Mühlhausen. Der Prozess gegen zwei mutmaßliche Neonazi-Schläger, die 2018 im Eichsfeld zwei Journalisten attackierten, soll offenbar erneut verschoben werden.

Der Prozess gegen die beiden mutmaßliche Rechtsextremisten Gianluca B. und Nordulf H. am Landgericht Mühlhausen steht erneut vor einer Verschiebung.

Die Hauptverhandlung sollte zunächst Ende Januar beginnen. Sie wurde allerdings mit Verweis auf die zu diesem Zeitpunkt in Thüringen höchsten Zahlen an Corona-Infizierten in Deutschland auf Anfang März verschoben – diesen Termin will das Landgericht nun offenbar noch einmal deutlich weiter nach hinten verlegen.

Wegen Corona nur wenig Prozessbeobachter erlaubt

Sven Adam, der die Nebenkläger in dem Prozess vertritt, bestätigte auf Nachfrage die Informationen dieser Zeitung. Es sei bei ihm eine entsprechende telefonische Information des Landgerichts in dieser Woche eingegangen. Begründet worden sei die erneut geplante Verlegung damit, dass wegen der Corona-Pandemie lediglich drei Medienvertreter und drei Zuschauer in dem Sitzungssaal im Puschkinhaus hätten zugelassen werden können.

Der Unstrut-Hainich-Kreis gehört nach wie vor zu den Landkreisen in Deutschland, die am stärksten von dem Corona-Virus betroffen sind. Das Robert-Koch-Institut gab die Inzidenz, also die Zahl der Infizierten auf 100.000 Einwohner in einer Woche gerechnet, am Freitagabend mit rund 171 an.

Hängepartie um Nazi-Angriff geht ins dritte Jahr

Wenn sich die neuerliche Verlegung bestätigt, dann geht die Hängepartie um diesen Prozess gegen zwei Beschuldigte aus dem Umfeld des Funktionärs der rechtsextremen NPD, Torsten Heise, weiter und bereits in das dritte Jahr.

Einer der beiden Angeklagten ist sein Sohn, der andere gilt als sein Ziehsohn und gehörte unter anderem schon mehrfach zum Organisationsteam bei von Heise organisierten Rechtsrockfestivals.

Zunächst hatte die Staatsanwaltschaft mehr als ein Jahr gebraucht, um die Ermittlungen abzuschließen. Dann schaffte es das Gericht lange nicht, über die Zulassung der Anklage zu befinden und das Verfahren zu terminieren. Als Begründung wurden Besetzungsprobleme bei der verhandelnden Strafkammer genannt.

Zwei Journalisten im Eichsfeld überfallen

Den beiden Beschuldigten wird vorgeworfen, im April 2018 zwei Journalisten im Landkreis Eichsfeld überfallen zu haben. Die hatten zu Recherchezwecken in Fretterode im Eichsfeld Außenaufnahmen vom Haus von Torsten Heise gemacht.

Sie sollen damals geflüchtet sein, als zwei Männer auf sie zustürmten und sie bedrohten. Dabei soll es sich um die beiden Angeklagten gehandelt haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die beiden Beschuldigten die Opfer mit dem Auto verfolgten.

Auf einer Landstraße kam der schwarze BMW der Journalisten dann von der Straße ab – und wurde zerstört. Den Männern wird vorgeworfen, zunächst eines der Opfer geschlagen und dem anderen dann einen Messerstich in den Oberschenkel versetzt zu haben.

Außerdem sollen sie die Fotoausrüstung mitgenommen haben. Die Anklagebehörde legt ihnen deshalb schweren Raub und gefährliche Körperverletzung zur Last.

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