Gerlinde Sommer zu Karfreitag und Buchenwaldgedenken.

In diesen Tagen ist vieles anders: Wir sollen auf Distanz gehen und uns dennoch als soziale Wesen beweisen. Das Zusammenrücken mit Freunden an einem Tisch ist uns verboten. Zum gemeinsamen Mahl laden wir uns heutzutage übers Netz ein – jeder an seinem Ort und doch beisammen. Und: Es wird so viel privat telefoniert wie schon lange nicht mehr, weil ein paar Worte eben mehr sagen als Winkewinke in den Netzwerken.

In diesen Tage treibt uns die Sorge um, was kommen mag: Wir fürchten um die eigene und vor allem um die Gesundheit derer, die alt und angeschlagen sind. Wir sorgen uns um unsere Zukunft, müssen Einbußen fürchten. Und erfahren von Angehörigen, dass sie um ihren Arbeitsplatz bangen.

An diesen Tagen fällt denen, die gläubig sind, schmerzlich auf, was fehlt: Die Gemeinschaft beim Abendmahl. Der gemeinsame Kirchgang. Der Friedensgruß. Das Licht der Osterkerzen. Und noch so vieles, was zur Normalität zählt.

Andere vermissen die Gemeinsamkeit beim Osterfeuer, das nun nicht lodern wird. Aber das Leben ist auch jetzt zu schön, um nur die Abwesenheit des Vertrauten zu registrieren. Wir werden Zeugen einer neuen Art von Verbundenheit. Das passt zu dieser Passionszeit, unabhängig davon, ob wir gläubig sind oder nicht.

Und: Wir müssen in diesen Tagen historische Verantwortung übernehmen – und zwar mit Blick darauf, wie wir künftig mit der Erinnerung an die Befreiung umgehen. Es wird dazu eine Thüringer Erklärung geben. Es bedarf zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers aber vor allem auch unserer Bereitschaft, die Lehre aus der Geschichte weiterzutragen. Seien Sie Zeuge der Zeugen.