Dresden. Björn Höcke ist am Montag bei einer Pegida-Kundgebung aufgetreten. Der AfD-Politiker traf auf viele Zuhörer – und auf viele Kritiker.

Die 200. Pegida-Kundgebung seit Gründung der islam- und ausländerfeindlichen Bewegung hat am Montagabend Tausende Menschen in die Dresdener Innenstadt gezogen. Rund 4000 von ihnen waren Zuhörer, waren unter anderem für eine Rede des Thüringer AfD-Chefs Björn Höcke gekommen. Etwa 2500 bis 3000 Menschen protestierten aber auch lautstark gegen Höcke und Pegida.

Pegida-Chef Lutz Bachmann konnte Höcke nach eigenem Bekunden nicht selbst auf der Bühne begrüßen, weil das vom AfD-Bundesvorstand nicht erwünscht gewesen sei. Höcke ging unter anderem auf die aktuellen Ereignisse in Thüringen ein und warf Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in diesem Zusammenhang einen „Putsch“ gegenüber den Verfassungsorganen des Freistaates Thüringen vor. Deshalb habe man Strafanzeige gegen sie gestellt.

200. Pegida-Kundgebung: CDU und FDP riefen zu Gegendemonstrationen auf

Während Initiativen wie das Bündnis „Dresden Nazifrei“ regelmäßig gegen Pegida und ihren Frontmann Lutz Bachmann demonstrieren, hatten erstmals auch die Dresdner Kreisverbände von CDU und FDP zu einer Gegendemonstration aufgerufen. Unterstützt wurde der Protest unter anderem vom Landesverband der Jüdischen Gemeinden, der Katholischen Kirche sowie der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen. Die Gegendemonstranten befanden sich in Sicht- und Hörweite der Pegida-Versammlung.

„Wir überlassen eben nicht denjenigen den öffentlichen Raum, die offen Rechtsextremismus, die offen Hass, die offen Menschenfeindlichkeit auf diesem Platz betreiben“, sagte der sächsische CDU-Generalsekretär Alexander Dierks. Pegida spreche oft von Gewaltlosigkeit: „Aber Gewalt beginnt nicht eben nicht erst mit Taten, Gewalt beginnt mit Worten.“

Insgesamt hatte die Polizei auf dem Neumarkt drei Kundgebungen parallel abzusichern. Auf Absperrungen wurde verzichtet, so dass die Lager nur durch Reihen von Polizisten und Ordnern getrennt waren. Dennoch blieb alles friedlich.

Dresden am Montagabend: Pegida-Anhänger und Gegendemonstranten schwenken vor der Frauenkirche auf dem Neumarkt Flaggen.
Dresden am Montagabend: Pegida-Anhänger und Gegendemonstranten schwenken vor der Frauenkirche auf dem Neumarkt Flaggen. © dpa | Robert Michael

Höckes Pegida-Auftritt rief Kritik auch in Reihen der AfD hervor

Höcke hatte in den vergangenen Jahren immer wieder deutlich gemacht, dass er die ausländerfeindliche Pegida-Bewegung schätzt. 2016 sagte er in einer Parteitagsrede: „Ohne sie wäre die AfD nicht, wo sie ist. Ich sage danke.“

Die Bewegung der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ hatte sich im Herbst 2014 gegründet. Sie machte fast jeden Montag gegen Flüchtlinge Stimmung und radikalisierte sich zunehmend.

Mitte Januar 2015 erreichte sie mit rund 25.000 Teilnehmern in Dresden ihren Höhepunkt, verlor aber zuletzt deutlich an Zuspruch und fand nicht mehr wöchentlich statt. Der mehrfach vorbestrafte Pegida-Anführer Lutz Bachmann wurde unter anderem wegen Volksverhetzung verurteilt.

In der AfD hatte die Ankündigung von Höckes Teilnahme an der Demonstration für kontroverse Diskussionen gesorgt. „Mein Gott, Leute! Was soll das jetzt?!“, schrieb Frank-Christian Hansel, parlamentarischer Geschäftsführer der AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, auf seiner Facebook-Seite. Der „Flügel“ dürfe die „derzeitige gute Konjunktur“ der AfD jetzt nicht auf Kosten der Partei für seine Zwecke instrumentalisieren. Auch einige Hamburger Wahlkämpfer waren nicht begeistert. Viel Gegenwind gibt es aber nicht.

Sein Auftritt sorgte in der Sitzung des Parteivorstandes am Montag zwar für kontroverse Diskussionen. Ein Beschluss wurde dann am Ende aber doch nicht gefällt.

(br/dpa)