Ein Kommentar von Gerlinde Sommer, stellvertretende Chefredakteurin der Thüringischen Landeszeitung.

Heute ist der Tag der Pressefreiheit – und es gilt all jener Menschen zu gedenken, die massiven Repressionen ausgesetzt sind, wenn sie recherchieren und berichten, was ist, was schiefläuft und wer dafür die Verantwortung trägt. Sie stehen unter Druck oder werden bedroht, weil sie den Mächtigen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nicht nach dem Munde schreiben.

Journalismus kann lebensgefährlich sein – und das nicht nur in Diktaturen. Selbst in manchen Demokratien wächst der Druck – und die Verunglimpfungen haben längst Einzug gehalten.

Der Tag der Pressefreiheit soll den Blick zudem auf die Lage in unserem Land lenken. In Deutschland sind Pressefreiheit und Freiheit der Berichterstattung grundgesetzlich gewährleistet. Eine Zensur, heißt es, findet nicht statt. Diese Regelung hat der Presse den Ruf eingebracht, die vierte Macht im Staate zu sein. Doch Journalismus ist hierzulande der Marginalisierung ausgesetzt. Wo der Bürger Klarheit und Wahrheit erwartet, machen sich abseits der Presse beauftragte Schönschreiber breit, die so – ganz im Stil der Lobbyisten – Debatten lenken, Themen setzen, Sichten prägen. Da stört der hartnäckige Nachfrager. Umso mehr müssen sich Medien das mühevolle Recherchieren leisten. Sie sind verpflichtet, ein objektives Bild zu liefern. Das ist nicht einfach, und deshalb sind Journalisten leicht angreifbar. Nicht nur jene, die „Lügenpresse“ schreien, wollen am Ende der Pressefreiheit eine eigene „Wahrheit“ etablieren.