Berlin. Machtvakuum in der CDU: Die Christdemokraten wollen ihren neuen Vorsitzenden auf einem Sonderparteitag im Frühjahr in Berlin wählen.

Ihren neuen Vorsitzenden will die CDU offenbar schon im Frühjahr wählen. Geplant ist ein Sonderparteitag am 25. April. Darauf hat sich das Parteipräsidium nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Montag verständigt. Der CDU-Bundesvorstand muss noch zustimmen. Er tagte am Montagvormittag noch.

Regulär wäre der nächste Parteitag der Christdemokraten im Dezember. Im Machtvakuum noch bis Ende des Jahres zu warten, empfinden allerdings viele als zu riskant.

CDU-Vorsitz soll bei Sonderparteitag geklärt werden

Nachdem CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer bekannt gegeben hatte, dass sie keine Kanzlerinnenkandidatur anstrebe und deshalb auch den Parteivorsitz abgeben wolle, sind vier Männer als mögliche CDU-Vorsitzende im Gespräch: Friedrich Merz und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, die sich schon 2018 beworben hatten und Kramp-Karrenbauer unterlegen waren, der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet und der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen. Röttgen ist der einzige, der seine Kandidatur bisher öffentlich erklärt hat.

CDU-Vorsitz- Das sind die Kandidaten

Die Thüringen-Krise war der Auslöser: Am 10. Februar kündigte CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer ihren Verzicht auf eine Kanzlerkandidatur an – und ihren Rücktritt als Parteivorsitzende. Wer wird die CDU künftig führen? Das sind die voraussichtlichen Kandidaten für den CDU-Vorsitz.
Die Thüringen-Krise war der Auslöser: Am 10. Februar kündigte CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer ihren Verzicht auf eine Kanzlerkandidatur an – und ihren Rücktritt als Parteivorsitzende. Wer wird die CDU künftig führen? Das sind die voraussichtlichen Kandidaten für den CDU-Vorsitz. © dpa | Sven Hoppe
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (59) will die CDU führen. Stellvertretender Parteichef ist er schon.
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (59) will die CDU führen. Stellvertretender Parteichef ist er schon. © dpa | Federico Gambarini
Laschet war von 1994 bis 1998 Bundestagsabgeordneter. Seit 2010 sitzt er im nordrhein-westfälischen Landtag, ab 2013 war er Vorsitzender der CDU-Fraktion im bevölkerungsreichsten Bundesland. Seit 2017 führt er eine schwarz-gelbe Landesregierung von CDU und FDP. Er gilt als liberal und Vertrauter von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Laschet war von 1994 bis 1998 Bundestagsabgeordneter. Seit 2010 sitzt er im nordrhein-westfälischen Landtag, ab 2013 war er Vorsitzender der CDU-Fraktion im bevölkerungsreichsten Bundesland. Seit 2017 führt er eine schwarz-gelbe Landesregierung von CDU und FDP. Er gilt als liberal und Vertrauter von Bundeskanzlerin Angela Merkel. © dpa | Kay Nietfeld
Gesundheitsminister Jens Spahn (39) galt zunächst als weiterer Kandidat für die Bewerbung um den CDU-Vorsitz. Er war schon 2018 gegen Kramp-Karrenbauer und Friedrich Merz angetreten und war Kramp-Karrenbauer unterlegen.
Gesundheitsminister Jens Spahn (39) galt zunächst als weiterer Kandidat für die Bewerbung um den CDU-Vorsitz. Er war schon 2018 gegen Kramp-Karrenbauer und Friedrich Merz angetreten und war Kramp-Karrenbauer unterlegen. © dpa | Bernd von Jutrczenka
Doch Spahn verzichtet: Als Laschet seine Kandidatur erklärte, trat er mit Spahn als geplantem Vize als Bewerbungsduo an. In seiner bisherigen Laufbahn wurde Spahn nach einer Zeit als parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen 2018 als Bundesminister für Gesundheit vereidigt. Er gilt als konservativ und ist klarer Gegner von Angela Merkels Flüchtlingspolitik.
Doch Spahn verzichtet: Als Laschet seine Kandidatur erklärte, trat er mit Spahn als geplantem Vize als Bewerbungsduo an. In seiner bisherigen Laufbahn wurde Spahn nach einer Zeit als parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen 2018 als Bundesminister für Gesundheit vereidigt. Er gilt als konservativ und ist klarer Gegner von Angela Merkels Flüchtlingspolitik. © Kay Nietfeld/dpa | Kay Nietfeld
Auch Friedrich Merz (64) will CDU-Vorsitzender werden. Er war 2018 bei der Kandidatur für das Amt des Parteichefs Annegret Kramp-Karrenbauer knapp unterlegen.
Auch Friedrich Merz (64) will CDU-Vorsitzender werden. Er war 2018 bei der Kandidatur für das Amt des Parteichefs Annegret Kramp-Karrenbauer knapp unterlegen. © dpa | Peter Gercke
Von 1994 bis 2009 war Friedrich Merz Mitglied des Bundestags und 2000 bis 2002 Chef der CDU-Fraktion. Merz arbeitet als Rechtsanwalt und sitzt in Aufsichts- und Verwaltungsräten – seine Positionen gelten als konservativ und wirtschaftsfreundlich.
Von 1994 bis 2009 war Friedrich Merz Mitglied des Bundestags und 2000 bis 2002 Chef der CDU-Fraktion. Merz arbeitet als Rechtsanwalt und sitzt in Aufsichts- und Verwaltungsräten – seine Positionen gelten als konservativ und wirtschaftsfreundlich. © AFP | Tobias Schwarz
Norbert Röttgen bewirbt sich ebenfalls um den CDU-Vorsitz. Die Ankündigung des 54-Jährigen überraschte viele. Röttgen war von 2009 bis 2012 in der Regierung Angela Merkels Umweltminister.
Norbert Röttgen bewirbt sich ebenfalls um den CDU-Vorsitz. Die Ankündigung des 54-Jährigen überraschte viele. Röttgen war von 2009 bis 2012 in der Regierung Angela Merkels Umweltminister. © dpa | Kay Nietfeld
2010 setzte sich Norbert Röttgen gegen Armin Laschet um den NRW-Landesvorsitz durch. Die NRW-Wahlen 2012 verlor er, woraufhin die Bundeskanzlerin ihn aus dem Kabinett entließ. Seit 2014 ist Röttgen Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses.
2010 setzte sich Norbert Röttgen gegen Armin Laschet um den NRW-Landesvorsitz durch. Die NRW-Wahlen 2012 verlor er, woraufhin die Bundeskanzlerin ihn aus dem Kabinett entließ. Seit 2014 ist Röttgen Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses. © dpa | Michael Kappeler
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Unklar ist zunächst weiterhin, ob sich – wie von einem Großteil der Parteispitze gewünscht – auf dem Sonderparteitag eine Kampfkandidatur vermeiden lässt. Die von vielen erhoffte Teamlösung für den künftigen Parteivorsitz schien am Vormittag auf der Kippe zu stehen.

Eine solche Lösung ohne eine Kampfkandidatur sei weiterhin ein Ziel, die Chancen seien aber ungewiss, erfuhr die dpa aus der Partei. Mit Teamlösung in einer Art Spitzenformation ist eine vorherige Absprache der Kandidaten gemeint, um Kampfkandidaturen zu vermeiden.

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CDU will über Positionierung gegenüber Linke und AfD beraten

Die scheidende CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer hatte sich am Morgen bereits vor der Präsidiumssitzung mit einem engsten Führungskreis unter anderem aus ihren Stellvertretern zu Beratungen in der Parteizentrale getroffen. Daran nahm unter anderem CDU-Vize Laschet teil. Merz und Röttgen gehören den CDU-Spitzengremien nicht an.

Bei den Beratungen soll es auch um die Frage gehen, wie man sich künftig gegenüber der Linkspartei und der AfD positioniert. Die Parteispitze hat sich bislang klar gegen jede Zusammenarbeit mit beiden Parteien ausgesprochen – was zu einer Krise zwischen der Parteispitze und dem thüringischen Landesverband der CDU beiträgt.

Ministerpräsident Bouffier: „wir müssen sehen, dass wir Ordnung kriegen“

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) erwartet eine schnelle Lösung der Führungskrise. „Wir werden relativ rasch nach meiner Überzeugung die Dinge klären“, sagte er bei einem Eintreffen an der Parteizentrale in Berlin. Auf die Frage, ob er an eine Teamlösung glaube, sagte Bouffier: „Ich glaube an den lieben Gott. Und ansonsten müssen wir sehen, dass wir Ordnung kriegen.“ Er ergänzte: „Ich gehe davon aus, dass wir heute Entscheidungen treffen.“ Das desaströse Ergebnis der Hamburger Bürgerschaftswahl erhöht den Druck weiter.

Erneut erteilte Bouffier einer Zusammenarbeit mit der Linkspartei in Thüringen eine klare Absage. „Es bleibt dabei, wir haben mit der AfD nichts zu tun. Mit denen machen wir auch nichts. Aber daraus folgt ja nicht automatisch, dass wir dann mit den Linken etwas machen“, sagte er. Am besten für Thüringen sei einen rasche Neuwahl.

(dpa/moi)