Berlin. In der Corona-Krise werden gemütliche Wohnungen rasend schnell zu Multifunktions-Büros, hat unser Kolumnist Hajo Schumacher beobachtet.

Im Wohnzimmer scharrt es. Klingt gefährlich. Aber ich darf nicht hinein. Die Chefin hat Fortbildung in Positiver Psychologie, digital. „Zoom“, sagt sie ganz lässig in der Mittagspause, als ob sie seit Jahrzehnten an Online-Seminaren teilnähme. Dabei kennt sie die Software „Zoom“ gerade mal 48 Stunden. Ich linse auf ihren Bildschirm: 15 Fenster, für jeden Teilnehmenden eines, mittendrin die Dozentin. Dokumente können gezeigt werden, kleinere Gruppen ziehen sich in kleinere Räume zum Üben zurück. Dann wird mit Stühlen gescharrt.

Während sie sich zur Nachmittagsschicht zurückzieht, gucke ich bei Twitter, ob die Welt noch steht. Selbstkritik: Ich mache das zu oft. Der Sohn kommt rein und fragt, was der Aggregatszustand „gasförmig“ auf Englisch heiße. Warum haben wir dem Kind Googeln beigebracht? Das sei verboten, sagt der Junge und verzieht sich zurück vor den Bildschirm, zu Slack.