Berlin. Ein Video einer saarländischen Grünen-Politikerin bringt der Partei gerade Spott und Häme ein. Der Clip hat inzwischen Konsequenzen.
Für die Grünen läuft es derzeit nicht gerade gut. Zwar steht die Partei in Umfragen auf Platz zwei – inhaltliche Ungenauigkeiten und Fehler des Spitzenpersonals, allen voran Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock, haben die Partei im Vorfeld der Bundestagswahl viel Zustimmung gekostet. Aktuell geht nun ein Video in den sozialen Netzwerken um, das den Bundes-Grünen weiteren Ärger einbringt
Die Aufnahme, die offenbar vom Landesparteitag der Saar-Grünen am vergangenen Wochenende stammt, zeigt die saarländische Grünen-Landespolitikerin Irina Gaydukova bei einer Befragung zu grünen Kernthemen: Fahrradpolitik und Klimaschutz. In den gut zwei Minuten Videomaterial stellt sich beim Betrachten der Eindruck ein, die 52-jährige Gaydukova habe wenig bis nichts zu grünen Basics zu sagen.
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Grünen-Politikerin wirkt ahnungslos
Auf die Frage etwa, wie sie soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz verbinden wolle, antwortet die Politikerin nach etwas Zögern mit „Habe ich Zeit, zu überlegen?“, schaut dann schweigend ins Publikum und in Richtung des (nicht im Bild zu sehenden) Fragestellers. Sie wirkt dabei einigermaßen überfordert.
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Bundespolitische Dimension bekommt das Video, weil Gaydukova wohl Ambitionen auf ein Bundestagsmandat hatte. Große Chancen auf den Einzug ins Parlament hätte sie aber nicht gehabt. Aus dem Saarland schaffte es bisher immer nur die Spitzenkandidatin der Landespartei nach Berlin. Gaydukova besetzte einen Posten im Landesvorstand der Grünen.
Seit der Veröffentlichung wurde das Video unter anderem vom CDU-Europaabgeordneten Dennis Radtke geteilt und vielfach spöttisch kommentiert. Auf Twitter unterstellen Nutzende der Grünen Gaydukova Ahnungslosigkeit.
Gaydukova von Ämtern zurückgetreten
Zu dem Video veröffentlichte der Landesverband am Freitagmittag eine kurze Stellungnahme. Zahlreiche Mails, “die den Clip zum Anlass für Kritik aber auch für Beschimpfungen nahmen”, hätten die Partei erreicht. “Der kritische Diskurs ist in unserer Demokratie sehr wichtig, doch ist von persönlichen Angriffen abzusehen.” Gaydukova, die in dem Statement nicht namentlich genannt wird, habe die Fraktion und den Bezirksrat “auf eigenen Wunsch” inzwischen verlassen. Die Grünen-Seite, auf der biografische Angaben Gaydukovas gestanden hatten, war am Freitag nicht mehr erreichbar.
CDU-Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer äußerte zu der Aufnahme. Zwar sei der Auftritt alles andere als professionell, sagte die Saarländerin. "Aber die Reaktionen darauf im Netz finde ich noch unprofessioneller und beschämend. Hier wird gerade ein Mensch kaputt gemacht."
Die Co-Landesvorsitzende der Grünen im Saarland, Barbara Meyer-Gluche betonte, das „bislang nur kommunalpolitisch engagierte Mitglied ohne Rhetoriktraining“ habe „erhebliches Lampenfieber und Nervenflattern“ gehabt. Der Umgang mit der Frau mache betroffen. Die Angriffe in den sozialen Netzwerken seien zum Teil entwürdigend.
Co-Chef der Grünen im Saarland tritt zurück
Derweil ist der Landesvorsitzende der Grünen im Saarland, Ralph Rouget, nur wenige Tage nach seiner Wahl zurückgetreten. Das bestätigte er der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Ob dieser Schritt mit dem Aufsehen um Gaydukova zu tun hatte oder welche Gründe ausschlaggebend waren, sagte er nicht.
Rouget und Meyer-Gluche waren erst auf dem Landesparteitag am vergangenen Wochenende zur neuen Doppelspitze gewählt worden.
(fmg)