Washington. Enthüllungsbuch-Autorin Mary Trump bekräftigt im Gespräch, wie wenig ihr Onkel Donald aus ihrer Sicht zum Amt des Präsidenten passt.

Vor ihr hatte noch niemand aus der Familie des US-Präsidenten aus dem Nähkästchen geplaudert: Mary Trump, Nichte von Donald, hat mit ihrem Enthüllungsbuch „Zu viel und nie genug - wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt schuf“ für Aufsehen gesorgt. Das Buch erscheint am 12. August auch in Deutschland. Und vorab hat die promovierte Psychologin im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur bekräftigt, dass Onkel Donald aus ihrer Sicht ziemlich ungeeignet für den Posten im Oval Office ist.

Unter anderem zieht Mary Trump einen für ihren Onkel wenig schmeichelhaften Vergleich mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. „Die Frau könnte ihn intellektuell locker übertreffen“, sagte Mary Trump.„Ich denke, er hasst das. Und es macht ihn verrückt.“ Die Autorin sagt auch, sie glaube, dass Trumps schwieriges Verhältnis zu Deutschland zum Teil darin begründet liege, dass Merkel eine starke Frau sei. „Und Donald kommt mit starken Frauen nicht gut zurecht.“

Mary Trump: Donald verleugnete deutsche Wurzeln – fürs Geschäft

In ihrem Buch warnt Mary Trump vor einem „Ende der amerikanischen Demokratie“ im Falle einer Wiederwahl des Republikaners Donald Trump im November. Der dpa sagte sie, sie werde für dessen demokratischen Herausforderer Joe Biden stimmen. „Ich bin eine liberale Demokratin.“

Mary Trump, Nichte des US-Präsidenten Donald Trump.
Mary Trump, Nichte des US-Präsidenten Donald Trump. © dpa | Peter Serling

Es gehe aber längst nicht mehr um Parteizugehörigkeiten, sondern um die Frage, was richtig und was falsch sei. Ein Ziel ihres Buches sei es, den Amerikanern Informationen zu liefern, die sie bei der Wahl 2016 nicht hatten. „Unabhängig davon, wie die Menschen im November wählen, können sie nicht mehr sagen: Oh, wissen Sie, das wusste ich nicht, ich wusste nicht, dass er das getan hat.“

Mary Trump sagte, als Bauunternehmer in New York habe Donald Trump sich als jemand mit schwedischen Wurzeln ausgegeben, obwohl seine Familie väterlicherseits aus Deutschland und mütterlicherseits aus Schottland stamme. Trump sei es darum gegangen, jüdische Geschäftspartner in New York nicht vor den Kopf zu stoßen. „Wir haben überhaupt nichts Schwedisches in unserer Familie. Ich bin mir nicht sicher, warum er nicht schottisch gesagt hat“, sagte Mary Trump. „Wir haben uns darüber lustig gemacht, weil es so lächerlich war.“

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Nichte über Donald Trump: „Er hat jeden Tag seines Lebens gelogen.“

Mary Trump bescheinigte ihrem Onkel, ein pathologischer Lügner zu sein. „Er hat jeden Tag seines Lebens gelogen.“ Sie warf Donald Trump außerdem vor, ein Rassist zu sein. „Ich denke nicht, dass es da eine Frage gibt.“ Mary Trump bemängelte, dass viele US-Medien ihren Onkel zu zurückhaltend kritisierten, indem sie seine Lügen lange Zeit nicht als solche benannt hätten und seine Äußerungen etwa als „rassistisch eingefärbt“ kategorisierten. „Nein, sie sind rassistisch. Er ist ein Rassist. Das muss klar und deutlich gesagt werden.“

Die Psychologin erklärte Trumps Verhalten in der Corona-Krise auch mit der Familiengeschichte. Im Haus ihres Großvaters – Trumps Vater – habe eine Atmosphäre geherrscht, in der es nicht erlaubt gewesen sei, Negatives zum Ausdruck zu bringen, sagte Mary Trump. „Donald hat diese Lektion auch gelernt. Man spricht nicht über etwas Negatives. Man erkennt es nicht an. Man ignoriert es und es wird weggehen. Offensichtlich ist das nicht geschehen.“ Eine Kurskorrektur wäre das Eingeständnis eines Fehlers gewesen. „Und dazu ist er genauso unfähig, weil es in meiner Familie als tödliche Schwäche angesehen wurde, sich zu entschuldigen oder zuzugeben, dass man sich geirrt hat.“

Bolton-Enthüllungsbuch: Donald Trump ist „atemberaubend uninformiert“

Mary Trump ist die Tochter von Donald Trumps ältestem Bruder Fred, der 1981 starb. In den USA war ihr vielbeachtetes Buch bereits Mitte vergangenen Monats erschienen. Donald Trumps jüngerer Bruder Robert Trump war in letzter Minute mit seinem Antrag gescheitert, vor einem Gericht in New York einstweilige Verfügungen zum Stopp der Veröffentlichung gegen die Autorin und gegen den Verlag Simon Schuster durchzusetzen. In Deutschland wird das Buch am 12. August vom Heyne-Verlag veröffentlicht.

Vor Mary Trump hatte bereits der ehemalige Nationale Sicherheitsberater des US-Präsidenten, John Bolton, in einem Buch viele brisante Dinge über Donald Trump behauptet. Unter anderem heißt es in „The Room Where It Happened – A White House Memoir“, Trump sei „atemberaubend uniformiert” und habe in China um Wahlhilfe gebeten.

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(dpa/ba)