Berlin. Union und SPD liegen in Umfragen derzeit Kopf an Kopf. Doch knappe Wahlausgänge gab es auch vorher schon – ein historischer Überblick.

Der Ausgang der Bundestagswahl ist in diesem Jahr so spannend wie seit langem nicht. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik verzichtet mit Angela Merkel eine amtierende Bundeskanzlerin auf die Kandidatur. Einen neuen Kanzler oder eine neue Kanzlerin wird es also in jedem Fall geben. Doch welche Partei holt am Wahlsonntag die meisten Stimmen? CDU/CSU und SPD sind laut Umfragen beinahe gleichauf.

Seit 1949 sind Union und SPD in Deutschland bei den Bundestagswahlen beständig die stärksten Parteien. Aktuellen Umfragen zufolge dürfte das Rennen zwischen den beiden aber so knapp ausfallen wie schon lange nicht mehr.

CDU/CSU und SPD in aktuellen Umfragen fast gleichauf

In den zehn Tagen vor der Wahl bewegte sich die SPD in verschiedenen Umfragen konstant im 25-Prozent-Bereich, die Union schwankte zwischen 21 und 25 Prozent. Die Grünen liegen mit um die 16 Prozent abgeschlagen auf Platz drei.

So knappe Rennen gab es zwischen den beiden sogenannten "Volksparteien" auch schon zuvor, wie ein Blick in die bisherigen Wahlergebnisse der Bundesrepublik verrät.

Bundestagswahl 1949 lieferte erstes Kopf-an-Kopf-Rennen

Obwohl bei der allerersten Bundestagswahl am 14. August 1949 nur vier Parteien bundesweit antraten, verzeichneten die Union und die SPD einen deutlichen Vorsprung gegenüber ihren Mitstreitenden. Bei den Ergebnissen bewegten sich am Ende aber beide in einem ähnlichen prozentualen Bereich.

CDU und CSU holten 31 Prozent der Wähler- und Wählerinnenstimmen, die SPD 29,2. Die Regierungskoalition bildete schließlich ein Dreierbündnis aus CDU/CSU, FDP und der 1980 aufgelösten, nationalkonservativen Deutschen Partei (DP). Bei den vier folgenden Bundestagswahlen vergrößerte sich der Abstand zwischen Union und SPD, wobei erstere immer die erfolgreichere der beiden Parteien war.

CDU/CSU und SPD: Zwischen 1969 bis 1980 Kopf an Kopf

Erst ab 1969 näherten sich CDU/CSU und SPD bei den Ergebnissen der Bundestagswahl wieder einander an – und das über ganze vier Wahlen lang. Lesen Sie auch:

1969 holte die Union 46,1 Prozent der Wähler- und Wählerinnenstimmen und die SPD 42,7. Ein ähnliches Ergebnis bot sich 1972: CDU/CSU lagen bei 44,9 Prozent, SPD bei 45,8. Bei der Bundestagswahl 1976 erreichte die Union 48,6 Prozent und die SPD 42,6 Prozent; bei der Wahl im Jahr 1980 kam Schwarz auf 44,5 und Rot auf 42,9 Prozent.

Zur Regierungsbildung kamen die beiden Fraktionen dann allerdings nicht zusammen: Nach allen vier Bundestagswahlen bildete sich eine sozialliberale Koalition aus SPD und FDP.

So knapp wie 2002 und 2005 waren die Wahlausgänge nie zuvor

Die knappsten Wahlausgänge boten allerdings die Bundestagswahlen 2002 und 2005. Nach dem Rennen der Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber (CSU) und dem damaligen Regierungschef Gerhard Schröder (SPD) lagen Schwarz und Rot nach Ende der Abstimmung beide bei 38,5 Prozent. Die SPD lag mit gerade einmal 6000 Zweitstimmen (0,01 Prozent der Stimmen) vorne. Die Regierung bildeten schließlich die SPD und Bündnis 90/Die Grünen.

Nach der Bundestagswahl 2005 vergrößerte sich der Abstand zwischen CDU/CSU und SPD minimal: Erstere holten 35,2 Prozent, die Sozialdemokraten 34,2 Prozent. Daraus bildete sich erstmals die sogenannte Große Koalition aus Schwarz und Rot, die Deutschland auch in den letzten Jahren regierte.

Und auch wenn der Wahlausgang 2021 nicht das erste Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden Parteien sein wird, scheint sich zumindest eines abzuzeichnen: Eine Fortsetzung der von beiden Seiten ohnehin ungeliebten GroKo könnte knapp werden, wahrscheinlicher ist erstmals ein Dreierbündnis. Lesen Sie auch: Welche Koalitionen sind realistisch?

(reb)