Erfurt. Wer im Ausland geboren wurde und bestimmte Voraussetzungen erfüllt, kann in Deutschland eingebürgert werden. Die Mehrzahl von ihnen stammt von einem einzigen Kontinent.

So viele Menschen wie noch nie in der jüngeren Vergangenheit sind im vergangenen Jahr in Thüringen eingebürgert worden. Insgesamt haben 2022 etwa 1400 im Freistaat lebende Männer und Frauen die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen, wie eine Sprecherin des Migrationsministeriums sagte. Das Land sei auf solche Menschen angewiesen. „Für Thüringen ist Zuwanderung aufgrund des demografischen Wandels und des Fehlens von Fach- und Arbeitskräften auf dem Arbeitsmarkt elementar“, so die Sprecherin. Alle Bürger des Landes sowie alle Politiker, Behörden, Unternehmen, Vereine und sonstige Organisationen müssten deshalb eine positive Einstellung gegenüber Menschen zeigen, die in Thüringen leben wollten – egal, woher diese kommen.

Großteil der Menschen kommt aus asiatischen Ländern

In den vergangenen Jahren lag die Zahl der jährlichen Einbürgerungen in Thüringen nach Angaben des Landesamtes für Statistik deutlich unterhalb des Werts von 2022. In den Corona-Jahren 2020 und 2021 waren jeweils etwa 700 beziehungsweise etwa 900 Menschen eingebürgert worden. 2019 waren es etwa 800 Menschen. Zwischen 2015 und 2018 schwankte die jährliche Zahl der Einbürgerungen zwischen etwa 550 und etwa 700 Menschen. In den Vorjahren lagen die Einbürgerungszahlen in der Regel noch deutlich niedriger.

Ein Großteil der Menschen, die 2022 in Thüringen eingebürgert worden sind, stammen nach Angaben der Statistiker aus asiatischen Ländern. Etwa 900 der 1400 eingebürgerten Männer und Frauen waren dort geboren worden. Etwa 300 der Eingebürgerten hatten zuvor die Staatsbürgerschaft eines anderen europäischen Landes. Eine doppelte Staatsbürgerschaft ist nach deutschen Recht nur unter engen Voraussetzungen möglich. Wer in Deutschland eingebürgert wird, muss seine bisherige Staatsbürgerschaft deshalb in der Regel aufgeben.

Staatsangehörigkeitsrecht soll reformiert werden

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat vor Kurzem allerdings einen Gesetzesentwurf zur Reform des Staatsangehörigkeitsrechts vorgelegt. Er sieht auch vor, dass Deutsche mehrere Staatsangehörigkeiten besitzen dürfen. Viele Zugewanderte fühlten sich als Deutsche, wollten aber den Bezug zu ihrem Herkunftsland nicht komplett verlieren. „Sie werden künftig nicht mehr gezwungen sein, einen Teil ihrer Identität aufzugeben“, sagte Faeser bei der Vorstellung des Reformvorhabens. „Wir vollziehen den lange überfälligen Paradigmenwechsel und lassen die Mehrstaatigkeit zu.“

Schon in den vergangenen Jahren waren vor allem Menschen aus asiatischen Ländern in Thüringen eingebürgert worden. Dass ihre Zahl die Zahl derer übersteigt, die eine deutsche Staatsbürgerschaft gegen die Staatsbürgerschaft eines anderen europäischen Landes eintauschen, ist allerdings eine relativ neue Entwicklung. Erst seit 2020 werden in Thüringen regelmäßig mehr Menschen aus Asien eingebürgert als Menschen aus europäischen Ländern.

Voraussetzungen müsen erfüllt sein

Wer in Deutschland eingebürgert werden will, muss eine ganze Reihe von Voraussetzungen erfüllen. Unter anderem muss er nach Angaben des Bundesinnenministeriums selbst für seinen Lebensunterhalt sorgen können und sich zu den Werten des Grundgesetzes bekennen. Seine Identität und seine bisherige Staatsangehörigkeit müssen geklärt und er darf nicht wegen einer Straftat rechtskräftig verurteilt sein.