Berlin. Dreißig Jahre nach der Einheit steht der Osten beim Natur- und Umweltschutz gut da. Die ehemalige Grenze soll ein Naturmonument werden.

Blühende Landschaften hatte Helmut Kohl den neuen Bundesländern versprochen. Dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung scheint sich zumindest die Natur im Osten erholt zu haben. Das geht aus Daten zur Umweltbilanz der deutschen Einheit hervor, die Bundesumweltministerin Svenja Schulze gemeinsam mit dem Präsidenten des Umweltbundesamts, Dirk Messner, am Montag in Berlin vorgestellt hat.

Messner sprach von einer positiven Umweltbilanz. Man habe beim Umwelt- und Naturschutz große Fortschritte gemacht. „In viele Flüsse ist das Leben zurückgekehrt. Die Luft, die vor 30 Jahren in manchen Regionen beißend war, ist heute wieder fast überall unter den geltenden Grenzwerten“, so der Chef des Umweltbundesamts.

Umweltbilanz der Einheit: Flüsse im Osten sind nicht mehr „ökologisch zerstört“

Nach 1990 habe sich die Umwelt in den neuen Bundesländern gut erholt, vor allem weil auf ehemaligem DDR-Gebiet Industriebetriebe stillgelegt oder saniert, neue Kläranlagen gebaut und die Umweltgesetzgebung verbessert worden sei. Die Luftverschmutzung sei extrem gesunken, die Belastung mit Schwermetallen wie Quecksilber in vielen größeren Flüssen im Osten sei seit der Einheit um mehr als 95 Prozent zurückgegangen. 1990 galten viele ostdeutsche Gewässer noch als „ökologisch zerstört“.

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Doch die Gewässer bleiben auch im vereinten Deutschland ein Sorgenkind: Laut Umweltbundesamt haben aktuell nur sieben Prozent der Fließgewässer in Deutschland einen guten ökologischen Zustand, wie ihn die EU-Wasserrahmenrichtlinie bis 2027 vorgibt, kein einziger Fluss erreiche einen guten chemischen Zustand.

„Grünes Band“: Ehemaliger Grenzstreifen soll Nationales Naturmonument werden

Auch deshalb will die Bundesregierung mit einem neuen Naturschutzgebiet entlang des ehemaligen Grenzstreifens noch mehr für das ökologische Gleichgewicht tun. Das so genannte Grüne Band, ein Verbund von Biotopen entlang der früheren deutsch-deutschen Grenze soll ein Nationales Naturmonument werden.

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„Die ehemalige innerdeutsche Grenze hat sich von einem Todesstreifen zu einer echten Lebenslinie entwickelt“, sagte Bundesumweltministerin Schulze in Berlin. Mehr als 1200 bedrohte Tier- und Pflanzenarten seien dort beheimatet. Erinnerungskultur und Naturschutz sollen in dem Gebiet Hand in Hand gehen.

Nationale Naturmomente sind laut Gesetz Gebiete, die wegen ihrer wissenschaftlichen oder historischen Bedeutung oder wegen ihrer „Seltenheit, Eigenart oder Schönheit“ als Naturschutzgebiet von herausragender Bedeutung sind. Hierzu zählen bisher zum Beispiel die Kluterthöhle im Ennepetal südlich des Ruhrgebiets oder den Park Ivenacker Eichen im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte.

Die Umweltministerin würdigte auch den Beitrag der Umweltbewegung in der DDR. Die friedliche Revolution, der Fall der Mauer und die Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 hätten einen wichtigen Impuls für mehr Naturschutz in Deutschland gegeben. Die Entscheidung der letzten DDR-Regierung im September 1990, mit einem „Nationalparkprogramm“ umfangreiche Gebiete unter besonderen Schutz zu stellen, habe den Anstoß gegeben, viele Flächen zu sichern.

Auch UBA-Präsident Dirk Messner betonte, dass in der früheren DDR auch die Bürgerbewegung für mehr Umwelt- und Naturschutz gesorgt hätte. „Die Demokratie- und die Umweltbewegung sind hier eng verbunden gewesen“, so Messner. (bml/dpa)

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