Erfurt. Wenn die Mama zur Flasche greift oder der Papa abhängig von Glücksspiel ist, belastet das die Kinder. In Thüringen sind Zehntausende Kinder von der Sucht ihrer Eltern betroffen.

Alkohol, Glücksspiel, Drogen: Zehntausende Kinder in Thüringen leben nach Einschätzung der Fachstelle Suchtprävention mit suchtkranken Eltern zusammen. „Rein statistisch ist etwa jedes fünfte bis sechste Kind betroffen, das wären etwa 45.000 bis 50.000 Kinder in Thüringen“, sagte die Fachreferentin für Suchtprävention, Tina Wohlfarth, in Erfurt. Kinder aus suchtbelasteten Familien hätten ein hohes Risiko, später selbst psychische Erkrankungen zu entwickeln oder in die Sucht zu rutschen. Auch deshalb wolle die Fachstelle gemeinsam mit dem Sozialministerium mit einer derzeit laufenden Aktionswoche auf das Thema aufmerksam machen.

Probleme in der Schule erkennen

Es sei schwierig, die Kinder zu erreichen, sagte sie weiter. „Betroffene Eltern sind von einer gewissen Scham betroffen. Sie haben oft Angst und trauen sich nicht, Angebote in Anspruch zu nehmen.“ Generell brauche es eine gesellschaftliche Entstigmatisierung. Darauf könne man aber nicht warten - daher sollen nun unter anderem vermehrt Pädagoginnen und Pädagogen geschult werden, damit sie die Problematiken schneller erkennen. Das sei auch Thema einer Fachveranstaltung am Donnerstag.

„Wir wollen vermeiden, dass die Kinder erst Hilfe bekommen, wenn sie selbst eine Suchterkrankung oder eine psychische Erkrankung entwickelt haben“, erklärte Wohlfarth. Daher gehe es in den über zehn Gruppenangeboten, die es derzeit in Thüringen gebe, viel um Vertrauen, das Aufbauen von Selbstbewusstsein und den Austausch mit anderen.

Betroffene Eltern nicht zwangsläufig schlechte Eltern

Oft könnten Kinder nicht einschätzen, was zu Hause los sei, weswegen die Eltern teils sprunghaft seien oder das Geld knapp. Viele bezögen das dann auf sich und fühlten sich als das Problem. „In Extremfällen müssen sie sich um Geschwisterkinder oder Aufgaben im Alltag kümmern.“ Tina Wohlfarth betonte, dass suchtbetroffene Eltern nicht zwangsläufig schlechte und desinteressierte Eltern seien. Das komme auch auf das Suchtmittel an. Es sei aber auch nicht auszuschließen, dass manche Eltern ihren Kindern gegenüber gewalttätig werden.