Berlin. Rechtlich ist der Verteidigungsministerin nichts vorzuwerfen. Doch die „Helikopter-Affäre“ lässt Zweifel an ihrer Amtsführung wachsen.

Christine Lambrecht hat nicht gegen Regeln verstoßen, als sie ihren 21-jährigen Sohn auf mehreren Dienstreisen im Regierungsflieger mitnahm. Zumal sie die Kosten nach den geltenden Regeln übernommen hat. Auch ist es selbst in Kriegs- und Krisenzeiten nicht verwerflich, wenn Ministerinnen und Minister ein paar Tage Urlaub machen. Das gilt auch für die Verteidigungsministerin. Denn richtig abschalten, auch das Mobiltelefon, können sie ohnehin nicht.

Und dennoch wirft der Helikopterflug von Ministerin und Sohn vor Ostern Fragen auf, die Zweifel an der Amtsführung der Verteidigungsministerin aufkommen lassen. Ist es ein Zufall, dass die Ministerin ausgerechnet kurz vor dem Urlaub auf Sylt einen Truppenbesuch in Schleswig-Holstein absolviert, von dem sie die Reststrecke gemeinsam mit ihrem Sohn direkt auf die Insel weiterreist? Und warum musste ihr Sohn im Regierungshelikopter mitfliegen? Sylt ist von Berlin aus pro­blemlos im Zug zu erreichen. Lesen Sie auch: Lambrecht rechtfertigt sich: Habe wenig Zeit für meinen Sohn

Jan Dörner, Politik-Korrespondent.
Jan Dörner, Politik-Korrespondent. © Privat | Privat

Lambrecht nahm den Sohn schon früher auf Dienstreisen mit

Zudem ist bekannt geworden, dass Lambrecht den Filius bereits in ihrer Zeit als Justizministerin auf sieben Auslandsreisen mitnahm. Die Ministerin begründet dies damit, aufgrund der beruflichen Belastung wenig Zeit für ihren Sohn zu haben. Es entsteht aber der Eindruck, dass Lambrecht ihren Sohn in den Genuss der Privilegien eines Regierungsmitglieds kommen lassen will. Die Diensttermine einer Ministerin sind aber weder Abenteuerausflüge für den Nachwuchs, noch ist die Flugbereitschaft der Bundeswehr eine Reiseoption für Familienangehörige.

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Lambrecht hat Verständnis für die Kritik geäußert und angekündigt, die beruflichen und die privaten Planungen künftig stärker zu trennen. Außerdem will sich die Verteidigungsministerin nun wieder auf ihre Aufgaben konzentrieren. Gut so.

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