Berlin. Zwei Frauen werden im Kabinett Scholz für Sicherheit zuständig: Christine Lambrecht und Nancy Faeser. Warum Faesers Posten überrascht.

Nancy wer? Außerhalb Hessens ist die designierte Bundesinnenministerin in der breiten Öffentlichkeit ziemlich unbekannt. Dabei gilt Nancy Faeser seit Jahren als ministrabel und hat schon zwei Mal den Sprung in die Bundespolitik versucht. Im dritten Anlauf hat es jetzt geklappt.

2017 war sie der Geheimtipp als SPD-Generalsekretärin, das Rennen machte dann Lars Klingbeil. Zwei Jahre später wurde die Hessin für das Bundeskabinett gehandelt: als Justizministerin.

Nancy Faeser: Kaum einer hatte sie in Berlin auf der Rechnung

Zum Zug kam aber Christine Lambrecht, die sich allseits Respekt bei den Sicherheitsbehörden verschafft hat, aber einen noch härteren Job bekommt: Sie wird Verteidigungsministerin. An der Spitze beider Sicherheitsressorts sind nun SPD-Frauen.

Nancy Faeser kommt aus Schwalbach im Main Taunus Kreis. Sie ist seit 1988 in der SPD und in die Partei quasi hineingeboren. Denn schon ihr Vater war ein Sozialdemokrat, der aus dem Ruhrgebiet nach Schwalbach am Taunus zog, um dort das Bürgermeisteramt zu übernehmen.

Faeser: Eine sozialdemokratische Aufstiegskarriere

Die Juristin war die erste in ihrer Familie, die studieren durfte. Faesers Leben ist eine Aufsteigerkarriere, sozial wie politisch. Die 51-Jährige ist Vorsitzende der hessischen SPD und war schon ihre Generalsekretärin. Kein Wunder, dass Scholz sie auf der Rechnung hatte.

Seit 2003 sitzt sie im Landtag, erst im Rechtsausschuss und zuletzt im Innenausschuss. Sie ist DIE Innenpolitikerin der Landes-SPD und seit 2013 Vorsitzende der G10 Kommission in Hessen. Das ist das Gremium, das über jede einzelne Abhörmaßnahme des Verfassungsschutzes entscheidet, besser gesagt: über Eingriffe des Geheimdienstes zur Abwehr von drohenden Gefahren.

Kampf gegen den Rechtsextremismus ist Faeser ein Anliegen

Faeser knüpft im Bund dort an, wo sie in Hessen aufgehört hat. Da hat sie sich vor allem gegen die schlechte Bezahlung der Polizei positioniert, die desaströse Personalsituation und die massiven Überstunden der Beamten kritisiert. Gleich bei ihrer Vorstellung im Willy-Brandt-Haus kündigte Faeser an, sie wolle sich für gut ausgebildetes und ausgestattetes Personal einsetzen.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat erfreut auf die Nominierung der hessischen SPD-Chefin Nancy Faeser als Bundesinnenministerin reagiert. Faeser habe sich auf Landesebene "intensiv für die Polizei eingesetzt", sagte GdP-Chef Oliver Malchow unserer Redaktion. "Ich bin sehr optimistisch, dass wir diese offensichtlich tragfähige Arbeitsbasis von der Landes- auf die Bundesebene transportieren können und freue mich auf die künftige politische Zusammenarbeit mit der ersten Frau als Leitung des Innenressorts unserer neuen Bundesregierung."

Faeser, die jahrelang im hessischen NSU-Untersuchungsausschuss tätig war, beteuerte auch, "ein besonderes Anliegen" sei ihr der Kampf gegen den Rechtsextremismus, den sie als die größte Bedrohung für die innere Sicherheit bezeichnete. Lesen Sie auch: Klara Geywitz - Das ist die neue Bundesbauministerin

Faeser arbeitete bis zuletzt als Juristin in einer Wirtschaftskanzlei

Faeser war bisher nebenbei auch eine praktizierende, erfolgreiche Juristin, sie arbeitete in der Frankfurter Wirtschaftsgroßkanzlei Görg, die sich selbst als "bundesweit führend bei Insolvenz und Sanierung" bezeichnet.

Die Ministerin in spe ist verheiratet - ihr Ehemann ist auch Jurist - und sie hat einen Sohn. Sie wird von Kollegen als fröhlich und optimistisch beschrieben, aber auch als knallhart in der Sache. Man solle sie besser nicht unterschätzen, heißt es. Faeser ist Fan von Eintracht Frankfurt und gern im Cabrio unterwegs. Das wird jetzt erst mal schwierig. Der Personenschutz wird ihr Leben einengen.