Berlin. Die Bundesregierung hat ihren aktuellen Drogenbericht vorgelegt. Vor allem in Gefängnissen in Deutschland gibt es große Suchtprobleme.

Fast jeder zweite Häftling in Deutschland hat ein Drogen- und Suchtproblem. Das geht aus dem neuesten Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung hervor. Konkret sind 44 Prozent der Inhaftierten betroffen.

Rund 27 Prozent von ihnen konsumieren legale oder illegale Drogen so häufig, dass sie abhängig sind. Bei 17 Prozent sprechen die Autoren des Berichts von einem „schädlichen Gebrauch“. Insgesamt zeige sich bei Gefängnisinsassen „eine im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung deutlich höhere Belastung durch Substanzen, die die Wahrnehmung verändern“, heißt es in dem Bericht.

Wie die Untersuchung zeigt, haben weibliche Gefangene zwar seltener ein Suchtproblem als männliche Gefangene. Wenn sie aber Drogen nehmen, dann sind es eher illegale harte Drogen wie Heroin. Männer sind eher alkoholabhängig.

Drogenbericht: Jugendliche Häftlinge haben häufiger Suchtproblem

Die meisten Gefangenen mit einem Drogen- und Suchtproblem sind Jugendliche. Am seltensten betroffen sind Untersuchungshäftlinge. Die Autoren des Berichts ziehen das Fazit, dass den Gefangenen dabei geholfen werden müsse, „ein Leben ohne Straftaten zu führen, insbesondere wenn die Suchtproblematik die Straffälligkeit mitbegründet“.

Es ist das erste Mal, dass das Suchtverhalten von Gefängnisinsassen untersucht worden ist. Ausgewertet wurden Daten von mehr als 40.000 Inhaftierten aus zwölf von 16 Bundesländern. Insgesamt gibt es in Deutschland rund 50.000 Strafgefangene. Erfasst wurde das Ausmaß des Suchtproblems zu Beginn der Haft.

Insgesamt ist der Gebrauch von legalen und illegalen Drogen weiter zurückgegangen. Die am häufigsten konsumierte Droge bleibt der Alkohol. Nach wie vor geben knapp 80 Prozent der Männer und 70 Prozent der Frauen an, in den vergangenen 30 Tagen mindestens einmal Alkohol getrunken zu haben (jeweils Erwachsene bis 60 Jahre). Diese Quoten sind in den vergangenen 25 Jahren so gut wie nicht gesunken. Im internationalen Vergleich zählt Deutschland weiter zu den Ländern, in denen besonders viel Alkohol getrunken wird.

Tabakkonsum: Rauchen ist „out“

Der Anteil der Jugendlichen, die regelmäßig Alkohol trinken, ist in den vergangenen zehn Jahren spürbar gesunken. Mehr als zwölf Prozent der Jungen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren trinkt regelmäßig Alkohol. Vor zehn Jahren waren es noch mehr als zwanzig Prozent. Bei den Mädchen in dieser Altersgruppe sank der Anteil von mehr als zwölf auf unter fünf Prozent.

Legale Droge Nummer zwei ist noch immer der Tabak, aber die Raucherquote unter Erwachsenen ist in den vergangenen zwanzig Jahren deutlich gesunken: Inzwischen rauchen noch 28 Prozent der Erwachsenen. Der Anteil der rauchenden Jugendlichen hat sich in zwanzig Jahren um etwa zwei Drittel verringert.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig, lobte die „gute Entwicklung“ beim Tabakkonsum. „Rauchen wird langsam wirklich out“, sagte sie bei der Vorstellung des Berichts. Dafür steige der Konsum von E-Zigaretten an, vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. „Diesen Trend gilt es zu stoppen“, so Ludwig. Das sei ein Grund mehr, die Außenwerbung für Tabakprodukte zu verbieten – „inklusive aller Dampfprodukte“, wie Ludwig betonte.

Junge Menschen greifen häufiger zu E-Zigaretten

Tatsächlich hat sich der Konsum von E-Zigaretten unter jungen Erwachsenen binnen sechs Jahren fast verdoppelt. Inzwischen konsumieren fast sieben Prozent der 18- bis 15-Jährigen eine solche Zigarette. Im Jahr 2012 waren es noch weniger als vier Prozent. Bei Jugendlichen unter 18 Jahren verläuft der Trend ähnlich.

Cannabis, Marihuana, Haschisch – Das steckt hinter den Bezeichnungen

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    Bei den illegalen Substanzen bleibt Cannabis die am häufigsten konsumierte Droge. Fast jeder fünfte Jugendliche gibt an, in seinem Leben schon einmal Cannabis konsumiert zu haben. Bei den jungen Erwachsenen sind es mehr als 42 Prozent. Harte Drogen wie Heroin oder Kokain wurden insgesamt weniger konsumiert, lautet die Feststellung der Drogenbeauftragten.