Bernd Jentsch über die Lage auf dem Wohnungsmarkt

Ob die Bundesbauministerin wirklich jemals daran geglaubt hat, dass in Deutschland in einem Jahr 400.000 neue Wohnungen errichtet werden, sei dahin gestellt.

Fakt dagegen ist, dieses Ziel der Bundesregierung wird auch in diesem Jahr wieder klar verfehlt werden. Vom kommenden Jahr ganz zu schweigen. Dann halten Experten bestenfalls noch ein Viertel der angestrebten Zielmarke für realistisch, gehen von höchsten 100.000 neuen Wohnungen aus.

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat die Energiekosten explodieren lassen, was bei den Baustoffherstellern mit enormem Verbrauch, ganz gleich ob Zementindustrie oder Ziegelwerke, durchgeschlagen ist und bei den Bauherren auf der Rechnung ankommt.

Hinzu kommt, dass die europäischen Währungshüter die grassierende Inflation in den Griff bekommen wollen und deshalb Geldleihen teurer gemacht haben. Höhere Kosten bei gleichzeitig steigenden Zinsen lassen den Traum vom eigenen Heim für immer mehr Thüringer platzen.

Natürlich kommt dieser Trend bei den Architekten, Planern, Baufirmen und letztlich auch den Ausbaugewerken an. Statt voller Auftragsbücher herrscht dort bereits oftmals Kurzarbeit. Aber die lässt sich nicht auf Dauer durchhalten.

Ohne eine Umkehr des Trends in der Baubranche drohen steigende Arbeitslosenzahlen und eine Verschärfung der Situation auf dem deutschen Wohnungsmarkt. Die Politik ist gefordert, gegenzusteuern und sich realistische Ziele zu setzen.