Rom. Im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche hatte der Münchner Kardinal Reinhard Marx kürzlich dem Papst seinen Rücktritt angeboten.

Papst Franziskus hat das Rücktrittgesuch des Erzbischofs von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, abgelehnt. Das schrieb das Oberhaupt der katholischen Kirche in einem vom Heiligen Stuhl am Donnerstag veröffentlichten Brief: Marx soll im Amt bleiben.

Dieser wollte mit seinem Gesuch Mitverantwortung für den sexuellen Missbrauch in der Kirche tragen. Der Erzbischof hatte vergangenen Freitag ein Schreiben veröffentlicht, in dem er von einem "toten Punkt" in der katholischen Kirche sprach.

Papst Franziskus zu Marx: "Mach weiter"

Dem Papst hatte der 67-Jährige seinen Amtsverzicht bereits am 21. Mai in einem Schreiben angeboten. Marx machte aber auch deutlich, dass er sich gern weiter für die von Franziskus angemahnte geistliche Erneuerung der Kirche einsetzen wolle. Der Papst sollte über "seine weitere Verwendung" entscheiden.

Franziskus antwortete nun: "Mach weiter, so wie Du es vorschlägst, aber als Erzbischof von München und Freising." Er stimmte Marx zu, dass die Geschichte des sexuellen Missbrauchs und die Weise, wie die Kirche damit bis vor Kurzem umgegangen ist, eine Katastrophe sei.

Das Ersuchen von Marx hatte für großes Aufsehen gesorgt. Mit seinem Amt hatte er wohl schon länger gehadert. Mit dem Verzicht könne vielleicht ein persönliches Zeichen gesetzt werden für neue Anfänge, für einen neuen Aufbruch der Kirche, so Marx, der auch von persönlichem Versagen und administrativen Fehlern schrieb.

Katholische Kirche: Gutachten zu Missbrauch

Für seinen Schritt erhielt der Kardinal von vielen in der katholischen Kirche Anerkennung. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, zeigte Verständnis für die Entscheidung. Marx habe "Wegweisendes für die Kirche in Deutschland und weltweit geleistet", hieß es damals.

Für diesen Sommer wird ein Gutachten über Fälle von sexuellem Missbrauch im Erzbistum München und Freising erwartet, das vor allem herausarbeiten soll, wie sexueller Missbrauch von Priestern im Bistum möglich wurde und ob hochrangige Geistliche Täter schützten.

(afp/dpa/fmg)