New York. Gemeinsam mit dem deutschen Unternehmen Biontech entwickelte Pfizer ein Corona-Vakzin. Jetzt muss der Pharmakonzern große Erwartungen dämpfen.

Der US-amerikanische Pharmakonzern Pfizer rechnet damit, in diesem Jahr nur die Hälfte der geplanten Menge an Corona-Impfstoffdosen ausliefern zu können. Das berichtet das „Wall Street Journal“. Eine Sprecherin des Unternehmens sagte, dass dies unter anderem an Verzögerungen beim Ausbau der Lieferkette liege. Außerdem hätten die Ergebnisse der klinischen Studie später vorgelegen als ursprünglich gedacht.

Dem Zeitungsbericht zufolge plante Pfizer intern noch bis vor wenigen Wochen, bis Ende dieses Jahres 100 Millionen Impfdosen auszuliefern. Zuletzt sprach das Unternehmen allerdings nur noch von 50 Millionen Dosen . 2021 sollen, wie bisher geplant, dann aber eine Milliarde Dosen des Corona-Vakzins ausgeliefert werden.

Verzögerung bei Pfizer-Impfstoff: Probleme mit Qualität der Produktionsstoffe

Eine an der Entwicklung des Impfstoffs beteiligte Person soll dem „Wall Street Journal“ zudem bestätigt haben, dass einige Chargen der frühen Produktion nicht klassischen Standards entsprochen hätten. Pfizer bestätigte dies allerdings nicht.

Wo genau es beim Hochfahren der Produktion zu Problemen mit den Ausgangsstoffen kam, teilte das Unternehmen auch nicht mit. Neben der Herstellung dürfte auch die Lieferkette eine Herausforderung darstellen: Denn der Impfstoff von Biontech und Pfizer muss bei -70 Grad aufbewahrt werden.

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Lieferverzögerung bei Corona-Impfstoff beeinträchtigt Aktienkurs minimal

Pfizer bezieht seine Ausgangsstoffe von Anbietern in den Vereinigten Staaten und Europa. Die Ausweitung der Produktion erwies sich im vergangenen Monat als Herausforderung, weil das Unternehmen die Ergebnisse der klinischen Studie abwartete, die bei 44.000 Probanden eine Wirksamkeit von 95% ergab. „Uns lief schlichtweg die Zeit davon“, sagte eine Mitarbeiter des Unternehmens dem „Wall Street Journal“.

Nach Bekanntwerden der Nachricht verlor die Aktie von Pfizer rund zwei Prozent. Die Enttäuschung der Marktteilnehmer über das halbierte Auslieferungsziel hält sich also erstmal in Grenzen.

Wer sich gegen das Coronavirus impfen lässt, braucht zwei Dosen, um geschützt zu sein. Das Präparat von Pfizer ist ein neuartiger, sogenannter mRNA-Impfstoff . Er enthält genetische Informationen des Erregers, aus denen der Körper ein Viruseiweiß herstellt – in diesem Fall das Oberflächenprotein, mit dessen Hilfe das Virus in Zellen eindringt. Ziel der Impfung ist es, den Körper zur Bildung von Antikörpern gegen dieses Protein anzuregen, um die Viren abzufangen.

US-Notfallzulassung für Pfizers Impfstoff wahrscheinlich Mitte Dezember

Die britische Arzneimittelbehörde hatte Pfizer und Biontech bereits am Mittwoch eine Notfallzulassung für deren Corona-Impfstoff erteilt. Großbritannien ist damit das erste Land, das dem Impfstoff eine Unbedenklichkeitsbescheinigung ausgestellt hat. Die US-Arzneimittelbehörde FDA und die Europäische Arzneimittel-Agentur Ema prüfen derzeit ebenfalls solche Anträge. Lesen Sie dazu: Kommentar: Warum die Briten nicht besser dran sind als wir

In den USA wird mit einer Notfallzulassung für Mitte Dezember gerechnet. Die US-Regierung rechnet nach Angaben von dieser Woche damit, bis Ende des Jahres Pfizers Corona-Impfstoff für 6,4 Millionen Menschen zur Verfügung zu haben. Außerdem könnten in den USA bis Jahresende auch 12,5 Millionen Menschen den Impfstoff der Biotech-Firma Moderna bekommen, für den ebenfalls das Zulassungsverfahren läuft.

Corona-Impfstoff von Moderna: 100 Millionen Dosen im ersten Quartal 2021

Moderna geht davon aus, im ersten Vierteljahr 2021 weltweit 100 bis 125 Millionen Dosen seines Impfstoffs ausliefern zu können. Davon würden 85 bis 100 Millionen in den USA zur Verfügung stehen und bis zu 25 Millionen im Ausland .

Neben Biontech/Pfizer und Moderna befinden sich derzeit mehrere andere Vakzinstudien im fortgeschrittenen Stadium, darunter die der Unternehmen Johnson&Johnson, Astrazeneca und Sanofi-GSK. Länder wie Russland, China und kürzlich erst Bahrain haben bereits Impfstoffe mit Einschränkungen freigegeben und impfen damit schon Teile der Bevölkerung.