Elena Rauch über die Tücken der Zeitarbeit in der Pflege.

Es ist ein Dilemma. Wenn Krankheit oder Urlaubszeit Lücken in die dünne Personaldecke schlagen, ist so manches Pflegeheim über den Notnagel Leiharbeit heilfroh. Doch dieser Ausweg hat einen gewaltigen Pferdefuß.

Nicht nur, weil es für die Bewohner schlecht ist, beim Waschen und Essen immer wieder in unbekannte Gesichter zu sehen. Anders als in anderen Branchen, wo Zeitarbeit gern zur Kostenersparnis eingesetzt wird, kommt sie den Einrichtungen teuer zu stehen. Der Personalmangel in der Pflege hat einen lukrativen Markt für Vermittlungsagenturen geschaffen, die Leiharbeitern Konditionen ermöglicht, von denen fest angestellte Fachkräfte nur träumen können.

Das erzeugt Schieflagen, personelle, finanzielle und auch gesellschaftliche. Denn am anderen Ende stehen Senioren, die beim derzeitigen Finanzierungssystem der Pflege die Mehrkosten mehrheitlich zu zahlen haben. Oder die Gemeinschaft, wenn das Sozialamt für die stetig wachsenden Eigenanteile einspringen muss.

Das Grundübel sind fehlende Fachkräfte. Die Annahme, dass stationäre Pflege absehbar gänzlich auf Leiharbeit verzichten kann, ist schon allein mit Blick auf die Demografie illusorisch. Verkraften muss die Unwuchten ein System, das ohnehin auf Kante genäht ist. In zunehmendem Maß, wenn die Tendenz anhält und am Ende auch immer mehr Personal aus den Einrichtung zieht. Das nennt man wohl einen Teufelskreis.