New York. Nordkorea hält seit Jahren trotz Sanktionen an seinem Atomprogramm fest. Laut UN verfügt das Land möglicherweise schon über Atomwaffen.

Verfügt Nordkoreas Diktator Kim Jong Un bereits über Atomwaffen ? Mehrere Länder gehen davon aus, dass das abgeschottete Land „wahrscheinlich kleine nukleare Vorrichtungen entwickelt“ hat, die in die Sprengköpfe ballistischer Raketen passen. Das geht aus einem vertraulichen UN-Bericht hervor, deren Inhalte der Deutschen Presse-Agentur am Montag (Ortszeit) aus Diplomatenkreisen bestätigt wurden.

Das Dokument des Expertengremiums der Vereinten Nationen zur Einhaltung der Sanktionen gegen Nordkorea betonte dabei, dass die Einschätzungen auf Informationen eines Mitgliedslandes zurückgingen. „Die Demokratische Volksrepublik Korea setzt ihr Atomprogramm fort, einschließlich der Produktion von hochangereichertem Uran und dem Bau eines experimentellen Leichtwasserreaktors“, heißt es in dem Bericht weiter. Lesen Sie auch: Spektakuläre Flucht aus Nordkorea – Turner springt über meterhohen Grenzzaun

Nordkorea: Kim Jong Un hält an Atomwaffenprogramm fest

Dass Machthaber Kim Jong Un nach Atomwaffen strebt, ist kein Geheimnis. Erst vor wenigen Tagen machte er bei einer Rede deutlich, dass er im Atomwaffenarsenal seines Landes eine Garantie für die Sicherheit sieht. „Dank unserer zuverlässigen und wirksamen nuklearen Abschreckung zur Selbstverteidigung wird es ein Wort wie Krieg in diesem Land nicht mehr geben“, hatten ihn die Staatsmedien Ende Juli zitiert.

Ende 2019 hatte Kim betont, dass es niemals eine Denuklearisierung auf der koreanischen Halbinsel geben und Nordkorea stetig strategische Waffen entwickeln werde, „solange die USA ihre feindselige Politik“ nicht aufgäben.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un im April 2020 in Pjöngjang.
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un im April 2020 in Pjöngjang. © dpa | -

Die Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel war der zentrale Streitpunkt bei mehreren Verhandlungsrunden zwischen Washington und Pjöngjang. Die bilateralen Atomgespräche stecken seit dem gescheiterten Gipfeltreffen von US-Präsident Trump mit Kim im Februar 2019 in Vietnam fest. Beide Seiten konnten sich nicht auf einen Fahrplan für die atomare Abrüstung Nordkoreas und die Gegenleistungen Washingtons einigen.

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Spannungen in Korea verschärften sich im Frühjahr

Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel hatten sich im Frühjahr vorübergehend wieder verschärft. Nordkorea reagierte verärgert auf eine Propagandaaktion südkoreanischer Aktivisten und nordkoreanischer Flüchtlinge, die Ende Mai etwa 500.000 in Ballons verpackte Flugblätter mit Kritik an der autokratischen Führung in Pjöngjang in Richtung Norden geschickt hatten. Pjöngjang warf der Regierung in Seoul vor, diese häufig an der Grenze unternommenen Aktionen zu tolerieren, sprengte das innerkoreanische Verbindungsbüro in der Grenzstadt Kaesong und drohte mit Konsequenzen.

Ende Juni allerdings sendete Nordkorea ein Signal der Entspannung , indem über die Staatsmedien mitgeteilt wurde, die Zentrale Militärkommission habe beschlossen , „die militärischen Aktionspläne gegen Südkorea“ auszusetzen.

Kim Jong Un - Dieser Diktator beherrscht Nordkorea

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    Nordkoreas Wirtschaft nach Schätzungen erstmals seit drei Jahren gewachsen

    Trotz der Sanktionen, die auf das Atomwaffenprogramm zurückgehen, war die Wirtschaft in Nordkorea 2019 nach Schätzungen aus Südkorea erstmals seit drei Jahren wieder leicht gewachsen. Treiber seien dabei vor allem stärkere Bauaktivitäten und eine Zunahme der Dienstleistungen gewesen.

    Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Nachbarlandes habe um 0,4 Prozent zugelegt, schreibt die Zentralbank in einem am Freitag in Seoul veröffentlichten Bericht. 2017 war den Schätzungen zufolge das BIP um 3,5 Prozent, 2018 um 4,2 Prozent geschrumpft.

    Die Berechnungen des BIP gelten als unsicher, da aus dem sozialistischen Land so gut wie keine aktuellen Daten zur Wirtschaftsleistung veröffentlicht werden. Die Zentralbank in Südkorea greift dabei vor allem auf Daten des Geheimdienstes und von Forschungsinstituten zurück, die sich auf Nordkorea spezialisiert haben.

    (dpa/ba)