Istanbul. Kritik am Corona-Kurs des türkischen Präsidenten scheint nicht gern gesehen: Erdogan reagierte mit einer Anzeige gegen einen Moderator.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat den prominenten Moderator Fatih Portakal wegen Kritik am Umgang der Regierung mit der Corona-Krise angezeigt. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, dass Erdogans Anwalt ein Verfahren gegen den Moderator wegen „völlig falscher und manipulativer Aussagen“ beantragt habe.

Demnach wirft Erdogan dem Moderator Präsidentenbeleidigung vor. Hintergrund der Anzeige ist offenbar ein Tweet des Moderators von Montagabend, in dem dieser ironisch eine zuvor von Erdogan gehaltene Rede kommentiert. Erdogan hatte schon in der Vergangenheit scharf auf die regierungskritischen Äußerungen des Moderators reagiert, der die Nachrichten des türkischen Senders Fox TV moderiert.

Erdogan-Anwalt wirft Portakal „völlig falsche und manipulative Aussagen“ vor

In dem Tweet deutete Portakal an, dass Erdogan wegen der Corona-Krise bald auch noch an die Ersparnisse der Bürger auf den Banken wolle, nachdem er sie schon zu Spenden aufgerufen hatte. Die Bankenaufsichtsbehörde BDDK erklärte, sie habe ebenfalls eine Beschwerde gegen Portakal eingereicht, weil dieser mit seinen Aussagen das Ansehen der Bank beschädige.

Erdogan hatte vergangene Woche an seine Landsleute appelliert, wegen der Corona-Krise für wirtschaftlich Benachteiligte zu spenden. Erdogans Anwalt Özel betonte laut Anadolu, dass die Spenden freiwillig seien.

Im März hatte Erdogan ein Wirtschaftspaket von umgerechnet rund 14 Milliarden Euro vorgestellt, mit dem unter anderem Firmen Unterstützung erhalten, deren Existenz durch die Corona-Krise bedroht ist.

Mit Gerichtsverfahren in Folge von Kritik am türkischen Präsidenten hat auch ein deutscher Moderator Erfahrung: Wegen der umstrittenen „Schmähkritik“ zieht Jan Böhmermann jetzt sogar vor des Verfassungsgericht.

(dpa/phb)