Washington. US-Polizisten erschossen im März die Afro-Amerikanerin Breonna Taylor. Nun werden die Angehörigen mit einer Rekordsumme entschädigt.

Es ist eine der höchsten Entschädigungssummen, die in Amerika für Opfer von tödlicher Polizeigewalt gezahlt werden soll: Die Angehörigen der Afroamerikanerin Breonna Taylor, die vor sechs Monaten bei einem katastrophal schief gelaufenen Polizeieinsatz in Louisville im Bundesstaat Kentucky in ihrer eigenen Wohnung erschossen worden war, sollen zwölf Millionen Dollar aus der Stadtkasse erhalten.

Außerdem verpflichtet sich Louisville, Heimatort der Box-Legende Muhammad Ali, nach von der Justiz bestätigten US-Medienberichten zu Polizeireformen, die den Wiederholungsfall ausschließen sollen. Eine entsprechende Entscheidung will Bürgermeister Greg Fischer im Laufe des Dienstags bei einer Pressekonferenz verkünden, berichten lokale Medien.

US-Polizisten stürmen falsche Adresse und erschießen Krankenschwester

Taylor (26) starb Anfang März, als die Polizei versuchte, sich mit einem No-Knock-Haftbefehl Zutritt zu ihrer Wohnung zu verschaffen. Das umstrittene Instrument ist legal, um Verdächtige zu überraschen. Im Fall Taylor hatten die „Cops” bei einem Sonder-Einsatz gegen Drogendealer die falsche Adresse ins Visier genommen.

Als die Beamten in das Haus eindrangen, glaubte Taylors Lebenspartner an einen Einbruch und gab zur Selbstverteidigung einen Schuss ab, der einen Cop traf. Die Polizisten erwiderten das Feuer. Dabei wurde die Wohnung Taylors geradezu durchsiebt. Acht Schüsse trafen die Notfall-Krankenschwester.

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    Polizisten sollen sich nicht um verletzte Taylor gekümmert haben

    Während die Polizei dem verletzten Kollegen half, wurde Taylor nach vorläufigen Angaben der Staatsanwaltschaft ihrem Schicksal überlassen - sie starb. Taylors Mutter Tamika Palmer warf in Interviews der Polizei vor, sie habe den besagten No-Knock-Haftbefehl mithilfe getürkter Angaben erwirkt.

    Der Fall sorgte lange vor der Tötung von George Floyd durch Polizisten in Minneapolis Ende Mai lokal für Aufruhr und Proteste, die aber medial erst später landesweit Beachtung fanden. Prominente bis hin zu Ex-First Lady Michelle Obama fordern seit Wochen Gerechtigkeit für Breonna Taylor.

    Auch Formel-1-Fahrer Lewis Hamilton erinnerte nach seinem Sieg im GP von Toskana am vergangenen Sonntag an den Tod von Breonna Taylor.
    Auch Formel-1-Fahrer Lewis Hamilton erinnerte nach seinem Sieg im GP von Toskana am vergangenen Sonntag an den Tod von Breonna Taylor. © Getty Images | Bryn Lennon

    Trump lehnt Demontage des Polizeisystems ab

    Demonstranten, die sich regelmäßig in Louisville versammeln, kritisieren, dass bis heute kein offizielles Strafverfahren gegen die am Einsatz beteiligten Polizisten eingeleitet worden ist. Bei einer Mahnwache für Taylor wurde im Juni in Louisville ein Mann erschossen.

    Je länger die juristisch nach wie vor ungeklärte Hängepartie dauert, desto lauter werden in Louisville politisch kontroverse Rufe nach einer Demontage des Polizeisystems („defund the police”). Gemeint ist damit die Umverteilung eines Teils der lokal festgesetzten Polizeibudgets in Sozialprogramme und Verbrechens-Prävention. Präsident Donald Trump lehnt das strikt ab.