Berlin. Der Staat hat für alles Geld – warum dann nicht auch für sauberen Mund-Nasen-Schutz für alle, fragt sich unser Kommentator Jörg Quoos.
Die Bekämpfung der Corona-Pandemie ist ein gewaltiger Eingriff in die Grundrechte der Bürger und mit der Milliarden-Bazooka des Finanzministers gleichzeitig ein irrwitzig teures Unterfangen. Man kann das unterstützen, schließlich geht es um das Leben der Menschen, und dafür darf der Preis schließlich hoch sein.
So teuer und weitreichend viele Pandemie-Maßnahmen aber sind, so seltsam lasch und erratisch verlieren unsere Corona-Krisenstäbe gelegentlich den Blick auf das Wesentliche. Entscheidend für die Bekämpfung des Virus sind die AHA-Regeln, das bläuen die Kanzlerin und ihr Gesundheitsminister den Menschen bei jeder sich bietenden Gelegenheit ein. Jedes Kind weiß mittlerweile, dass damit Abstand, Hygiene und Alltagsmaske gemeint sind.
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FFP2-Schutzmasken sind im ÖPNV selten zu sehen
Wer sich in Bussen, Bahnen, in Büros oder auf den Straßen umsieht, kann leicht erkennen: Beim Thema Maske herrscht dringend Nachholbedarf. Zerbröselte Einwegmasken, dreckige Schals, lächerliche Spuck-Visiere, billige Stoffmasken, bei Querdenkern gerne auch absichtlich durchlöchert. Man muss es so sagen: Es ist zum Grausen, und man muss nicht Christian Drosten heißen, um zu erkennen, dass hier viel Potenzial im Kampf gegen das Virus verschenkt wird.
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Die saubere, neue und wirksame FFP2-Schutzmaske sieht man erschreckend selten. Warum eigentlich? Kaum ein Land der Welt hat das Leben der Menschen so bürokratisch in eine Hölle von Verordnungen geschickt wie Deutschland. Alles ist in Deutschland zertifiziert und geregelt. Von der Höhe des Gartenzauns bis zur Qualität von Katzenfutter. Beim wichtigsten medizinischen Hilfsmittel gegen die Pandemie, der Atemschutzmaske, gilt die Methode Wildwest: Jeder darf tragen, was er will. Hygienische oder technische Mindeststandards für die Träger? Fehlanzeige.
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Während sogar genug Steuergeld da ist, um Bordellbesitzern die Einnahmeausfälle in der Corona-Krise zu erstatten, wird bei den Masken kleinlich geknausert. Ganze drei FFP2-Masken hat der Staat spendiert – aber nur den über 60-Jährigen. Diese musste man sich auch noch Schlange stehend bei der Apotheke abholen. So viel Risikogruppe auf einem Fleck hat das tückische Virus selten gefunden.
Mit Spahn ist vorerst nicht zu rechnen
Die Verantwortlichen sollten schnell umsteuern. Eine großzügige, flächendeckende und regelmäßige Ausgabe von kostenlosen FFP2-Masken ist zwar teuer – aber extrem sinnvoll und effektiv, besonders gegen die neuen hochinfektiösen Corona-Mutanten. Die Masken müssen raus aus den Vorratslagern und ganz schnell auf die Nasen der Menschen. Besser Milliarden Euro ausgeben, um die Verbreitung des Virus zu verhindern und Menschenleben retten, als Milliarden ausgeben, um die horrenden Folgen zu bezahlen.
Und wenn auf dem Höhepunkt der Pandemie, städtische Ordnungsbeamte weniger Parkuhren kontrollieren würden und stattdessen notorische Maskenmuffel ermahnen, gäbe es sicher auch etliche Infektionen weniger. Da es noch etwas dauern könnte, bis Gesundheitsminister Jens Spahn selbst auf die naheliegende Idee mit der flächendeckenden Ausgabe von FFP2-Masken kommt, bleibt vorerst nur die Eigeninitiative der Bürger.
Ja, drei bis sechs Euro für eine sichere Maske sind viel Geld, besonders für Geringverdiener, die als erste mit kostenlosen Masken ausgestattet gehören. Gemessen am Effekt, hat es aber wohl noch nie eine sinnvollere Investition gegeben. Und mal ehrlich: Wer denkt wirklich lange über Kosten nach, wenn er sich für sieben Euro eine Schachtel Zigaretten oder für drei Euro den Kaffee to go holt?
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