, denn ich bin eine Dame“ zitiert wird. Das Museum ist im Besitz einer Münze aus dem Jahr 220, die den römischen Kaiser zeigt und stellt diese häufig im Kontext mit anderen Gegenständen aus dem LGBTQIA-Bereich aus. Es sei „nur höflich und respektvoll, sensibel auf die Identifizierung von Pronomen historischer Personen zu achten“, sagte ein Sprecher des Museums der BBC.

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Skandalträchtiger Teenager-Kaiser

Elagabal kam im Alter von nur 14 Jahren an die Macht, nach einer Schlacht gegen den vorherigen Kaiser Macrinus, die dieser nicht überlebte. Beim römischen Senat war Elagabal unbeliebt, er war dreimal verheiratet, einmal davon mit einer Priesterin, die damit ihr Keuschheitsversprechen brach. Ein Vergehen, auf das eigentlich die Todesstrafe stand. Außerdem sagte man ihm eine Affäre mit einem ehemaligen Sklaven nach.

Noch unbeliebter machte Elagabal schließlich sein Versuch, die Verehrung der traditionellen römischen Götter durch die seines favorisierten Gottes Elagabal, nach dem der Kaiser sich benannt hatte, zu ersetzen. Der syrische Sonnengott setzte sich allerdings nicht durch. Kaiser Elagabal starb schließlich bei einem Soldatenaufstand, angezettelt von seiner Tante, die ihren Enkel als neuen Herrscher installierte.

Uneinigkeit über mögliche Transidentiät

Seine Unbeliebtheit sei der Grund gewesen, warum ihm später eine besondere Brutalität und Launenhaftigkeit zugeschrieben worden sei, so das North Hertfordshire Museum. Shushma Malik, Geschichtsprofessorin an der Universität Cambridge, argumentiert mit ähnlicher Begründung gegen eine Identifikation von Elagabal als Transfrau.

Es gäbe viele Fälle, in denen römische Politiker als Form der Kritik mit weiblicher Sprache und Worten bezeichnet wurden. „Beschreibungen von Elagabal mit Make-up, Perücken und entfernten Körperhaaren wurden möglicherweise geschrieben, um den unpopulären Kaiser zu untergraben“, sagte Malik der BBC.

Lokalpolitiker Keith Hoskins stand gegenüber der BBC dennoch zu der Entscheidung: „Wir wissen, dass Elagabal sich als Frau identifizierte und deutlich machte, welche Pronomen genutzt werden sollten.“