Hanau/Berlin. Am 19. Februar 2020 erschoss ein Rechtsextremer neun Menschen in Hanau. Für den ersten Jahrestag ist nun eine Gedenkfeier geplant.

Am 19. Februar jährt sich der rechtsextreme Terrorakt von Hanau zum ersten Mal: Der 42-jährige Tobias R. erschoss aus rassistischen Motiven neun Personen in und vor Shisha-Bars, schließlich seine Mutter und am Ende sich selbst. Mit einer Gedenkfeier am Jahrestag soll nun ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt werden.

Hanau: Diese Gedenkfeier ist ein Jahr nach dem Anschlag geplant

Zu den Feierlichkeiten in Hanau werden unter anderen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) erwartet. Als Ehrenbürger der Stadt wird auch Ex-Fußballnationalspieler Rudi Völler teilnehmen. Die Veranstaltung soll unter Einhaltung von Corona-Maßnahmen mit rund 50 geladenen Gästen im Congress Park Hanau stattfinden. Neben einem kurzen Film, der sich den Ereignissen des 19. Februar 2020 widmet, sind auch persönliche Videoansprachen von Familienmitgliedern der Opfer geplant.

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Zu den Opfern von Hanau zählen:

  • Ferhat Unvar
  • Mercedes Kierpacz
  • Sedat Gürbüz
  • Gökhan Gültekin
  • Hamza Kurtović
  • Kaloyan Velkov
  • Vili Viorel Păun
  • Said Nesar Hashemi
  • Fatih Saraçoğlu

Für jedes der neun aus rassistischen Motiven getöteten Opfer soll symbolisch eine beleuchtete Namenssäule auf der Bühne stehen. Zum Ende der Gedenkfeier werden nach Angaben von Bouffier und Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) um 19.02 Uhr alle Glocken der Stadt läuten.

Bilder der Opfer des rechtsextremen Anschlags vom 19. Februar 2020 sind auf einer Gedenktafel auf dem Marktplatz in Hanau zu sehen.
Bilder der Opfer des rechtsextremen Anschlags vom 19. Februar 2020 sind auf einer Gedenktafel auf dem Marktplatz in Hanau zu sehen. © imago images/rheinmainfoto

Hessens Innenminister Beuth ordnet Trauerbeflaggung an

Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) hat für den 19. Februar zudem für alle öffentlichen Gebäude und Dienststellen des Bundeslandes Trauerbeflaggung angeordnet. "Ein Jahr nach den fürchterlichen, rassistischen Terrortaten von Hanau gedenkt das Land Hessen den Opfern, die bei diesem rechtsextremistischen Anschlag ermordet wurden“, erklärte Beuth am Montag in Wiesbaden.

Die Gewerkschaft Verdi hat in den hessischen Betrieben und Dienststellen für den Jahrestag zu Gedenkminuten aufgerufen. "Warum in den Betrieben und Dienststellen? Weil der Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus dort zuvorderst stattfindet", erklärte Verdi-Landesbezirksleiter Jürgen Bothner am Freitag in Frankfurt. "Die Morde von Hanau haben uns bis ins Mark erschüttert. Lasst uns an diesem Tag besonders klar Haltung zeigen gegen Rassismus und gegen Rechtsextremismus."

Auch von Unternehmen, Schulen, Vereinen und Religionsgemeinschaften aus soll es am Gedenktag Aktionen gegen Rassismus geben.

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Merkel: Hanau war Verbrechen "aus rassistischem Hass"

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat im Rahmen ihrer wöchentlichen Videobotschaft schon vor dem Gedenktag an die Morde erinnert: "Er war ein Verbrechen aus Hass, aus rassistischem Hass", sagte sie am Samstag. "Wir stellen uns denen, die versuchen, Deutschland zu spalten, mit aller Kraft und Entschlossenheit entgegen", betonte Merkel weiter - und nannte die Opfer namentlich.

Der Mörder habe sie nicht gekannt, "er hasste sie nur wegen ihres Aussehens, der Herkunft ihrer Familien, weil sie Einwanderer oder die Kinder von Einwanderern waren", sagte die Kanzlerin. Sie werde die Trauerfeier und die Gespräche mit den Familien der Opfer nie vergessen.

(raer/dpa)