Moskau. Russlands Präsident Wladimir Putin hat sowohl Kontakte nach Israel als auch zur Hamas – und bringt sich nun als Vermittler ins Spiel.

Viele Moskauerinnen und Moskauer lässt das Geschehen in Israel nicht kalt – einige legen Blumen vor der israelischen Botschaft nieder. Das politische Russland zeigt sich überrascht von der Eskalation in Nahost. So formuliert es zumindest Michail Bogdanow, der stellvertretende Außenminister und Sonderbeauftragte des Präsidenten für den Nahen Osten und Afrika, gegenüber der Nachrichtenagentur Interfax. Allerdings kommen die Kämpfe in Nahost Russland gelegen. Sie lenken ab vom Krieg in der Ukraine.

Und sie bringen das international geächtete Russland zurück aufs diplomatische Parkett. Denn Moskau hat Kontakte zu beiden Seiten, Russland bringt sich als Vermittler im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern in Stellung.

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Putin plant Treffen mit dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde

Am Dienstag traf sich Präsident Wladimir Putin mit dem irakischen Ministerpräsidenten Mohammed Shia Al-Sudani. Die USA hätten die "grundlegenden Interessen des palästinensischen Volkes" nicht berücksichtigt, zitieren russische Medien den Kremlchef. "Ich meine vor allem die Notwendigkeit, die Beschlüsse des UN-Sicherheitsrates zur Schaffung eines unabhängigen souveränen palästinensischen Staates umzusetzen." Putin fügte hinzu, die russische Position bestehe darin, dass "Schäden für Zivilisten minimiert und auf null reduziert werden müssen."

Am Dienstag traf sich Putin mit dem irakischen Ministerpräsidenten. In den kommenden Tagen ist ein Treffen mit Mahmud Abbas, dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, in Moskau geplant.
Am Dienstag traf sich Putin mit dem irakischen Ministerpräsidenten. In den kommenden Tagen ist ein Treffen mit Mahmud Abbas, dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, in Moskau geplant. © Sergei Bobylyov / POOL / AFP

In den kommenden Tagen wird Mahmud Abbas, der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, in Moskau erwartet. Putin hatte Abbas zuletzt vor einem Jahr in Kasachstan getroffen. Einen genauen Termin gebe es noch nicht, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Aber er könne "auf diplomatischem Wege vereinbart werden." Peskow fügte hinzu: "Selbstverständlich setzen wir unsere Kontakte mit den Palästinensern fort."

Russland: Keine gewaltsame Lösung für Konflikt

Auch zur Hamas hat Russland gute Beziehungen. Im vergangenen September war eine Delegation des Hamas-Politbüros zu Gast beim russischen Außenminister Sergej Lawrow. Jetzt forderte Russland beide Seiten auf, das Feuer sofort einzustellen und auf Gewalt zu verzichten. Man sei ernsthaft besorgt über die Eskalation der Lage in der palästinensisch-israelischen Konfliktzone, zitiert die Zeitung RBC Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums. Die derzeitige Eskalation sei eine "weitere äußerst gefährliche Manifestation eines Teufelskreises der Gewalt."

Laut Sacharowa seien einschlägige UN-Resolutionen nicht eingehalten worden. "In diesem Zusammenhang bestätigen wir unsere prinzipielle und konsequente Position, dass es für diesen Konflikt, der sich seit 75 Jahren hinzieht, keine gewaltsame Lösung gibt und er ausschließlich mit politischen und diplomatischen Mitteln durch die Einrichtung eines umfassenden Verhandlungsprozesses gelöst werden kann."

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Russland wirft USA Fehler im Nahost-Konflikt vor

Außenpolitisch will Russland punkten, hofft auf Zustimmung in den Ländern des Globalen Südens. Die Gewalt von beiden Seiten verurteilt man zwar, zugleich wirft man aber vor allem den Vereinigten Staaten Fehler vor. Die USA müssten als wichtiger Akteur in der Region aktiv an der palästinensisch-israelischen Lösung arbeiten, heißt es, doch stattdessen seien sie in den Konflikt in der Ukraine geraten, sagt Dmitri Medwedew, der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrats.