Berlin. Teile der CDU wollen einen radikalen Wandel im Rentensystem. Für den hagelt es nun Kritik – unter anderem vom Koalitionspartner SPD.

  • Die Rente ist seit langem Inhalt politischer Debatten – nun setzt sich die CDU für eine Revolution des Systems ein
  • So soll das feste Eintrittsalter abgeschafft werden, stattdessen sollen die Beitragsjahre entscheidend sein
  • Das sehen Vertreter einiger anderer Parteien kritisch – und üben starke Kritik

Ohne Abschläge in Rente? In Deutschland müssen Arbeitnehmer dafür in der Regel ein bestimmtes Alter erreichen – bisher. Denn laut einer Empfehlung des CDU-Bundesfachausschusses „Soziale Sicherung und Arbeitswelt“ könnte sich das in Zukunft ändern.

Rente: Neuer Vorschlag aus der CDU

Entsprechende Pläne gibt es in der CDU schon länger. Nun hat sich diesen auch der Bundesfachausschuss angeschlossen, wodurch sie wohl auch in das CDU-Wahlprogramm für die Bundestagswahl 2021 einfließen werden.

Im Kern geht es in den Plänen der Christdemokraten darum, dass Arbeitnehmer in Zukunft nicht mehr bei Erreichen eines bestimmten Alters in Rente gehen sollen. Im Fokus soll vielmehr die Zeit stehen, in der die jeweiligen Personen in die Rentenversicherung eingezahlt haben. Lesen Sie hier: Das ändert sich bei der Rente 2021.

Um abschlagsfrei in Rente zu gehen, sollen Arbeitnehmer demnach 45 Jahre Regelversicherungszeit erbringen. Ausgangspunkt für die Berechnung der Versicherungszeit soll der Zeitpunkt des ersten sozialversicherungspflichtigen Arbeits- oder Ausbildungsvertrages sein beziehungsweise spätestens das Datum, an dem es keinen Kindergeldanspruch mehr gibt. Lesen Sie mehr: Rente: Eintrittsalter sorgt für große Probleme bei Pflege

Nach neuen Ideen aus der CDU soll das Rentensystem grundlegend reformiert werden. Künftig wären die Beitragsjahre entscheidend – nicht mehr das Alter.
Nach neuen Ideen aus der CDU soll das Rentensystem grundlegend reformiert werden. Künftig wären die Beitragsjahre entscheidend – nicht mehr das Alter. © dpa | Federico Gambarini

Der Vorstoß wäre insofern ein Systemwechsel, als bislang das Alter den Ausschlag für den Renteneintritt gilt. Versicherte, die vor dem 1. Januar 1947 geboren sind, konnten bei Vollendung des 65. Lebensjahres abschlagsfrei in Rente. Lesen Sie dazu:Rente mit 63 Jahren: Diese neuen Zweifel äußern Kritiker

In Rente gehen vor 63 Jahren – so wird es möglich

weitere Videos

    Bei Versicherten der Geburtsjahrgänge 1947 bis 1963 liegt die Grenze zwischen 65 und 67 Jahren. Wer 1964 und danach zur Welt kam, erreicht die Regelaltersgrenze dagegen mit Vollendung des 67. Lebensjahres.

    Rentenpläne der CDU: Kritik von SPD, Grünen und Linken – Zustimmung bei der FDP

    In den anderen Parteien hat der Vorschlag ein eher negatives Echo hervorgerufen. Lediglich die FDP heißt ihn gut – mit dem Hinweis, dass man eine solche Neuerung schon lange fordere. SPD, Gründ und Linke lehnen die Pläne laut Deutscher Presse-Agentur dagegen ab. Auch interessant:Soli, Rente und Mindestlohn: Das ändert sich 2021

    SPD-Chefin Saskia Esken befürchtet etwa, dass durch das Renten-Konzept die „Corona-Helden von heute zu Almosenempfängern von morgen“ werden. Etwa Altenpfleger und -pflegerinnen, Erzieher und Erzieherinnen sowie Busfahrer und Busfahrerinnen würden das reguläre Rentenalter und damit die volle Rente oft nicht erreichen. Der Grund: Nach oft Jahrzehnten harter Arbeit müssten viele von ihnen vorzeitig aus dem Berufsleben ausscheiden.

    Klare Kritik an Renten-Konzept: „unsoziale Rentenkürzung“

    Von Seiten der Grünen hieß es diesbezüglich, man halte eine Konzentration auf die Frage des Rentenalters für „nicht sinnvoll“. Linken-Politiker Matthias Birkwald bezeichnete die Pläne als „unsoziale Rentenkürzungen“. Stattdessen sollten alle Versicherten wieder ab 65 Jahren ohne Abschläge in Rente gehen dürfen, nach 40 Beitragsjahren sogar schon ab 60 Jahren, sagte Birkwald der dpa.

    Die AfD, die erst vor kurzem ein eigenes Rentenkonzept beschlossen hatte, lehnt ein festes Alter für den Renteneintritt ab. Vielmehr sollen Versicherte individuell über das Ende ihres Arbeitslebens entscheiden können und entsprechend mehr oder weniger Rente erhalten.

    Rente: CDU nimmt Finanzierung in den Fokus

    Neben dem Renteneintritt nimmt die CDU mit ihren neuen Plänen auch die Rentenfinanzierung in den Fokus. Diese soll von einem reinen Umlagesystem, bei dem die aktuellen Auszahlungen an Rentner durch laufende Einzahlungen der Versicherten finanziert werden, auf ein zweigliedriges Modell umgestellt werden.

    Empfohlener externer Inhalt
    An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
    Externer Inhalt
    Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

    Dabei soll neben der Umlagefinanzierung ein Teil der Rente durch Anlage der Beiträge am Kapitalmarkt erwirtschaftet werden. Die Bundesregierung soll dafür einen Vorschlag erarbeiten. Als Idee ist dabei angedacht, unter dem Dach der Rentenversicherung eine Körperschaft des öffentlichen Rechts einzurichten, die einen Rentenfond aufbauen und verwalten soll.

    Gegenüber der Deutschen Presseagentur zeigte sich Thomas Heilmann, CDU-Bundestagsabgeordneter und Sprecher des Bereichs „Zukunft der Arbeit“ der Christdemokraten von den Plänen überzeugt. Diese würden „ein Stück Ludwig Erhard in der gesetzlichen Rentenversicherung“ schaffen. Erhard hatte sich seinerzeit als Wirtschaftsminister für eine Kapitaldeckung der Rente eingesetzt.