Gerlinde Sommer über Österreichs Führung in der Krise.

Ob das österreichische Lieblingsgetränk von Hans-Christian Strache selbigem Flügel verleiht, sei dahingestellt. In Verbindung mit Wodka jedenfalls löste es die Zunge des Mannes derart, dass er nun nicht mehr Vize-Kanzler unserer Nachbarn sein kann.

Das, was da gerade in Österreich passiert, nährt den Verdruss jener, die glauben, dass die politische Klasse generell in Hinterzimmern mauschelt und mit geschärftem Blick auf den Eigennutz ehrlose Entscheidungen trifft.

HC – so lässt sich Strache gerne nennen, wohl weil das nach honoris causa und damit ehrenwert klingt. Von welchem Schlage Strache tatsächlich ist, wird all jene nicht weiter verwundern, die sich schon seit Jörg Haiders Zeiten mit denen befassen, die irritierenderweise in Österreich unter dem Begriff „Freiheitliche“ von sich reden machen. Doch es geht jetzt um mehr als nur die Frage, wie sich diese Nochregierungspartei aufstellt, um weiterhin als Rechtspopulisten wählbar zu sein. Dass sich die FPÖ aus dem Sumpf zu ziehen versteht, hat sie mehrfach bewiesen.

Interessant ist vor allem auch, wie sich der junge Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) nach Straches „b‘soffener G‘schicht“ seines Koalitionspartners an der Macht halten will. Zu lange hat Kurz die FPÖ machen lassen. Um sein Reformprojekt voranzutreiben, tolerierte er zahlreiche rechte Ausfälle. Erst ein unter dubiosen Umständen aufgenommenes Video und die Recherchen deutscher Zeitungen zwangen ihn zum Handeln. Spät. Vielleicht zu spät. Denn die FPÖ wird ihre Wähler finden. Immer wieder.

g.sommer@tlz.de