Berlin. Künftig gibt es eine Pflicht für medizinischen Masken in Deutschland. Hartz-IV-Empfänger sollen zehn kostenlose FFP2-Masken erhalten.

  • FFP2-Masken schützen effektiver vor einer Infektion mit dem Coronavirus als Alltagsmasken
  • Doch sie sind auch deutlich teurer und können nicht erneut verwendet werden
  • Für Hartz-IV-Empfänger, denen ohnehin nicht viel Geld zur Verfügung steht, kann das zum Problem werden
  • Nach langem Streit über Corona-Sonderzahlungen will die Politik nun helfen

Bund und Länder haben entschieden: Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, sollen alle Bürgerinnen und Bürger medizinische Masken tragen, wenn sie einkaufen gehen oder den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Dazu zählen sowohl die günstigeren OP-, als auch die teureren FFP2-Masken.

Da beide Maskentypen nur für die Einmalnutzung geeignet sind und anschließend entsorgt werden müssen, kann die Ausstattung mit genügend Masken schnell mal ins Geld gehen – insbesondere wenn man täglich öffentlichen Nahverkehr nutzen muss. Das merken vor allem Hartz-IV-Empfänger und andere Menschen mit geringem Einkommen. Ein 20er-Pack der besser schützenden FFP2-Masken kostet je nach Hersteller zwischen 20 und 40 Euro. Deshalb sollen Hartz-IV-Empfänger nun kostenlose FFP2-Masken bekommen.

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Hartz-IV-Empfänger bekommen kostenlose FFP2-Masken

Wie Sozialminister Hubertus Heil (SPD) und Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Donnerstag in Berlin mitteilten, sollen rund fünf Millionen Bezieher von Grundsicherung jeweils zehn FFP2-Masken bekommen. Dafür würden die Betroffenen ein Schreiben von ihrer Krankenversicherung bekommen.

Mit diesem und dem Personalausweis könnten die Masken dann bei der Apotheke abgeholt werden. „Es ist wichtig, dass wir in dieser Situation die gesamte Gesellschaft im Blick haben“, sagte Heil. Menschen in Grundsicherung hätten keine Reserven.

Corona-Pandemie: Sozialverbände pochen auf Unterstützung von Hartz-IV-Empfängern

Sozialverbände hatten vor dem Hintergrund der neuen Maskenvorgaben mehrfach gefordert, dass der Staat Bedürftige dann auch entsprechend unterstützen müsse.

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Denn laut Regelsatz stehen Hartz-IV-Empfängern nur 17 Euro pro Monat für Hygieneartikel zur Verfügung. Zu wenig, um sich mit einem ausreichenden Grundstock an Masken zu versorgen – und ohne, dass sie danach noch Geld für andere Hygieneartikel wie etwa Shampoo oder Zahnpasta hätten. Der ohnehin schon knapp bemessene Regelsatz zeigt: Eine Pandemie war bei dessen Berechnung nie vorgesehen.

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FFP2-Masken schützen sicherer vor Corona als Alltagsmasken - doch sie sind auch teurer. Kommt deshalb ein Hartz-IV-Zuschuss?
FFP2-Masken schützen sicherer vor Corona als Alltagsmasken - doch sie sind auch teurer. Kommt deshalb ein Hartz-IV-Zuschuss? © dpa

Merkel will keine Corona-Erhöhung für Hartz-IV-Empfänger

Eine finanzielle Unterstützung für Bedürftige zur Anschaffung von FFP2-Masken war für die Bundesregierung zunächst kein Thema. Sollten die Einschränkungen jedoch noch lange anhalten, müsse man „natürlich auch darüber nachdenken, ob wir an der Stelle nochmal helfen müssen“, sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am vergangenen Donnerstag in Berlin.

Arbeitsminister Hubertus Heil sah das offensichtlich etwas anders. Er sprach sich auch für eine zusätzliche Unterstützung für Bedürftige in der Corona-Krise aus. Es sei richtig, jetzt zügig einen Zuschuss zur Verfügung zu stellen, sagte der SPD-Politiker der „Rheinischen Post“ (Samstag) mit Blick auf zusätzlich entstandene Belastungen etwa für Alleinerziehende, Langzeitarbeitslose oder Menschen mit Behinderung durch die Schließung von Schulen, Kitas und sozialen Einrichtungen. Lesen Sie auch: Corona-Schutz durch FFP2-Masken: Wie die Verteilung läuft

Einigen konnten sich die Politiker nun offenbar auf die kostenlosen Masken - ob noch eine finanzielle Unterstützung folgen soll, ist bislang unklar.

Corona: Mehrkosten für Hartz-IV-Empfänger

Denn zu den Kosten für Masken kommt, dass für viele Kinder aus Hartz-IV-Empfänger-Familien das kostenlose Schulessen ausfällt. Der Sozialverband VdK forderte angesichts geschlossener Schulen und Einschränkungen an Kitas eine monatliche Pauschalzahlung von 100 Euro für Menschen in Grundsicherung.

Auch die Linke fordert eine Erhöhung der Hartz-IV-Sätze. "Dort sind diese Ausgaben nicht enthalten", sagte die Vorsitzende der Linken, Katja Kipping, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Auch deshalb engagiere ich mich für einen Corona-Zuschlag von mindestens 100 Euro auf alle Sozialleistungen." (te/bef mit dpa)

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